Warum die Inflation längst nicht besiegt ist
Trotz sinkender Inflationsraten bleiben die Preise vieler Dienstleistungen hoch. Ein Einmaleffekt? Oder ein Risiko für die kommenden Monate? Lesen Sie, welche Faktoren den Preisauftrieb weiterhin befeuern könnten.
Die Inflation ist zuletzt deutlich gesunken. Damit wird sie nicht mehr als wirkliche Gefahr wahrgenommen. Doch viele hohe Preise sind gekommen, um zu bleiben. Das gilt vor allem für den Sektor der Dienstleistungen. Nun gab es in dieser Woche neue Daten und die haben gezeigt: Die Teuerung ist mit zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich angestiegen.
Viele Experten sind sich einig: Das war jetzt ein einmaliger Ausreißer nach oben. Die kommenden Monate werden eine Normalisierung bringen. Das Ziel der Preisstabilität mit einer Inflationsrate von zwei Prozent ist für 2025 klar vorgegeben. Doch was passiert, wenn die Inflation nun doch wieder ansteigen sollte?
Gründe dafür gibt es zahlreiche. Derzeit sind zwar die Energiepreise auf einem eher niedrigen Niveau – doch das muss nicht so bleiben. Erst im August war zu sehen, wie schnell beispielsweise der Ölpreis auf eine weitere Eskalation der Lage im Nahen Osten reagiert. Preissprünge von 20 Prozent und mehr in kurzer Zeit sind immer möglich.
Stichwort US-Wahl: Hierzu hatte ich erst vor einer Woche das Thema Zölle erläutert. Die sind – egal ob nun Trump oder Harris gewinnt - so gut wie sicher. Erst in dieser Woche hat zudem die EU höhere Zölle auf E-Autos aus China auf den Weg gebracht. Pikantes Detail am Rande: Hiervon sind alle E-Autos aus China betroffen, also auch die dort von deutschen Herstellern wie BMW oder Volkswagen gefertigt werden.
Die klare Ausrichtung gegen die Vorteile der chinesischen Autobranche bleibt so doch etwas auf der Strecke. Sowohl steigende Energiepreise als auch Zölle lassen die Teuerung ansteigen und können sich schon auf Sicht der kommenden Monate als Belastung festsetzen.
Langfristiger Inflationstrend zeigt weiter nach oben
Doch zurück zur allgemeinen Inflationsentwicklung: Sicherlich haben wir bei den kurzfristigen Belastungsfaktoren eine deutliche Entlastung gesehen. Aber der zugrundeliegende Trend zu strukturell höheren Inflationsraten bleibt bestehen. Wir alle haben ausgehend von der Corona-Krise 2020 das Phänomen der Inflationsrückkehr erlebt.
Im Grunde war es ganz einfach: Alles ist teurer geworden. Gerade bei den Dienstleistungen sind hier zum Teil schon absurde Preisniveaus erreicht worden. Nur ein kleines Beispiel: Die Arbeitsstunde in einer offiziellen KFZ-Vertragswerkstatt bei einem der großen Marken wird jetzt häufig über 180 Euro abgerechnet. Diese Preise sind gekommen, um zu bleiben. Ein Aspekt, warum das gesamte Thema Inflation uns auch 2025 noch längere Zeit beschäftigen könnte.
Bezogen auf den Kapitalmarkt gilt aber auch: In Phasen mit einer Inflationsrate zwischen zwei und drei Prozent haben Aktien in der Vergangenheit oft eine stabile Entwicklung gezeigt. Insofern sollte man die Inflationsrate – ob nun in den USA oder bei uns – weiter beobachten, aber bei einem leichten Anstieg in Richtung Drei-Prozent-Marke nicht sofort unruhig werden.