Der Reiz der Langeweile beim Investieren

Facebook, LinkedIn oder Instagram – der ständige Strom der Nachrichten auf den Social Media-Kanälen verhindert auch etwas: Langeweile kommt kaum noch auf. Doch Langeweile kann gut sein. Besonders wenn es um das Investieren geht. Das mag sich komisch anhören. Denn Langeweile und Börse passen überhaupt nicht zusammen. Doch für den langfristigen Erfolg an der Börse können die ausgewählten Investments fast nicht langweilig genug sein.
Langeweile beim Investieren heißt aber auch: Die Rendite ist nicht überragend. 100 Prozent in einem Jahr mit einer Aktie sind so fast ausgeschlossen. Aber dafür kommt ein anderer Aspekt stark zum Tragen: Das Risiko nimmt ab, weil es eben langweilige Aktien gibt, die stetige Erträge erzielen und langfristig an der Börse zulegen – aber nur selten auf den täglichen Top-Listen auftauchen. In den meisten Fällen tauchen die Aktien jedoch auch nicht auf den täglichen Flop-Listen auf.
Geringe Schwankungen beruhigen das Gemüt der Investoren
Das beruhigt das Gemüt und so kann man als Investor dann entspannt dem langfristigen Vermögensaufbau zusehen. Tatsächlich klingen acht bis neun Prozent Jahresrendite mit einem „langweiligen“ Aktienportfolio nicht sonderlich aufregend. Bei der Rendite verdoppelt sich nach der 72er-Regel immerhin alle neun bzw. acht Jahre das eingesetzte Geld. Das klingt nicht schlecht – ist vielen Investoren aber nicht genug.
Denn die Investmentrealität sieht anders aus. Neue „Jahrhundertchancen mit Megatrends“ lauern mehr oder weniger hinter jeder Ecke. Einige Beispiele von Megatrends aus den vergangenen Jahren – die dann doch nicht so ganz aufgegangen sind – verdeutlichen: Die Gier der Investoren ist nahezu grenzenlos. Der Verstand wird oft genug ausgesetzt, wenn nur die Renditechance groß genug ist.
Vegane Ernährung: Vom Megatrend zum Megaflop an der Börse
Sicherlich liegt gesunde Ernährung ohne tierische Produkte im Trend. Speziell den Fleischersatzprodukten wurde vor wenigen Jahren eine große Zukunft vorausgesagt. Aber stabiles Wachstum eines Trends ist eine Sache. Daraus einen Erfolg an der Börse zu machen etwas ganz Anderes.
Bestes Beispiel bei diesem Trend ist Beyond Meat, die mit Fleischersatzprodukten wie veganen Burgern erst einmal nach dem Börsengang im Februar 2020 durchgestartet sind. Doch davon ist nicht viel übrig und die Aktie hat vom Börsengang bis jetzt 95 Prozent verloren.
Das ist umso erstaunlicher, weil gerade bei demographischen Trends der Blick in die Zukunft doch nicht auf die viel zitierte Glaskugel gerichtet ist. Klare Prognosen möglich. Geschäftsmodelle mit Produkten des Alltags sind so einigermaßen genau einzuschätzen. Doch auch hier kommt es noch auf das richtige Produkt an.
Anders sieht es beispielsweise bei stark zyklischen Geschäftsmodellen aus. Wo die Reise beispielsweise bei der deutschen Automobilindustrie hingeht, ist kaum prognostizierbar. Damit ist auch die weitere Entwicklung der großen deutschen Namen aus der Autobranche ungewiss.
Den kommenden Verbrauch von Gütern des Alltags wie Zahnpasta, Waschmitteln oder Klebemitteln lässt sich einigermaßen prognostizieren – auch weil der demographische Wandel doch recht stabil daherkommt. Unternehmen wie Procter & Gamble oder Colgate mögen wirklich langweilig sein. Aber diese Langeweile hat sich auf lange Sicht ausgezahlt. Zudem bietet der geringe Kapitalbedarf und die stabilen Erträge noch die zusätzliche Chancen auf Dividenden.
Ich bleibe dabei: Langeweile und Börse passen doch zusammen. Man muss als Investor nur mit den Bedingungen der langweiligen Investments klarkommen, dann stellt sich der Erfolg fast von selbst ein.