Unsere fünf Dax-Favoriten für 2025
Der Dax wird das Börsenjahr 2024 mit einem deutlichen Gewinn beschließen - zum zweiten Mal in Folge. Ob das 2025 wiederholt werden kann, ist fraglich. Doch innerhalb des Index gibt es durchaus noch Aktien mit Kurspotenzial. Wir stellen fünf Favoriten vor.
Weihnachten steht vor der Tür und das Börsenjahr ist so gut wie gelaufen. Zeit, Bilanz zu ziehen. Aktien, Anleihen, Gold, Krypto, Immobilien – was auch immer du 2024 im Depot hattest: 2024 ist jede gängige Anlageklasse mehr oder weniger deutlich gestiegen.
Und auch, wenn die wirtschaftliche Stimmung anderes nahelegt: Selbst der eigentlich recht träge Dax lieferte 2024 mächtig ab. Mit gut einem Fünftel Kurszuwachs ließ er sogar einen großen US-Index (namentlich den Dow Jones) hinter sich. Ok, zumindest, wenn du Währungseffekte mal außen vor lässt.
Das führt natürlich unweigerlich zur Frage, ob das Jahr 2025 – nachdem es die vergangenen beiden Jahre schon so stark aufwärts ging – nochmal so gut werden kann. Logischerweise weiß das niemand. Aber es gibt zumindest zwei Gründe, die zur Vorsicht mahnen.
Der eine wird im Januar ins Weiße Haus einziehen und hört auf den Namen Donald Trump. Trump plant Zölle und Steuersenkungen in großem Stil. Beides dürfte die Preise treiben und möglicherweise die Notenbanken veranlassen, die Zinsen langsamer zu senken als erhofft. Zur Erinnerung: Es war die hohe Inflation (mit in Folge stark steigenden Zinsen), die 2022 zu einem Crash nahezu aller Anlageklassen geführt hat.
Axel Botte, Chefstratege beim französischen Vermögensverwalter Ostrum, drückt das so aus: „Neben der Handelspolitik erfordern die in den Vereinigten Staaten versprochenen Steuersenkungen eine drastische Senkung der Bundesausgaben, um zu verhindern, dass das Defizit in Richtung acht oder neun Prozent des BIP abrutscht.“ Diese Situation würde die langfristigen Zinssätze in den USA unter (Aufwärts-)Druck setzen und wahrscheinlich zu einem Rückgang der risikobehafteten Anlagen führen, befürchtet Botte.
Der zweite Risikofaktor liegt in der laufenden Rally selbst begründet. Die großen Indizes - und darin gerade die sehr hoch kapitalisierten Aktien (so genannte Large und Mega Caps) - haben sehr deutlich zugelegt. Harald Preißler, Kapitalmarktstratege beim Schweizer Fondshaus Bantleon, warnt etwa: „Hohe Bewertungen und optimistische Gewinnerwartungen könnten jederzeit zu Anfällen von Höhenkrankheit führen und eine deutliche Korrektur der Aktienmärkte in Gänze auslösen.“ Er rechne jedoch 2025 nicht mit einem Bärenmarkt, dafür seien die Makroperspektiven „insgesamt zu konstruktiv“.
Es wird dennoch auch im neuen Jahr drauf ankommen, innerhalb des Dax die richtigen Aktien zu erwischen. Das war schon im nun zu Ende gehenden Jahr entscheidend: Von 20 Prozent plus x Kurssteigerung jedenfalls, die der Index schaffte, konnten Aktionäre der Autowerte (BMW, Continental, Mercedes, die beiden Porsches und Volkswagen) oder Bayer (fast 40 Prozent Minus dieses Jahr bisher) allenfalls träumen.
Wir haben deshalb fünf Dax-Aktien herausgepickt, denen wir mittelfristig eine bessere Kursentwicklung zutrauen als dem Dax insgesamt. Abgerechnet wird dann in einem Jahr. Übrigens: Mit der Musterdepot-Funktion von onvista kannst du unsere Auswahl für 2025 ganz ohne Risiko nachkaufen und überprüfen, ob wir tatsächlich besser abschneiden als der Index. Hier findest du alle Infos zum Tool. Und damit Bühne frei für unsere Auswahl.
Für Charttechniker: Henkel
Die Aktie des Konsumgüterkonzerns Henkel hatte vor einem Jahr unter Dax-Analysten die wenigsten Fans. Sie trauten ihr für 2024 keinen Kursgewinn zu – und wurden angesichts eines Kursplus‘ von knapp 20 Prozent eines Besseren belehrt. Aktuell zählt die eher defensive Henkel-Aktie sogar zu den spannendsten Titeln im Dax, insbesondere aus charttechnischer Perspektive.
Zwischen Juni 2017 und Juni 2022 hatten die Aktien zwischenzeitlich mehr als die Hälfte an Wert verloren. Hauptgründe dafür waren stagnierende Umsätze, zunehmender Wettbewerbsdruck und externe Herausforderungen wie die Pandemie.
In der zweiten Jahreshälfte 2022 und 2023 konnte sich der Aktienkurs des Unternehmens allerdings stabilisieren und einen Boden ausbilden. Im Monatschart hat die Henkel-Aktie dann in diesem Kalenderjahr den seit 2017 gültigen Abwärtstrend nach oben überschritten.
Dieser Trendbruch ist ein klares Signal für eine mögliche langfristige Trendwende in der Henkel-Aktie. Besonders bemerkenswert ist, dass der Ausbruch über den Abwärtstrend mit einem soliden Anstieg des Handelsvolumens einherging – ein starkes Indiz dafür, dass institutionelle Investoren wieder Vertrauen in die Aktie gewinnen.
Auch die Fundamentaldaten haben sich verbessert: Durch die Optimierung interner Prozesse und Kostensenkungen konnte Henkel die Profitabilität steigern. Gleichzeitig hat das Unternehmen seine Expansion in wachstumsstarke Regionen wie Asien und Lateinamerika vorangetrieben, was zur Diversifikation beiträgt und regionale Risiken reduziert. Mit starken Marken wie „Persil“, „Schwarzkopf“ und „Fa“ verfügt Henkel über ein robustes Portfolio, das auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Bestand hat.
Hinzu kommt eine moderate Bewertung. Trotz der jüngsten Kursgewinne bleibt Henkel im Verhältnis zu anderen Konsumgüterunternehmen tendenziell unterbewertet. Auch makroökonomische Entwicklungen könnten der Aktie Auftrieb geben: Sollten sich die globalen Bedingungen, etwa durch sinkende Rohstoffpreise oder eine Erholung der Weltwirtschaft, verbessern, wäre Henkel gut positioniert, um von diesen Trends zu profitieren. Das macht die im Dax notierte Vorzugsaktie zu einem interessanten Investment für Investoren, die auf der Suche nach Turnaround-Kandidaten sind.
Für Mutige: Bayer
Ein ebensolcher ist zweifellos auch die Bayer-Aktie, das allerdings schon seit vielen Jahren. Doch das Kurstrauerspiel scheint einfach immer weiter zu gehen: Selbst vom Kurs von rund 32 Euro, die Bayer zum Jahreswechsel 2023/24 noch kostete – dem damals schon tiefsten Stand seit 2009 (!) – ging es dieses Jahr gegen den Markttrend nochmal 40 Prozent nach unten. Der Titel notiert derzeit unter 20 Euro, auf dem nun tiefsten Stand seit zwei Jahrzehnten.
Das allein zeigt: Auf einen Turnaround bei Bayer zu setzen ist nur was für ganz Mutige. Neben den anhaltenden Rechtsstreitigkeiten rund um Glyphosat belasten vor allem der Rückgang im Agrargeschäft und der Auslauf zahlreicher Patente die Geschäfte.
Der seit knapp zwei Jahren amtierende Bayer-Chef Bill Anderson treibt aber die Restrukturierung des Konzerns voran und erzielt erste Erfolge. Durch den Abbau von Hierarchieebenen und Bürokratie will er Entscheidungen beschleunigen und das Innovationstempo steigern. 6.000 Stellen hat Bayer in den ersten neun Monaten 2024 netto bereits abgebaut.
Zudem konnte Bayer die Nettofinanzverschuldung um zehn Prozent auf 35 Milliarden Euro senken. Außerdem arbeitet der Konzern intensiv an neuen Medikamenten, die Entwicklungs-Pipeline ist gut gefüllt. Möglich, dass eines dieser Projekte bald Marktreife erlangt.
Interessant ist die Einschätzung der US-Investmentbank JP Morgan zur Bayer-Aktie, die einen Boden für den Kurs im Jahr 2025 prognostiziert. Entscheidend dafür ist eine Trendwende im Agrarbereich, die mit steigenden Lebensmittelpreisen und dem Abbau der Lagerbestände von Landwirten einhergehen könnte.
Die Konkurrenz-Analysten von Morgan Stanley sind sogar noch optimistischer: Das US-Investmenthaus sieht für Bayer ein Kursziel von 30 Euro; 50 Prozent oberhalb des aktuellen Kurses.
Die neue Strategie, deren ersten Erfolge, sowie die positive Einschätzung von Analysten lassen auf Besserung hoffen. Die Bayer-Aktie könnte ihr Kursziel von 30 Euro erreichen, wenn mehrere Entwicklungen positiv verlaufen: Neue Medikamente müssen erfolgreich sein, das Agrargeschäft muss sich erholen und die Schulden müssen weiter abgebaut werden.
Und dann ist da noch der Faktor Bewertung: Mit inzwischen weniger als 20 Milliarden Euro Börsenwert könnte Bayer, das keinen Ankeraktionär hat, zum Übernahmeziel werden – zumal die Zinsen auch 2025 zumindest moderat sinken dürften und damit solche Großübernahmen erleichtern. Wir meinen: Einen Versuch jedenfalls ist es nun wert.
Für Dividenden-Jäger: DHL
Für den Logistikkonzern DHL und seine Aktionäre war 2024 ein verlorenes Jahr. Während der deutsche Leitindex Dax um gut ein Fünftel zulegen konnte, ging es für die DHL-Aktie ebenso stark nach unten. DHL leidet unter dem schwachen Welthandel und musste die Prognose fürs laufende Jahr kappen.
Statt mehr als sechs Milliarden Euro Betriebsergebnis („Ebit“ für Earnings before interest and taxes“) will DHL nun nur noch 5,8 Milliarden Euro erreichen. Auch die mittelfristigen Ebit-Ziele korrigierte der Konzern nach unten – schlecht für den Kurs.
Genau dadurch könnte sich für antizyklische Investoren aber nun eine interessante Einstiegschance bieten. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der erwarteten Gewinne für 2024 liegt bei nur 13. Niedriger war es in der Vor-Corona-Zeit nie und erreichte in guten Jahren auch schon mal Werte von über 20 – also ein Drittel höher als aktuell.
Mehr als die aktuell fünf Prozent Dividendenrendite versprach die Aktie, deren größter Aktionär der Bund ist, zudem ebenfalls nur selten in den vergangenen zehn Jahren. Diese Kombination aus günstiger Bewertung und hoher Dividendenrendite sollte eine gewisse Absicherung nach unten bieten.
Sollte sich das globale konjunkturelle Umfeld mittelfristig besser entwickeln als derzeit erwartet, sollte DHL davon überproportional profitieren. Ein möglicher Auslöserhierfür könnte – man höre und staune - die Steuerpolitik von Donald Trump sein, der bekanntlich Steuersenkungen für amerikanische Unternehmen plant.
Kurbelt er damit erfolgreich die US-Konjunktur an, würde auch DHL profitieren. Der Konzern erwirtschaftet ein Fünftel seiner Umsätze in den USA. Und auch ohne solche Positiveffekte wäre zumindest die ansehnliche Dividende auf Sicht gut zu bezahlen: Die 2,2 Milliarden Euro jährliche Ausschüttung stemmt der Konzern derzeit komfortabel aus dem Free Cashflow, den Analysten 2024 bei 2,7 Milliarden Euro erwarten. Ab 2026 soll diese Kennzahl deutlich steigen – der Aktienkurs könnte das 2025 vorweg nehmen.
Für Konservative: Münchener Rück
Ein klassischer Dividendentitel im Dax ist auch der Rückversicherer Münchener Rück. Zugegeben, die Ausschüttungs-Rendite der Aktie von derzeit knapp drei Prozent war auch schon mal höher. Aber die Dividendenhistorie der Münchner sucht im Dax ihresgleichen: Seit dem Geschäftsjahr 1970/71 hat der Konzern seine Ausschüttung in jedem Jahr mindestens konstant gehalten. Und alles deutet darauf hin, dass sich Aktionäre im April 2025 über eine abermalige Erhöhung der bereits 2024 kräftig erhöhten Dividende auf dann gut 16 Euro je Aktie freuen können.
Die Münchener Rück ist jedenfalls finanziell grundsolide; die Ratingagentur S&P hat das Kreditrating des Konzerns erst im Juli auf die zweitbeste Stufe „AA“ angehoben – da kann im Dax nur die Allianz mithalten. Auch die Ausschüttung ist konservativ, 15 Euro je Aktie aus dem vergangenen Jahr waren weniger als die Hälfte des Gewinns je Anteilsschein. Und der Gewinn dürfte 2024 weiter klettern. Zuletzt hat der Konzern mehr als fünf Milliarden Euro in Aussicht gestellt – nach 4,6 Milliarden im Jahr 2023.
Die Münchener Rück profitiert dabei davon, dass die Zinsen zwar langsam rückläufig sind, aber immer noch auf deutlich höheren Niveaus liegen als in den Jahren vor 2022. Die wiederkehrenden Erträge aus dem fast eine Viertelbillion Euro schweren Investmentportfolio stiegen deshalb in den ersten neun Monaten 2024 um gut ein Zehntel auf mehr als zwei Milliarden Euro. Und da die Zinsen angesichts von Trump im Weißen Haus eher langsamer als schneller sinken dürften, sollte der Effekt auch 2025 anhalten.
Klar, das ist in den aktuellen Kursen oberhalb von 500 Euro je Aktie auch reflektiert – immerhin hat die eigentlich wenig volatile Aktie 2024 den schon starken Dax mit einem Kursplus von mehr als einem Drittel noch übertroffen. Dennoch ist die Aktie mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 13 fürs nächste Jahr immer noch weit weg davon, überhitzt zu sein – und könnte, sollte das Jahr 2025 nach den zwei konstant positiven Börsenepisoden 2023 und 2024 mal wieder etwas ruckeliger werden, mit Solidität punkten.
Für Risikoscheue: Deutsche Börse
In eine ganz ähnliche Richtung geht es bei der Deutschen Börse. Die Aktie der Frankfurter stieg 2024 in etwa im Gleichschritt mit dem Dax um gut ein Fünftel. Die Deutsche Börse profitiert von hohen Handelsvolumina, dem einträglichen Geschäft aus der Vermarktung ihrer Indizes und ESG-Daten, sowie üppigeren Zinsen auf von ihr für Kunden verwahrte Gelder.
Letzterer Effekt wird sich – auf immer noch hohem Niveau - vermutlich etwas abschwächen im kommenden Jahr. Aber dafür könnte eine andere Qualität der Aktie zum Tragen kommen. Denn durch ihr Handelsgeschäft ist die Deutsche Börse eine Profiteurin, wenn die Volatilität am Markt steigt – etwa, weil der neue US-Präsident Donald Trump und seine Administration die Welt in dieses oder jenes Chaos stürzen.
Selbst im für nahezu alle Anlageklassen schrecklichen Jahr 2022 konnte die Börse ihren Erlös um rund ein Fünftel steigern und sogar die Profitabilität nach oben schrauben.
Auch dieses Jahr lief es operativ richtig rund. Die im Sommer angehobene Prognose will das Management um den im Oktober für den langjährigen CEO Theodor Weimar installierten Chef Stephan Leistner nochmal übertreffen.
Zu den Stärken des Unternehmens (und der Aktie) zählt neben der Tatsache, dass das Geschäft recht konjunkturunabhängig ist, die üppige Marge. Mehr als 80 Prozent des Umsatzes bleiben als Rohgewinn hängen und immer noch rund ein Drittel als Nettogewinn. Das lässt Luft, auch wenn die Zeiten mal schwierig werden – und kann Anlegerinnen und Anleger beim Blick auf die relativ hohe Verschuldung beruhigen: Sie ist gut tragbar.
Die Aktie gibt es – gemessen etwa am Verhältnis zum Umsatz (7) beziehungsweise freien Cashflow (20) für die nächsten zwölf Monate - recht genau zum Durchschnittspreis der vergangenen zehn Jahre. Wir meinen: Das ist angesichts der Stärken eine attraktive Bewertung. Die Aktie der Deutschen Börse hat gute Chancen, den Dax 2025 wieder klar hinter sich zu lassen.
Offenlegung: Georg Buschmann hält seit April 2014 Aktien der Münchener Rück sowie seit Januar 2024 eine Anleihe der Deutschen Börse. Sebastian Wurm hält seit Oktober 2023 Aktien der DHL und seit August 2022 Aktien der Münchener Rück.