Dax legt vor US-Inflation zu – Nächste Niederlage für Bayer in den USA – Zahl der Aktionäre sinkt

Am deutschen Aktienmarkt hält die jüngste Aufwärtsbewegung kurz vor den Inflationsdaten aus den USA an. Der Dax legte innerhalb der ersten Handelsstunde 0,28 Prozent auf 20.327 Punkte zu und blieb damit in Sichtweite zu seinem bisherigen Rekord, der mit knapp 20.523 Punkten vor Weihnachten aufgestellt wurde. Allerdings blieb er unter seinem Vortagshoch.
Am Nachmittag stehen die wichtigen Verbraucherpreise aus den Vereinigten Staaten auf dem Programm. Die sind wichtig, weil sich ein Mix aus Zins-, Inflations- und Zollsorgen hartnäckig in den Köpfen der Anleger hält.
Unsere Volkswirte gehen davon aus, dass die Dezemberdaten keine klare Entspannung an der Preisfront signalisieren werden.
Die UBS rechnet damit, dass es in den kommenden Wochen und Monaten weiterhin zu Schwankungen an den Aktienmärkten kommen wird - entweder wegen aktueller Wirtschaftssignale oder wegen Neuigkeiten zur Politik von Donald Trump, der am kommenden Montag ein zweites Mal das Amt des US-Präsidenten übernimmt. Generell bleibe der Trend aber vorteilhaft für Aktien, denn die Stärke der US-Wirtschaft bleibe ein unterstützender Faktor für die Unternehmensgewinne. Am Mittwoch könnte sich dies schon zeigen, wenn amerikanische Banken die Berichtssaison einläuten.
Bayer kassiert nächste PCB-Niederlage in USA - Warten auf Supreme Court
Bayer hat in den USA einen weiteren Gerichtsstreit um angebliche Gesundheitsfolgen der seit Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB verloren. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern betonte zwar in einer Mitteilung von der Nacht zum Mittwoch, dass die Geschworenen-Jury im Fall Rose bei 11 von 15 Klägern zu Gunsten des Unternehmens entschieden habe.
Gleichwohl ist die Niederlage ein weiterer Rückschlag im Bemühen des Konzerns, die PCB-Streitigkeiten vom Tisch zu bekommen. Die Geschworenen sprachen den vier übrigen Klägern insgesamt 25 Millionen US-Dollar Schadenersatz sowie 75 Millionen Dollar Strafschadenersatz zu. Wichtiger als dieser Fall und wegweisend für die gesamte Causa wird aber ein PCB-Berufungsprozess, der im Februar beginnen soll. Der Bayer-Aktienkurs gab am Mittwoch moderat nach.
Bayer kündigte an, das Urteil für die übrigen vier Kläger anzufechten, „um eine Aufhebung oder zumindest eine Reduktion des Schadenersatzes zu erreichen". Blutproben und Lufttests hätten gezeigt, dass es kaum PCB-Belastung gegeben habe. In dem Fall ging es erneut um angebliche Gesundheitsschäden durch PCB im Schulgebäude Sky Valley Education Center (SVEC). Die Kläger machten den Stoff unter anderem für Hirnschäden verantwortlich.
Die PCB-Verfahren sind - wie der milliardenschwere Streit rund um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat - ein teures Erbe des US-Saatgutkonzerns Monsanto, den Bayer 2018 übernommen hatte. Monsanto wird vorgeworfen, jahrzehntelang verheerende Folgen der toxischen Schadstoffe verschwiegen zu haben. Das Unternehmen hatte das Mittel, das etwa als Brandschutzflüssigkeit in vielen Elektrogeräten und Baumaterialien verwendet worden war, bis 1977 hergestellt. 1979 wurde die Chemikalie in den USA verboten.
Bayer will weiterhin die Kosten für die PCB-Rechtsstreitigkeiten von ehemaligen Kunden erstattet bekommen. Ein Großteil der Abnehmer habe Monsanto von der Haftung freigestellt, um im Gegenzug in den 1970ern weiterhin PCB zu erhalten. Eine entsprechende Klage läuft.
Die Blicke richten sich derweil bereits auf einen PCB-Berufungsprozess, der im Februar vor dem obersten Gericht des Bundesstaates Washington, dem Washington Supreme Court, beginnen soll. Auch in diesem Fall - Erickson - geht es um eine angebliche PCB-Belastung im Sky Valley Education Center. Ein Berufungsgericht hatte im Mai vergangenen Jahres zunächst ein Urteil aus dem Jahr 2021 aufgehoben, das drei Lehrern Schadenersatz in Höhe von insgesamt 185 Millionen US-Dollar zugesprochen hatte.
Im Herbst entschied dann aber der Washington Supreme Court, sich der Sache anzunehmen. Sollte das Gericht zugunsten von Bayer entscheiden, könnte dies die potenzielle Haftung von mehr als einer Milliarde Dollar aus anderen PCB-Fällen verringern, erklärte Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan unlängst. Eine Entscheidung sei frühestens Mitte des Jahres zu erwarten, das Verfahren könnte sich aber auch bis zu zwölf Monate ziehen.
Weniger Aktionäre in Deutschland
Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist im zweiten Jahr in Folge geschrumpft. Gut 12,1 Millionen Menschen hierzulande hatten im Jahresdurchschnitt 2024 Aktien, Aktienfonds und/oder ETFs im Depot, wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) erhoben hat. Ein Jahr zuvor waren es mehr als 12,3 Millionen, im Jahr 2022 war mit fast 12,9 Millionen Aktionärinnen und Aktionären ein Rekordhoch erreicht worden.
Aus Sicht des Aktieninstituts ist der positive Trend trotz des Rückgangs ungebrochen. Dass sich die Zahl fünf Jahre in Folge über der Zwölf-Millionen-Marke gehalten hat, zeige, dass "das Verständnis über die Bedeutung von Aktien, Aktienfonds und ETFs für die Altersvorsorge und den Vermögensaufbau in Deutschland zugenommen hat", sagt Aktieninstituts-Chefin Henriette Peucker.
Kommt die Aktienrente?
Es brauche jedoch Impulse der Politik für die Aktie als Altersvorsorge. Seit Jahren wird in Deutschland darüber diskutiert, wie man die Aktienkultur stärken kann. Doch der Start eines sogenannten Generationenkapitals, das die gesetzliche Rente mit Aktienrenditen stärken sollte, fiel dem Ampel-Aus zum Opfer - nun ruhen die Hoffnungen auf einer neuen Bundesregierung.
Luft nach oben ist auf jeden Fall: Gemessen an der hiesigen Bevölkerung ab 14 Jahren war den Berechnungen des Aktieninstituts zufolge 2024 etwa jeder Sechste (17,2 Prozent) am Aktienmarkt engagiert. Dass die Aktionärszahl wieder gesunken ist, erklärt das Aktieninstitut unter anderem mit Zurückhaltung bei der Geldanlage wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage sowie gestiegenen Sparzinsen, die andere Anlagen wieder attraktiver gemacht haben.
Redaktion onvista/dpa-AFX