Risiko Marktkonzentration

Mit diesen ETFs wollen sich Anleger vor den „Magnificent Seven“ schützen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Tech-Aktien dominieren den US-Markt – und die Furcht wächst, dass ihre Gewichtung den Markt negativ beeinflusst. Mit speziellen ETFs wollen sich Anleger dagegen wappnen.

Quelle: Popel Arseniy/Shutterstock.com

Hast Du schon einmal von Jabil gehört? Oder Becton Dickinson? Von Fortive? Vermutlich nicht. Aber von Nvidia, Amazon und Apple auf jeden Fall. All diese Aktien haben eine Gemeinsamkeit: Sie gehören dem S&P 500 an.

Mit Marktkapitalisierungen von 17,3 Milliarden, 67,5 Milliarden und 27 Milliarden US-Dollar gehören die drei erstgenannten Firmen aber eher zu den Zwergen im Index. Was die Indexgewichtung angeht, gehören diese Titel unter „ferner liefen“.

Anleger misstrauen der hohen Marktkonzentration

Marktkonzentration nützt Anlegern, wenn die Zugpferde alle fleißig klettern. Die Kehrseite: Läuft es bei diesen wenigen Aktien nicht, schleppt sich auch der Index nur mühsam voran. Oder fällt sogar.

Quelle: onvista/Datawrapper

Vielen Anlegern gefällt es nicht, dass ihr Index-Investment mittlerweile von wenigen Titeln bestimmt wird. Doch es gibt ein Gegenmittel. Gleichgewichtete ETFs, wie etwa den Invesco S&P 500 Equal Weight in den USA.

Wie die „Financial Times“ berichtet, waren die Zuflüsse im vergangenen Jahr gigantisch. Obwohl der ETF den S&P 500 seit Jahren underperformt, steckten Anleger im vergangenen Jahr 17 Milliarden US-Dollar in den Fonds.

So funktionieren gleichgewichtete ETFs

Der ETF ist damit kein Fliegengewicht. Das verwaltete Vermögen beläuft sich momentan auf über 71 Milliarden US-Dollar. An die beliebtesten ETFs der Welt, wie den SPDR S&P 500 ETF Trust (614 Milliarden Dollar) oder den Nasdaq-ETF Invesco QQQ Trust Series (317 Milliarden Dollar), reicht er damit zwar nicht heran. Trotzdem landet er unter den 25 größten ETFs der Welt.

Der Aufbau des Invesco-ETFs hält sich dabei genau an das, was der Name verspricht: Jedes Quartal werden die 500 Positionen (plus ein kleines Cash-Polster) einem Rebalancing unterzogen. Gewinner werden verkauft, Nachzügler eingekauft, sodass am Ende jede einzelne S&P-500-Aktie grob 0,2 Prozent des ETFs ausmacht.

Zum Vergleich: Im S&P 500 selbst kommt Apple auf ein Indexgewicht von über sieben Prozent, Nvidia und Microsoft noch auf jeweils mehr als sechs Prozent. Zusammen machen die „Magnificent Seven“ Apple, Nvidia, Alphabet, Meta, Amazon, Tesla und Microsoft rund ein Drittel des Indexgewichts aus.

Experten bezweifeln Sinn der Strategie

Das ist manchem Anleger offenbar zu viel, wie die Zuflüsse in den Invesco-ETF zeigen. „Der Fokus der Investoren war zuletzt das Risiko der Marktkonzentration, die Sorgen davor, dass der Markt kopflastig geworden ist“, erklärte Manis Kabra, Chefstratege für den US-Markt bei der Société Générale, gegenüber der „Financial Times“.

Kabra erwartet jedoch, dass die Gewinne der „Mag 7“ in diesem Jahr nochmals zweistellig wachsen. „Wenn das passiert, gibt es keinen Grund, so defensiv positioniert zu sein.“ 

Auch andere Marktbeobachter sehen die Flucht in gleichgewichtete ETFs nicht als probates Mittel. Morningstar-Experte Bryan Armor etwa sagte gegenüber der Zeitung, dass eine Gleichgewichtung nicht das beste Mittel sei, um einer Marktkonzentration entgegenzuwirken. „Fundamentaldaten in die Bewertung einzelner Firmen einzubeziehen würde sich für Investoren eher lohnen, anstatt einfach willkürlich alle gleich zu gewichten“, so Armour. 

Auf der anderen Seite, argumentierte indes Portfoliomanager Rick de los Reyes von T. Rowe Price, könne dieser Wechsel in der Stimmung der Anleger Sektoren wie der Energieversorgung, der Metallverarbeitung, dem Minengewerbe und weiteren Industrien helfen. „Es gibt ein wenig Aufregung in den Teilen des Marktes, die zuletzt hinterherhinkten, und die Überzeugung, dort endlich ein wenig Stärke zu sehen.“

Diese Alternativen haben deutsche Anleger

Auch deutschen Anlegern stehen gleichgewichtete Fonds offen. Während der Invesco-ETF ein US-Produkt ist, gibt es vergleichbare Indexfonds, die für den Vertrieb in der EU zugelassen sind. 

Das wären beispielsweise der iShares S&P 500 Equal Weight UCITS ETF (WKN: A3DN3E) oder der Xtrackers S&P 500 Equal Weight UCITS ETF (WKN: A1106A). Theoretisch stünde die Strategie damit auch deutschen Anlegern zur Verfügung.

Fakt ist zwar, dass der S&P 500 historisch auch nach hervorragenden Jahren weiter (merklich) zulegen kann. Allerdings gibt es auch Perioden, in denen gleichgewichtete Investments punkten.

Das war zuletzt im Jahr 2022 der Fall. In diesem Jahr verlor der ETF nur knapp 14 Prozent, während der S&P 500 selbst fast 19,5 Prozent absackte – die größten Verlierer waren dabei die beliebten Tech-Aktien. 

Über längere Zeiträume allerdings ist der Renditeunterschied gewaltig. In den vergangenen zehn Jahren legte der S&P 500 um fast 250 Prozent zu. Der gleichgewichtete S&P 500 schaffte indes „nur“ etwa 165 Prozent.

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