Dax robbt sich weiter an Rekordhoch heran

Frankfurt (Reuters) - Der Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt ist auch zu Wochenbeginn nicht zu bremsen.
Der Dax kletterte um 0,6 Prozent auf 23,219 Zähler und robbte sich damit immer weiter an das im März erreichte Rekordhoch von 23.476,01 Punkten heran. In der vergangenen Woche hatte der deutsche Leitindex aufgrund von Entspannungssignalen im Handelskrieg zwischen China und den USA 3,8 Prozent zugelegt. "Die Hoffnung auf Handelsdeals hat zuletzt alles überstrahlt und für neue Euphorie gesorgt," sagte Thomas Altmann von QC Partners. "Jetzt muss sich zeigen, dass diese Euphorie auch von Verhandlungsergebnissen bestätigt wird."
Auch wenn diese bislang noch fehlten, blickten Börsianer wieder etwas optimistischer auf die Konjunktur der Euro-Zone. Laut der monatlichen Umfrage der Beratungsfirma Sentix stieg der Gesamtindex für die Euro-Zone im Mai um 11,4 Punkte auf minus 8,1 Zähler und damit auf den zweithöchsten Stand in diesem Jahr. Die Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump hatten den Sentix-Index für die Euro-Zone im April auf den tiefsten Wert seit Oktober 2023 gedrückt.
ZOLLOPTIMISMUS KÖNNTE ÜBERZOGEN SEIN
Im Handelskonflikt der beiden weltgrößten Volkswirtschaften China und USA gab es zuletzt Zeichen der Annäherung. Peking hat sich nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums offen für Gespräche über den Zollstreit gezeigt, nachdem die USA diesbezüglich an China herangetreten sind. Trump hatte das Land mit einem Zoll von 145 Prozent auf Waren aus China belegt. China reagierte mit Gegenzöllen von 125 Prozent. Jürgen Molnar, Analyst bei RoboMarkets, warnte wegen des unklaren Ausgangs möglicher Handelsgespräche vor zu viel Optimismus. "Die Kurse werden von der Hoffnung getragen, dass sich das Zoll-Thema am Ende in Luft auflöst," resümierte der Experte. "Dies aber könnte ein Wunschtraum bleiben."
Mit Spannung warteten Anleger vor diesem Hintergrund nun auf den am Mittwochabend anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed. Auch wenn Notenbankchef Jerome Powell vom Weißen Haus zu einer Senkung gedrängt wird, dürfte er nach Ansicht vieler Experten standhaft bleiben und den Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Die US-Wirtschaft war zuletzt auf Talfahrt gegangen, der US-Arbeitsmarkt zeigte sich trotz der Zollankündigungen im April jedoch überraschend robust. "Die US-Notenbank wird sich darin bestätigt sehen, eine Zinssenkungspause einzulegen", prognostizierten die Analysten der LBBW in einem Kommentar. Die Fed hatte ihre Geldpolitik zuletzt im Dezember gelockert. Der Dollar-Index verlor im Vorfeld des Fed-Entscheids 0,4 Prozent auf 99,6560 Punkte. Der Euro rückte um 0,4 Prozent auf 1,1337 Dollar vor.
RÜSTUNGSWERTE ERNEUT IM AUFWIND
Auf der Unternehmensseite ragten erneut die Rüstungswerte heraus. Die Titel von Rheinmetall standen mit einem Plus von 2,4 Prozent an der Dax-Spitze. Die Aktien von Renk notierten im MDax 1,8 Prozent fester. Die Aussicht auf höhere Verteidigungsausgaben angesichts der vielen weltweiten Krisenherde hat Rüstungswerte in den vergangenen Monaten deutlich Rückenwind verliehen.
Bei der Lufthansa sorgte laut einem Händler der deutliche Ölpreisrückgang für Kursgewinne. Die Aktien verteuerten sich um bis zu 2,6 Prozent. Die Papiere von Air France legten zeitweise 3,7 Prozent zu. Für Airlines ist Treibstoff ein wichtiger Kostenblock. Die Aussicht auf höhere Fördermengen des Ölkartells Opec+ brachte die Ölpreise zu Wochenbeginn ordentlich ins Rutschen. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligten sich am Montag zeitweise um jeweils rund fünf Prozent auf 58,50 und 55,30 Dollar je Fass (159 Liter).
Die Opec+, die Organisation erdölexportierender Länder sowie Russland und anderer Verbündeter, hatte sich am Samstag darauf geeinigt, die Produktion im Juni um weitere 411.000 Barrel pro Tag zu steigern. Zusammen mit den bereits vereinbarten Erhöhungen im April und Mai summiert sich der Produktionsaufbau damit auf fast eine Million Barrel pro Tag. Anleger fürchteten, dass das Angebot die Nachfrage damit künftig deutlich übersteige, sagte Tim Evans von Evans on Energy. Die Aktien von Öl- und Gaskonzernen schwächelten - der europäische Branchenindex fiel um bis zu 1,5 Prozent.
An der Wiener Börse trieb der Einstieg der Erste Group in Polen durch einen Milliarden-Deal mit Santander die Aktien von Österreichs größtem Geldhaus in die Höhe. Die Titel gewannen in der Spitze mehr als sieben Prozent. Mit der spanischen Großbank Santander wurde laut Erste Group die Übernahme von 49 Prozent an deren polnischer Tochterbank vereinbart. Santander notierten an der Madrider Börse knapp im Minus. Die Titel der polnischen Tochter Santander Bank Polska gaben gut fünf Prozent nach.
(Bericht von: Daniela Pegna. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)