Industrie in Euro-Zone robbt sich Richtung Wachstum - Deutschland fällt zurück

Berlin (Reuters) - Die Industrie im Euro-Raum nähert sich trotz beschleunigter Talfahrt der deutschen Unternehmen der Wachstumsschwelle.
Dies geht aus den endgültigen Ergebnissen des Einkaufsmanagerindex (PMI) für Mai hervor, den der Finanzdienstleister S& P Global am Montag veröffentlichte. Das Barometer für die Industrie der Euro-Zone stieg auf 49,4 Punkte, nach 49,0 Zählern im April. Es war damit nicht mehr weit von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten entfernt und signalisierte damit dem höchsten Wert seit August 2022.
Unter den von der Umfrage erfassten Ländern blieb Griechenland mit beschleunigtem Wachstum Spitzenreiter, gefolgt von Spanien, wo es nach dreimonatiger Schrumpfkur wieder bergauf ging. Deutschland war in der PMI-Rangliste Schlusslicht, wenngleich die Geschäftseinbußen hier so schwach ausfielen wie selten zuvor in den zurückliegenden drei Jahren.
Das deutsche Industrie-Barometer notierte im Mai bei 48,3 Punkten und damit marginal unter dem Wert vom Vormonat (48,4): "Die meisten Beobachter haben sich so sehr daran gewöhnt, dass von der Industrie schlechte Nachrichten kommen, dass der Blick für die positiven Meldungen verloren geht", so die Einschätzung von Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank.
Deswegen sollte man seiner Ansicht nach nicht nur den PMI im Blick haben, der marginal gefallen ist und sich weiterhin im kontraktiven Bereich befindet: "Vielmehr sollte man berücksichtigen, dass sich die Daten insgesamt positiv entwickelt haben. So ist die Produktion das dritte Mal in Folge gestiegen und die Unternehmen haben zwei Monate hintereinander aus dem Ausland mehr Aufträge erhalten", fügte der Experte hinzu.
Erfreulich sei dabei, dass in allen drei großen Sektoren – Kapital-, Vorleistungs- und Konsumgüter – Zuwächse verzeichnet worden seien. Am bemerkenswertesten sei allerdings die Tatsache, dass die Unternehmen mit dem größten Optimismus seit Februar 2022 in die Zukunft schauten: "Hier dürften die Regierungsbildung und die Aussicht auf Steuererleichterungen bei Investitionen, das staatliche Infrastrukturpaket und die geplanten höheren Verteidigungsausgaben eine entscheidende Rolle spielen", erläuterte der Chefökonom der HCOB - der Sponsorin der Umfrage.
(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Rene Wagner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)