Dax nimmt 24.000-Punkte-Marke ins Visier

Frankfurt (Reuters) - Nach turbulenten Handelswochen hat der Dax am Freitag wieder Kurs auf die 24.000-Punkte-Marke genommen.
Der deutsche Leitindex, der seit seinem Rekordhoch Anfang Juni gut zweieinhalb Prozent verloren hat, rückte um ein Prozent auf 23.888 Zähler vor. "Es kommt neuer Schwung in den Dax", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. "Anleger setzen jetzt auf einen neuen Rally-Schub." Gespeist wurde der Optimismus durch eine Reihe von Faktoren. Die anhaltende Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran, Zinssenkungsfantasien in den USA, Fortschritte in den US-Zollgesprächen mit China und die Hoffnung auf eine baldige Einigung im US-Handelskonflikt mit der Europäischen Union (EU) weckten den Risikoappetit der Investoren. Der EuroStoxx50 gewann 1,1 Prozent.
Laut Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, hat die EU einen neuen Vorschlag der USA für eine Einigung im Zollstreit erhalten. Nach den von US-Präsident Donald Trump im April angekündigten reziproken Zöllen würde sich der vorübergehende Zusatzzoll von zehn Prozent auf 20 Prozent verdoppeln, wenn bis zum 9. Juli keine Einigung erzielt wird. Es werde gerade viel gesprochen und das brauche Zeit, aber jedes Zeichen, dass keine neue Eskalation drohe, sei positiv zu werten, sagte Richard Flax von Moneyfarm.
CHINA UND USA NÄHERN SICH IM ZOLLKONFLIKT WEITER AN
Auch im Zollkonflikt zwischen China und den USA geht es offenbar voran: Die Vereinigten Staaten haben sich mit der Volksrepublik einem Sprecher des Weißen Hauses zufolge auf eine Zusatzvereinbarung neben dem geplanten Handelsabkommen geeinigt. In der Vereinbarung gehe es darum, "wie wir die Lieferungen von Seltenen Erden in die USA wieder beschleunigen können", erläuterte der Sprecher.
An den europäischen Aktienmärkten profitierten vor allem die Autowerte von den Zollhoffnungen. Im Dax notierten Porsche, Daimler Truck, BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen und Continental zwischen 4,5 und 1,6 Prozent fester. Der europäische Autoindex rückte um 2,1 Prozent vor. Zusätzlich gestützt werden die Autotitel laut Händlern durch den wieder etwas stabileren Dollar. Der Höhenflug des Euro, der am Donnerstag bis auf ein knappes Vierjahres-Hoch von 1,1477 Dollar gestiegen ist, setzte sich zunächst nicht fort. Die Euro-Stärke sei ein Bremsklotz für die deutschen Exporteure, sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets.
RTL-AKTIEN ZÜNDEN KURSFEUERWERK
Für Gesprächsstoff sorgte auch RTL. Die Bertelsmann-Tochter kauft den Pay-TV-Sender Sky Deutschland und will damit den US-Streamingplattformen Netflix und Amazon Prime Paroli bieten. Die Aktien schossen um 17 Prozent nach oben. "Die in Aussicht gestellten Synergien sind enorm für RTL und das Chance-Risiko-Verhältnis des Deals sieht klar positiv aus", sagte ein Händler.
Bergauf ging es zudem für Papiere aus der Sportartikelbranche. Adidas und Puma legten jeweils mehr als drei Prozent zu. An der Londoner Börse gewannen die Titel des britischen Sportbekleidungshändlers JD Sports sieben Prozent. Nike kündigte an, seine Abhängigkeit von der Produktion in China für den US-Markt zu verringern, um die Auswirkungen der US-Importzölle abzumildern. Zudem prognostizierte der US-Sportartikelkonzern einen geringeren Umsatzrückgang im ersten Quartal als erwartet. Die Aktien zogen im vorbörslichen US-Handel um zehn Prozent an.
ANLEGER MACHEN BEI RÜSTUNGSWERTEN KASSE
Keinen guten Tag erwischten die Rüstungswerte - Anleger machten nach den jüngsten Gewinnen Kasse. Rheinmetall waren mit einem Abschlag von fast vier Prozent schwächster Dax-Wert. Hensoldt und Renk lagen im MDax 4,2 und 2,6 Prozent schwächer.
Im Blick behielten die Anleger auch den Zinskurs der US-Notenbank Fed. Am Nachmittag stand mit dem sogenannten PCE-Index das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbanker zur Veröffentlichung an. Bevor die Fed die Geldpolitik weiter lockert, wollen die Währungshüter mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Politikwende unter Trump auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken wird. Zuletzt beließ die Notenbank den Leitzins im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent. Trump hat Powell wiederholt dafür kritisiert, die Zinsen nicht zu senken, und mit dessen Entlassung gedroht.
(Bericht von: Daniela Pegna. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)