OTS: Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung DIVA / ...

dpa-AFX · Uhr
    Geschäftsbanken und Sparkassen unter Druck: / Wie Neobanken den
deutschen Markt aufmischen (FOTO)
Frankfurt am Main (ots) -

- Fast jeder zweite Depotinhaber nutzt einen Neobroker
- Reine Digitalstrategie ohne Altlasten verschafft deutliche Kostenvorteile
- "Payment-for-Order-Flow"-Verbot: Comeback der etablierten Anbieter?

Neobanken wie Trade Republic, Scalable oder Revolut sind in aller Munde.
Konkrete Einblicke in deren Erfolge sind jedoch selten, da sie nicht
börsennotiert und Zahlen kaum verfügbar sind. Das Deutsche Institut für
Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) wollte deshalb wissen, inwieweit
Neobanken in der Bevölkerung angekommen sind. Dazu befragte es im Juli 2025
gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut INSA-CONSULERE rund 2.000 zufällig
ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in Deutschland.

Fast jeder zweite Depotbesitzer nutzt einen Neobroker

Mehr als die Hälfte der Befragten (51,7 Prozent) gab an, über ein oder auch
mehrere Wertpapierdepots zu verfügen, unter diesen 43,0 Prozent (auch) bei einem
Neobroker. Besonders hoch ist der Anteil der Neobroker-Nutzer in den
Altersgruppen bis 29 Jahre (59,1 Prozent) und bis 49 Jahre (58,1 Prozent). Aber
auch unter den über 65-Jährigen sind sie noch mit 10,3 Prozent vertreten.
"Neobanken sind erst seit knapp 10 Jahren am Markt. Die Vollbanklizenz erhielt
etwa Trade Republic Ende 2023. Angesichts dessen ist die Geschwindigkeit der
Marktdurchdringung bemerkenswert. Offensichtlich treffen Neobanken den Nerv der
Menschen, wenn es um ihre Bankgeschäfte geht", erläutert Prof. Dr. Michael
Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA.

Einfach, kostengünstig und attraktive Verzinsung

Die Erfolgsfaktoren der Neobanken sind intuitive Apps für den Handel mit Aktien,
ETFs und Kryptowährungen, eine unkomplizierte Depoteröffnung sowie äußerst
niedrige Gebühren auch für Kleinstaufträge. Mit dem Erwerb der Vollbanklizenz
konnte das Angebot um ein Girokonto und eine Debitkarte erweitert werden. Der
Clou sind nicht zuletzt Guthabenzinsen auf Sichteinlagen in Höhe des EZB-Zinses.
"Die Neobanken haben konsequent die 'grüne Wiese' genutzt und frei von Altlasten
voll auf die digitale Karte gesetzt. Das bringt erhebliche Kostenvorteile, die
den nötigen Freiraum für niedrige Gebühren und die attraktive Guthabenverzinsung
schaffen. Und was die Usability angeht, sind die Apps unschlagbar. Zudem ist es
ihnen gelungen, besser mit den regulatorischen Vorgaben bei der Depot- und
Kontoeröffnung umzugehen", so Heuser.

Banken und Sparkassen reagieren

Die etablierten Banken und Sparkassen spüren den Druck. So bringt die Deutsche
Bank in diesen Tagen ihre überarbeitete Banking-App auf den Markt, um sich
besser auf Klein-Transaktionen einzustellen. Die Sparkassen wollen noch in
diesem Jahr mit einer neuen Trading-App nachziehen. Und die Targo-Bank ist seit
Juli mit ihrem Neobroker "Joe Broker" in Stellung. Derweil setzt die Commerzbank
auf die etablierte Comdirect. Dazu Heuser: "Einfache Apps sind Pflicht. Das ist
aber nicht ausreichend. Man wird sehen, ob die etablierten Anbieter es schaffen,
auch Abwicklungsprozesse wie zum Beispiel Depoteröffnungen zu verschlanken. Und
die Kür bestünde darin, einen Teil der bisherigen Margen an die Kunden
weiterzugeben, um im Preiswettbewerb mitzuhalten."

Kometen oder stabile Planeten?

Wie das Rennen weitergeht, ist aber nicht nur eine Frage der Reaktion der
Wettbewerber, die natürlich ihre Finanzkraft, Erfahrung und Kompetenz einsetzen,
um den Vorsprung der Newcomer aufzuholen. Auch die Neobroker selbst stehen vor
großen Herausforderungen. Es gibt dort keine Beratung, auf die aber viele großen
Wert legen, vor allem wenn es um den langfristigen Vermögensaufbau geht. "Ganz
sicher sind sich viele, die bei Neobanken mit Einzelwerten oder Kryptowährungen
traden, der Risiken dieser Anlageformen nicht bewusst. Man wird sehen, wie die
Reaktionen sind, wenn plötzlich Kursverluste die Laune verderben", sagt Heuser.

Eine weitere Achillesferse ist der Kundenservice, den es faktisch nicht gibt.
Die Menschen sind ausgesprochen empfindlich, wenn bei Unklarheiten mit ihrem
Geld nicht sofort jemand erreichbar ist. Chat-Bots sind da nicht jedermanns
Sache und helfen am Ende oft nicht wirklich. Auch die Stabilität der Plattformen
war in letzter Zeit anfällig. Wenn aber die Kurse schnell sinken und das Depot
via App nicht angesteuert werden kann, ist die Verärgerung groß. Und in
Einzelfällen hat sich auch schon die BaFin mit durchaus rigiden Eingriffen
eingeschaltet, insbesondere wenn es Mängel im Risikomanagement gab.

"Payment-for-Order-Flow"-Verbot: Comeback der etablierten Anbieter?

Die wohl größte Bewährungsprobe für die Neobanken ist aber das im Sommer 2026
anstehende Verbot des so genannten "Payment-for-Order-Flow". Denn bisher
finanzieren sich Neobroker in weiten Teilen aus Rückvergütungen, die sie von
Handelsplätzen (Kurssteller) erhalten - eine Praxis, die wegen ihrer
Intransparenz künftig untersagt sein wird. Was zudem kaum bekannt ist: Die
Preisstellung beim Handel (Kauf- bzw. Verkaufskurse) kann für den Kunden
deutlich ungünstiger sein als bei anderen Instituten. Günstigen Odergebühren und
Guthabenzinsen würden dann möglicherweise höhere Kosten aus überhöhten
Handelsmargen gegenüberstehen. Für den Kunden lässt sich dies nur überprüfen,
wenn er zum Zeitpunkt der Order-Ausführung einen Kursvergleich mit anderen
Plattformen hat. Das ist viel Aufwand. Hinzu kommt: Die meisten Nutzer hegen
mangels Kenntnis überhaupt keinen Verdacht.

Fest steht in jedem Falle: Den Neobanken bricht mit dem Verbot die wichtigste
Einnahmequelle weg. Ihre Reaktionsmöglichkeiten sind begrenzt. Mit
Gebührenerhöhungen verlieren sie Wettbewerbsvorteile. Ein Versuch, die Aufgaben
des Börsenmaklers selbst wahrzunehmen und so die Handelsmarge zu bestimmen und
einzustreichen, könnte wegen der damit verbundenen Interessenkonflikte die
Aufsichtsbehörden auf den Plan rufen. Dazu Heuser: "Die Karten im Wettbewerb
werden durch das Verbot ganz neu gemischt, möglicherweise wandern Trümpfe zurück
in die Hände der etablierten Anbieter. Das gilt vor allem dann, wenn diese in
den Schlüsselbereichen ihre Hausaufgaben machen und so mit den Neobanken
gleichziehen können."

Die aktuelle Umfrage zum Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX Geldanlage) wurde im
Auftrag des DIVA im Juli 2025 von INSA-CONSULERE durchgeführt. Befragt wurden
ca. 2.000 Personen in Deutschland. Alle Ergebnisse sind auf der Website des DIVA
(https://diva.de/umfragen) zu finden.

Halten Sie sich gerne auch über unseren LinkedIn
(https://www.linkedin.com/company/diva2019/about/) -Kanalauf dem Laufenden.

DIVA - Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung

Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) in
Frankfurt am Main ist ein An-Institut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW)
und versteht sich als Meinungsforschungsinstitut für finanzielle
Verbraucherfragen. Es wird von vier namhaften Vermittlerverbänden getragen: dem
Bundesverband Finanzdienstleistung AfW, VOTUM, dem Bundesverband Deutscher
Vermögensberater (BDV) und dem Bundesverband der Assekuranzführungskräfte VGA.
Die Wissenschaftliche Leitung liegt bei FHDW-Professor Dr. Michael Heuser.

Deutscher Geldanlage-Index (DIVAX-GA); Deutscher Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV)

Im Rahmen seines Forschungsspektrums veröffentlicht das DIVA jeweils zweimal
jährlich den Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA) und den Deutschen
Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV), die das Meinungsklima der Menschen in
Deutschland in diesen Finanzthemen messen. Sie werden ergänzt durch
Sonderbefragungen zu Themen der Vermögensbildung und Alterssicherung, häufig mit
Unternehmenspartnern. Veröffentlichungen des DIVA und weitere Informationen
unter http://www.diva.de .

FHDW - Fachhochschule der Wirtschaft

Die private Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) wurde 1993 gegründet. Sie
bietet an fünf Campussen duale und berufsbegleitende Bachelor- und
Master-Studiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft und
Wirtschaftsinformatik an. Neben der engen Verzahnung von Theorie und Praxis
durch die Kooperation mit rund 800 Unternehmen bietet die FHDW kleine
Studiengruppen, intensive Betreuung, effiziente Studienorganisation und
attraktive Karrieremöglichkeiten. Im Sommersemester 2025 sind über 2.000
Studierende eingeschrieben. Sie werden von 40 Professoren und zahlreichen
Lehrbeauftragten betreut. Seit ihrer Gründung hatte die FHDW knapp 11.000
Absolventinnen und Absolventen. Weitere Informationen unter http://www.fhdw.de .

Pressekontakt:

Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor
Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung
Kleiner Hirschgraben 10-12
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 2562 6998-0
mailto:michael.heuser@diva.de
http://www.diva.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/142461/6105698
OTS:               Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung D
IVA

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