Lufthansa: Adieu Dax, bonjour MDax ++ Amazon: Musk fordert Zerschlagung ++ Slack: Zahlen kommen nicht gut an

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Die Quartalsberichtssaison ist so gut wie durch und jetzt rücken wieder die Wirtschaftsprognosen in den Vordergrund. Schaut man auf die Entwicklung des Dax, dann könnte man auf die Idee kommen, dass sie sich aufhellen. Allerdings ist eher das Gegenteil der Fall. Die sogenannten Wirtschaftsweisen werden ihre im März aufgestellte Konjunkturprognose für Deutschland angesichts der inzwischen größeren Ausmaße der Corona-Pandemie nach unten korrigieren. Das kündigte der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Lars Feld, in den Zeitungen der Funke Mediengruppe an. „Der Lockdown hat länger gedauert, und die Außenwirtschaft wird härter getroffen als erwartet. Vor allem im Hinblick auf die USA waren wir deutlich zu optimistisch“, sagte der Freiburger Wirtschaftsprofessor.

Bundesbank zeichnet ähnliches Bild ab

Die Bundesbank rechnet infolge der Corona-Pandemie mit einem herben Einbruch der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr. Die Notenbank hält nach ihrer jüngsten Prognose einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 7,1 Prozent für wahrscheinlich. Nach der tiefen Rezession 2020 werde sich die Konjunktur aber bereits in den kommenden beiden Jahren deutlich erholen, prognostizierte die Bundesbank am Freitag.

Für 2021 rechnen die Volkswirte der Notenbank mit 3,2 Prozent Wachstum, 2022 dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach um 3,8 Prozent zulegen. Unterstellt wird dabei, dass Mitte kommenden Jahres eine wirksame medizinische Lösung zur Bekämpfung des neuartigen Coronavirus verfügbar sein wird, was der wirtschaftlichen Erholung einen weiteren Schub geben würde.

Die Bundesbank wies darauf hin, dass das Konjunkturpaket der Bundesregierung mit einem Volumen von 130 Milliarden Euro erst nach Abschluss der Prognose vereinbart wurde. „Die Staatsfinanzen leisten einen erheblichen Stabilisierungsbeitrag“, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann. „Ein weiterer Stimulus ist in der aktuellen Lage auch angemessen, und ich bewerte das Konjunkturprogramm positiv.“ Der konjunkturelle Ausblick falle dadurch nun spürbar günstiger aus.

Dax wieder auf dem Vormarsch

Nach der Verschnaufpause am Vortag hat der deutsche Aktienmarkt am Freitag wieder Fahrt aufgenommen. Der Dax kletterte kurz nach dem Start um 1,18 Prozent auf 12.577,77 Punkte, und baute damit den Kurssprung auf das höchste Niveau seit Ende Februar weiter aus. Damit setzt sich die Erholungsrally fort, die aktuell angetrieben wird durch die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr aus der Corona-Krise hin zur Normalität. Anleger nutzten derzeit schon kleinste Rücksetzer zum Kaufen, erklärte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.

Auch der MDax rückte in den ersten Handelsminuten weiter vor, er stand zuletzt 0,84 Prozent höher bei 26.986,08 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx stieg um 1,31 Prozent auf 3.304,52 Punkte.

Trübe Nachrichten kamen am Morgen aus der deutschen Industrie, deren Auftragseingang brach im April noch stärker ein als befürchtet. Im weiteren Handelsverlauf richten sich nun alle Blicke auf den US-Arbeitsmarktbericht. Diesem kommt wegen der schweren wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auf die USA hohe Bedeutung zu.

Lufthansa fliegt aus dem DAX

Als hätte die größte deutsche Fluglinie nicht schon genug Probleme – nun verliert das Dax-Gründungsmitglied auch noch seinen Platz in der ersten deutschen Börsenliga. Vom 22. Juni an wird die Fluggesellschaft im MDax der mittelgroßen Werte gelistet. Das gab die Deutsche Börse am Donnerstagabend bei der turnusgemäßen Überprüfung ihrer Aktienindizes bekannt. Ersetzt wird die Lufthansa im Deutschen Aktienindex durch den Berliner Immobilienkonzern Deutsche Wohnen. Experten hatten bereits mit diesem Schritt gerechnet. Beide Aktie liegen nach der beschlossenen Index-Veränderung heute im Plus.

Ebenfalls wie erwartet ersetzt das Werbeunternehmen Ströer die Deutsche Pfandbriefbank im MDax, die in den SDax absteigt. Dort ersetzten zudem der UV-Experte Dr. Hönle und Atoss Software den Halbleiterhersteller Elmos Semiconductor und den Finanzvertrieb MLP.

Amazon: Musk fordert Zerschlagung von Bezos-Konzern

Tesla-Chef Elon Musk hat sich nach kurzer Twitter-Auszeit mit der Forderung nach einer Zerschlagung des weltgrößten Onlinehändlers Amazon im Kurznachrichtendienst zurückgemeldet. „Es ist an der Zeit, Amazon aufzuspalten. Monopole sind unrecht!“, schrieb der 48-jährige Starunternehmer am Donnerstag. Musk empörte sich darüber, dass Amazon angeblich den Verkauf eines Buchs ablehnte, das sich kritisch mit Lockdown-Strategien in der Corona-Pandemie befasst. „Das ist verrückt“, erklärte er und adressierte dabei auch direkt den Twitter-Account von Amazon-Chef Jeff Bezos.

Musk ist ein großer Kritiker der Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, wegen der zu seinem großen Ärger unter anderem auch Teslas Produktion zwischenzeitlich gestoppt werden musste. Im Mai hatte er gefordert, den Menschen „ihre gottverdammte Freiheit“ zurückzugeben und die Lockdown-Maßnahmen sogar als „faschistisch“ bezeichnet. Die Tech-Milliardäre Musk und Bezos sind in einigen Geschäftsbereichen Rivalen, sie konkurrieren vor allem mit ihren Weltraumfirmen SpaceX und Blue Origin. Zudem stützt Amazon den Tesla-Kontrahenten Rivian als Investor.

Slack: Zahlen enttäuschen

Der Bürokommunikations-Dienst hat mit seinem Wachstum in der Corona-Krise die Anleger enttäuscht. Sie ließen die Aktie im nachbörslichen Handel nach Vorlage aktueller Quartalszahlen zeitweise um 16 Prozent fallen.

Slack steigerte seinen Umsatz in dem Ende April abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal im Jahresvergleich um 50 Prozent auf 201,7 Millionen Dollar (179,8 Mio Euro). Allerdings wuchs Slack auch schon vorher mit ähnlichem Tempo – Investoren hatten erwartet, dass die Heimarbeit und das Lernen zuhause in der Corona-Krise das Geschäft der Firma noch stärker ankurbeln. Für das laufende Vierteljahr stellte Slack ein Umsatzplus von bis zu 44 Prozent in Aussicht.

Slack schloss das Quartal mit einem Verlust von 74,4 Millionen Dollar ab – mehr als doppelt so viel wie das Minus von 31,9 Millionen Dollar ein Jahr zuvor, wie die Firma aus San Francisco am Donnerstag mitteilte.

Zugleich rechne er damit, dass der Wandel der Arbeitswelt durch die Pandemie einen dauerhaften Einfluss auf das Geschäft von Slack haben wird, betonte Gründer und Chef Stewart Butterfield.

Kurz & knapp:

Dermapharm: Die Aktien des deutsche Pharmaunternehmen stehen Freitagmorgen wegen einer gestrichenen Kaufempfehlung durch die Commerzbank leicht unter Druck. Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank stufte die Papiere nun nach deren gutem Lauf von „Kaufen“ auf „Halten“ ab und senkte das Kursziel von 50 auf 48 Euro. Dermapharm-Aktien haben wie viele Branchenwerte nach einem kurzen Absturz im Zuge des ersten Corona-Schrecks im Februar und März einen starken Lauf hingelegt. So gelten Pharmafirmen vielen Investoren als Gewinner der Virus-Krise. Seit dem März-Tief von rund 28 Euro war es für Dermapharm bis Mitte Mai auch dank starker Quartalszahlen um fast 80 Prozent auf ein Rekordhoch von 50,41 Euro nach oben gegangen. Zuletzt ging den Papieren aber etwas die Luft aus.

Novartis: Der Schweizer Pharmakonzern legt am Freitag Studiendaten zu seinem Enerzair Breezhaler Inhalator vor. Dabei geht es um die Behandlung von Asthma bei erwachsenen Patienten. Die Behandlung habe in der Argon-Studie ihren primären Endpunkt erreicht, erklärte das Unternehmen in Basel. Man habe bei einer einmal täglichen Einnahme Verbesserungen der Lungenfunktion, der Asthmakontrolle, des Gesundheitszustands und eine Verringerung von Auswurf, Husten und Atemnot beobachtet. Die Behandlung könnte also, falls zugelassen, eine wirksame und bequeme Alternative zum derzeitigen Standard-Versorgungsschema darstellen, erklärte Novartis. Novartis hatte vor gut einem Monat vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eine positive Stellungnahme erhalten für den Einsatz des Inhalators. Die Europäische Kommission prüft diese Empfehlung und trifft ihre endgültige Entscheidung in der Regel etwa zwei Monate nach dem CHMP-Entscheid.

Tui: Der Reisekonzern will den deutschen Ferienflieger Tuifly wegen der Corona-Krise um rund die Hälfte verkleinern. Das Management habe die Pläne am Donnerstag den Mitarbeitern vorgestellt, bestätigte ein Tuifly-Sprecher am Freitag. Ziel sei, die eigentlich vorgesehene Flotte von 39 Jets vom Typ Boeing 737 zu halbieren und mehrere deutsche Standorte wie Köln, Bremen und Münster-Osnabrück zu schließen. Wie viele Jobs wegfallen, werde nun Teil der Gespräche zwischen Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Dmitry Birin / Shutterstock.com

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