Kutzers Zwischenruf: „Finanztransaktionssteuer“ – Eine gute Wahl zum Börsen-Unwort des Jahres!

Hermann Kutzer · Uhr

Es gibt immer noch interessante Rückblicke, obwohl die Ausblicke längst wichtiger geworden sind. Aber die Ermittlungen zu Un-Wörtern des Jahres haben in diesen Tagen schon Tradition. Heute ist die 19. Wahl von der Börse Düsseldorf bekanntgegeben worden – und es gibt einen klaren Sieger: „Finanztransaktionssteuer“ ist das Börsen-Unwort des Jahres 2019. Wie ich finde, eine gute Wahl! In diesem Begriff sehen die Börsenmakler, Wertpapierhändler und Handelsplatzmitarbeiter einen klassischen Etikettenschwindel. Dazu heißt es: „Bei dem vom Bundesfinanzminister im letzten Jahr forcierten Projekt zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer handelt es sich bei näherer Betrachtung vielmehr um eine Strafabgabe auf Aktiengeschäfte in europäischen Blue-Chip-Werten. Denn anders als das Wort es vermuten lässt, sollen nach den aktuellen Planungen lediglich die Käufe und Verkäufe börsennotierter Aktien von grundsätzlich soliden Großunternehmen besteuert werden. Betroffen wären 145 deutsche bzw. 500 europäische Konzerne mit Marktkapitalisierung von über 1 Mrd. Euro.

Die Oppositionsparteien sowie Finanzindustrie und Anlegerschützer argumentieren bemerkenswert geschlossen gegen diese Umsetzung der Abgabe. „Die ursprüngliche Intention einer solchen Steuer zur Krisenprävention und Stabilisierung des Finanzsystems ist völlig aus den Augen verloren worden“, beklagt der Düsseldorfer Börsen-Geschäftsführer Thomas Dierkes. Professionelle Marktteilnehmer haben Möglichkeiten, die Abgabe relativ einfach zu umgehen. Jedoch dürften Privatanleger, die einen langfristigen Vermögensaufbau über konservative Aktien, Fonds oder ETFs, voll betroffen sein. Es droht, gerade in der weiter anhaltenden Null-Zins-Phase, ein Rückschlag. Es droht also eine weitere Schwächung der „Aktienkultur“ in Deutschland, die das Wort sowieso nicht verdient. Aber es sind ja Zweifel erlaubt, dass man sich auf europäischer Ebene tatsächlich auf diese Steuer einigen wird.

Die bisherigen Börsen-Unwörter: „America First“ (2018), „Bitcoin Boom“ (2017), „Anlagenotstand“ (2016), „Zinswende“ (2015), „Guthabengebühr“ (2014), „Billiges Geld“ (2013), „Freiwilliger Schuldenschnitt“ (2012), „Euro-Gipfel“ (2011), „Euro-Rettungsschirm“ (2010), „Bad Bank“ (2009), „Leerverkauf“ (2008), „Subprime“ (2007), „Börsen-Guru“ (2006), „Heuschrecken“ (2005), „Seitwärtsbewegung“ (2004), „Bester Preis“ (2003), „Enronitis“ (2002), „Gewinnwarnung“ (2001).

Nur am Rande möchte ich bemerken, dass „Unwörter“ ein weiterer Beleg für die Neigung sind, das Negative herauszustellen. Sollten wir nicht (auch) ein „Börsen-Wort“ des Jahres im positiven Sinn ermitteln? Ich schlage schon mal „Aktien“ für 2019 vor!

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