Daimler: Dividenden-Erhöhung trotz lauter Proteste? ++ Varta: Gewinn fast verdoppelt und wieder Dividende ++ Energiekontor: Zahlen zeigen starkes Wachstum

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Nach jahrelangem Streit hat das Parlament des US-Bundesstaats New York den Weg für die Legalisierung von Marihuana freigemacht. Das Unterhaus in Albany verabschiedete am Dienstagabend (Ortszeit) einen entsprechenden Gesetzentwurf mit 100 zu 49 Stimmen. Stunden zuvor hatte auch der Senat mit 40 zu 23 Stimmen zugestimmt. Gouverneur Andrew Cuomo, der das Gesetz noch unterzeichnen muss, bezeichnete es nach der Verabschiedung als „richtungsweisend“.

Die Maßnahme schaffe Arbeitsplätze und behebe vor allem „das Unrecht von Jahrzehnte lang geltendem Recht, das sich in unverhältnismäßiger Weise gegen Nicht-Weiße gerichtet“ habe, schrieb der Sprecher des Unterhauses, Carl E. Heastie, auf Twitter. Als Hauptgrund für die Legalisierung gilt der Kampf gegen den strukturellen Rassismus: Die gegenwärtige Cannabis-Gesetzgebung in New York hatte Nicht-Weiße diskriminiert. Obwohl der Konsum etwa gleichmäßig verteilt ist, wurden Schwarze um ein Vielfaches häufiger für Marihuana-Delikte verhaftet.

Nach der Unterzeichnung des Gesetzes durch Cuomo wird New York mit seinen knapp 20 Millionen Einwohnern – und der gleichnamigen Millionenmetropole – der 15. US-Bundesstaat, der Marihuana für den freien Gebrauch erlaubt. Schätzungen zufolge könnte damit in den kommenden Jahren ein Milliarden-Markt entstehen, der 350 Millionen Dollar pro Jahr an Steuermehreinnahmen abwirft.

Daimler: Kälenius will Dividenden-Erhöhung durchdrücken

Ungeachtet großer Kritik will der Autobauer Daimler am Mittwoch die umstrittene Erhöhung der Dividende für das Jahr 2020 beschließen lassen. Der Vorschlag des Vorstands um Konzernchef Ola Källenius für die digitale Hauptversammlung (ab 10.00 Uhr) in Stuttgart sieht die Ausschüttung von 1,35 Euro pro Aktie vor – die Hälfte mehr als im Vorjahr. Der Antrag dürfte angesichts der Mehrheitsverhältnisse unter den Anteilseignern durchgehen, auch wenn vor allem Nichtregierungsorganisationen vor der Veranstaltung lautstark ihren Unmut kundgetan hatten.

Kritik entzündet sich vor allem daran, dass Daimler im Vorjahr durch Kurzarbeitergeld konzernweit rund 700 Millionen Euro sparte – und nun dennoch die Ausschüttungen erhöht. Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre befand, durch dieses Vorgehen mitten in der Pandemie zeige sich Daimler „ignorant für die gesamtgesellschaftliche Stimmung“.

Die Interessenvertretung Bürgerbewegung Finanzwende bezeichnete das Vorgehen als „moralisch verwerflich“. Im Ergebnis würden so Steuergelder, die Beschäftigung sichern und Pleiten verhindern sollten, als Gewinnausschüttungen an Aktionäre weitergeleitet. Mehrere Organisationen kündigten für Mittwochvormittag Protestkundgebungen an – sowohl in Stuttgart als auch in Berlin.

Bei der Hauptversammlung selbst wird die zu erwartende Kritik an der Dividendenerhöhung die Vorstände nur in schriftlicher Form oder via aufgezeichneten Videos erreichen. Wegen der Corona-Beschränkungen sind keine Live-Redebeiträge von Aktionären zugelassen.

Källenius hatte zuletzt darauf verwiesen, dass man für die Leistungen aus der Arbeitslosenkasse auch viele Jahre lang viel Geld in die Sozialversicherung eingezahlt habe. Daimler hatte im Corona-Jahr 2020 vor allem dank einer Erholung im zweiten Halbjahr überraschend starke Gewinnkennzahlen präsentiert.

Varta: Gewinn wird kräftig aufgeladen

Dem Batteriekonzern Varta hat das starke Wachstum im vergangenen Jahr auch unter dem Strich ein dickes Gewinnplus beschert. Der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn kletterte um rund 90 Prozent auf 95,4 Millionen Euro, wie das MDax-Unternehmen am Mittwoch in Ellwangen mitteilte. Varta profitiert insbesondere vom Boom bei kabellosen Kopfhörern – bei den dafür verwendeten Lithium-Ionen-Akku-Knopfzellen ist der Konzern nach eigenen Angaben Weltmarktführer und baut die Produktion dafür weiter aus.

Zudem hatte Varta im vergangenen Jahr wieder die Haushaltsbatterien für Endverbraucher unter anderem mit dem Markennamen Varta übernommen. Auch deshalb stieg der Umsatz 2020 wie bereits bekannt um 140 Prozent auf 870 Millionen Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte mit 147 Prozent auf 241 Millionen Euro noch etwas stärker zu als im Februar mitgeteilt (239 Mio). Den Ausblick auf das laufende Jahr bestätigte das Management. Die Aktie legte auf der Handelsplattform Tradegate am Morgen über drei Prozent zu.

Am Erfolg sollen auch die Anleger teilhaben, an die Varta rund 100 Millionen Euro als Dividende ausschütten will. Der Konzern hatte bereits angekündigt, dass es rund 2,50 Euro je Anteilsschein werden dürften, nun will das Management nach den endgültigen Zahlen der Hauptversammlung 2,48 Euro je Aktie vorschlagen. Profitieren wird von der erstmaligen Ausschüttung seit dem Börsengang 2017 vor allem Großaktionär und Aufsichtsratschef Michael Tojner, der über seine Beteiligungsgesellschaft Montana Tech rund 56 Prozent der Anteile hält.

Die Varta-Aktie hat in diesem Jahr bereits eine starke Achterbahnfahrt hinter sich. Im Januar trieben Spekulationen das Papier auf über 180 Euro in die Höhe, bis es wieder abrutschte und sich derzeit bei rund 127 Euro gefangen hat. Damit steht es seit Jahresbeginn auch leicht im Plus. Zuletzt sorgte die Ankündigung für Schub, dass Varta künftig auch Batteriezellen unter anderem für Elektroautos fertigen will und dafür eine Pilotlinie bis Ende des Jahres einrichtet. Im Jahr 2019 war die Varta-Aktie der nahezu unangefochtene Börsenstar in Deutschland, der Kurs verfünffachte sich nahezu. Im vergangenen Jahr kam das Papier insgesamt auch wegen der Corona-Krise dagegen kaum mehr vom Fleck.

Kurz & knapp:

Energiekontor: Das Unternehmen blickt auf ein operativ sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2020 zurück. Alle wesentlichen Konzernkennzahlen konnten deutlich gesteigert werden. Die Umsatzerlöse stiegen auf rund EUR 135,1 Mio. (2019: EUR 63,7 Mio.), das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EBT) auf rund EUR 31,3 Mio. (2019: EUR 0,8 Mio.) und das Konzernjahresergebnis auf EUR 20,4 Mio. (2019: EUR 0,2 Mio.). In 2020 konnten zwei Windparks und vier Solarparks mit einer kumulierten Leistung von 44 MW in Betrieb genommen werden. Alle diese vier Wind- und Solarparks wurden an Investoren verkauft.

UBS: Der milliardenschwere Skandal um den US-Hedgefonds Archegos dürfte einem Pressebericht zufolge neben der Großbank Credit Suisse auch das größte Schweizer Geldhaus UBS treffen. Im Vergleich komme die UBS aber glimpflich davon, schrieb das Finanzportal „Finews“ am Mittwoch. Die UBS habe im Zuge des Ausverkaufs der Archegos-Positionen „nur“ einen „moderaten dreistelligen Millionenbetrag“ verloren, zitiert das Portal eine mit den Vorgängen vertraute Person. Der Schaden halte sich im Rahmen und werde das Quartalsergebnis der Bank nicht „verhageln“. Im Gegensatz zur Credit Suisse hat die UBS keine Gewinnwarnung für das erste Quartal veröffentlicht. Die Bank selbst wollte auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AWP keine Angaben machen und kommentierte den kolportierten Verlust nicht. Die Deutsche Bank kommt nach eigenen Angaben vom Montag ohne Verluste aus den Geschäften mit Archegos heraus.

Knaus Tabert: Der Hersteller von Freizeitfahrzeugen in Europa hat auch im Geschäftsjahr 2020 Umsatz und Ergebnis gesteigert. Im Jahr seines Börsengangs verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 794,6 Millionen Euro, ein Anstieg um rund 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2019: 780,4 Millionen Euro). Vor allem in der zweiten Jahreshälfte konnte KnausTabbert die Produktion erhöhen, um ein – trotz des durch das Coronavirus verursachten Umsatzausfalls im April – besseres Ergebnis als 2019 zu erzielen. Das bereinigte EBITDA lag bei 67,7 Millionen Euro und damit um 4,1 Prozent über dem Vorjahreswert von rund 65,0 Millionen Euro.

Stratec: Der Diagnostik-Spezialist hat im Corona-Jahr 2020 von der hohen Nachfrage profitiert und erwartet für das laufende Jahr weiteres Wachstum. Der Umsatz sei im Gesamtjahr währungsbereinigt um 18,4 Prozent auf 250 Millionen Euro gestiegen, teilte das SDax-Unternehmen am Mittwoch in Birkenfeld mit. Damit lag das Umsatzwachstum sogar leicht über der zuvor angekündigten Spanne. Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand weiteres Umsatzwachstum und eine steigende Profitabilität. Für 2021 geht Stratec von einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von mindestens im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Für die bereinigte Ebit-Marge prognostiziert das Unternehmen einen Wert von etwa 17,0 bis 18,0 Prozent. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag 2020 bei 41,7 Millionen Euro, nach 29,3 Millionen Euro im Vorjahr. Damit konnte Stratec mit 16,7 Prozent auch sein Margenziel leicht übertreffen. Unter dem Strich durfte sich der Vorstand ebenfalls über mehr Gewinn freuen, dieser stieg bereinigt um 46 Prozent auf 35,2 Millionen Euro. Die Vorjahreszahlen für 2019 wurden hierbei aufgrund nicht weitergeführter Geschäftsbereiche leicht angepasst.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Christian Mueller / shutterstock.com

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