Bitcoin: Leichte Erholung nach Schock-Woche für Krypto-Investoren – Ray Dalio: „Lieber Bitcoin als Anleihen“

onvista · Uhr

Nachdem die vergangene Woche eine der turbulentesten Wochen überhaupt in der Historie des Krypto-Sektors gewesen ist, mit einem Tagesverlust von über 30 Prozent am Mittwoch, der als viertgrößter Tagesverlust überhaupt für Bitcoin in die Geschichte aufgenommen wird, ist diese Woche bisher wesentlich freundlicher für gebeutelte Krypto-Anleger verlaufen. Seit dem letzten Tief bei knapp über 31.000 Dollar am Sonntag konnte der Kurs zwischenzeitlich wieder über die Marke von 40.000 Dollar klettern, die sich jedoch nun als hartnäckiger Widerstand entpuppt hat. Im heutigen Handel notiert die größte und älteste Kryptowährung mit 37.500 Dollar wieder recht deutlich darunter.

Elon Musk, der mit seiner 180 Grad Wende in Sachen Bitcoin-Adaption für den Autobauer Tesla mitverantwortlich für die schlechte Stimmung am Markt gewesen ist, war nun auch einer der Haupttreiber für die Erholung. In einem Tweet ließ Musk verlauten, dass er sich mit einer Gruppe von nordamerikanischen Bitcoin-Minern ausgetauscht habe, um die Nutzung erneuerbarer Energien für den Betrieb des Bitcoin-Netzwerks auszubauen.

Quelle: Twitter
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Michael Saylor, CEO von Microstrategy, hat laut eigener Aussage das Treffen zwischen den beiden Parteien veranstaltet und das nun ausgerufene Bitcoin Mining Council angestoßen, das die Nachhaltigkeit des Minings nicht nur in Amerika, sondern auf der ganzen Welt fördern soll. In den ersten Minuten nach dieser Verkündung auf Twitter am Montag ist der Bitcoin-Preis deutlich in die Höhe geschossen.

Preis dürfte volatil bleiben

Die Versöhnung zwischen Musk und dem Krypto-Sektor dürfte die momentane Volatilität jedoch nicht beenden, denn die Panik rührte nicht nur von Musks Aussagen, sondern auch vor der wachsenden Angst vor Regulation und Aktionen der Regierungen gegen das Krypto-Ökosystem, die nun immer deutlicher zum Vorschein treten. Vor allem die US-Regierung hat einen schärferen Umgang bezüglich der Transaktionen von Kapital im Krypto-Raum angekündigt und will dementsprechende neue Gesetze verabschieden, die die Vorgänge für den Staat transparenter machen sollen.

Viele Analysten sind sich sicher, dass das Thema Regulierung gerade erst angefangen hat. „Die Prügel, die Kryptowährungen in den letzten zwei Wochen erhalten haben, sind nur ein Vorgeschmack auf die kommenden Dinge“, wird Peter Berezin, Chefstratege bei BCA Research, vom Nachrichtensender CNBC zitiert. „Die Kryptomärkte werden weiterhin einer strengeren Regulierung ausgesetzt sein. … In naher Zukunft könnte der Schmerz auf den Kryptomärkten andere spekulative Vermögenswerte wie Tech-Aktien belasten.“

JPMorgan-Analysten sehen zudem mit Blick auf die Futures-Märkte weiteres Potenzial für Preisrücksetzer. Nachdem die Marke von 60.000 Dollar nicht wieder nachhaltig durchbrochen werden konnte, ist der Markt in ein bärisches Sentiment eingetreten und Momentum-Händler haben ihre Futures-Positionen zurückgefahren, so die Einschätzung der Analysten. „Trotz der Erholung der Preise auf rund 40.000 US-Dollar bleiben die Momentum-Signale und insbesondere die längere Lookback-Periode als Signal problematisch. Es ist zu früh, um das Ende des jüngsten Bitcoin-Abwärtstrends auszurufen.“

Viele Marktbeobachter halten einen erneuten Rücksetzer bis an den langfristigen Widerstand von 30.000 Dollar für möglich. „Ein möglicher erneuter Test oder sogar eine bescheidene Unterschreitung der Tiefststände der letzten Woche in naher Zukunft ist aufgrund des Vorgehens Chinas gegen digitale Vermögenswerte und des regulatorischen Überhangs in den USA durchaus möglich“, sagte Julian Emanuel, Chief Equity and Derivatives Strategist bei BTIG. Jedoch sieht der Analyst diese Zone als Kaufgelegenheit und nennt sein Jahresendziel für Bitcoin bei 50.000 Dollar.

Ende der Party oder bärischer Trend in einem Bullenmarkt?

Die Verwerfungen der letzten Tage und Wochen haben charttechnisch einen bärischen Trend ausgelöst. Mit dem Durchbrechen der in der Vergangenheit als wichtiger Indikator bemessenen 21-EMA und auch der 200-Tage-Trendlinie hat der Bitcoin-Kurs sein bullisches Momentum eingebüßt. Derzeit liegt die 200-MA bei etwa 40.500 Dollar und funktioniert als Widerstand, der in den letzten zwei Tagen bereits mehrmals erfolglos getestet wurde.

tradingview
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Zudem bleiben die Unsicherheiten auf regulatorischer Ebene angesichts der Aktionen in China und den USA vorerst bestehen und könnten für weitere Panikverkäufe sorgen. Die Marke von 30.000 Dollar hat sich jedoch als sehr starke Unterstützungszone herausgestellt und markiert einen Bereich, in dem viele institutionelle Investoren und Anleger mit langfristigem Zeithorizont eingestiegen sind, bzw. nachgekauft haben.

Blickt man auf fundamentaler Ebene auf den Markt, dann laufen die Adaption von Kryptowährungen und die technologische Weiterentwicklung weiter vorwärts. Auch die Nachfrage aus institutioneller Sicht bleibt ungebrochen. Nach jetzigem Zustand des Marktes sollte nicht von einem Ende des Bullenmarktes ausgegangen werden, zu viele Indikatoren sprechen dagegen. Jedoch hat der jüngste Kurseinbruch ganz klar einen bärischen Trend ausgelöst, der weitere Abverkäufe bis auf die Marke von 30.000 Dollar provozieren kann und der zudem einige Wochen bis Monate anhalten dürfte.

Am Markt werden bereits Parallelen zum Bullenmarkt aus dem Jahr 2013 gezogen, der sich ebenfalls durch ein Zwischenhoch, gefolgt von einem mehrmonatigen bärischen Trend, ausgezeichnet hat.

Quelle: Twitter
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Vergleich mit vergangenen Preiszyklen zeigt mögliche Verlängerung

Zudem war der bisherige Lauf im Jahr 2021, vergleicht man ihn mit den vergangenen bullischen Preisphasen, mit dem früher als erwarteten Erreichen der 65.000 Dollar Marke aus Sicht vieler Marktbeobachter eine Überhitzung auf dem Weg zur Marke von 100.000 Dollar, welche die meisten Analysten im Krypto-Bereich immer noch als Ziel nennen. Eine wie zuletzt gesehene Abkühlung muss also kein Indikator für das Ende des Bullenmarktes sein, auch weil die bisherigen Bitcoin-Bullruns immer mit einem extremen Blow-Off-Top geendet haben und nicht wie jetzt der Fall mit einem längeren Seitwärtskanal gefolgt von einem Abverkauf.

Vergleicht man die verschiedenen Preisphasen, sieht man die kontinuierliche Verlängerung der bullischen Zyklen bei gleichzeitig nachlassender prozentualer Performance. Der Krypto-Chartanalyst Benjamin Cowen, der die Theorie der länger werdenden Zyklen bereits seit einiger Zeit skiziert, hat dies zuletzt in einem Tweet veranschaulicht:

Quelle: Twitter
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Sollte sich der Preis also oberhalb des Allzeithochs aus dem letzten Bullenmarkt halten, kann man derzeit von einem bärischen Trend für die nächsten Monate ausgehen, der sich innerhalb des laufenden Bullenmarktes abspielt, jedoch nicht das Ende des Bullenmarktes signalisiert.

Ray Dalio besitzt Bitcoin

Ein weiterers Indiz für das anhaltende Interesse von institutioneller Ebene sind die zuletzt positiven Aussagen von Star-Investor Ray Dalio, der sich in der Vergangenheit eher vorsichtig zum Thema Bitcoin geäußert hat. In einem am Montag auf dem Branchenportal Coindesk veröffentlichten Interview hat Ray Dalio bestätigt, dass er Bitcoin hält. „Ich habe etwas Bitcoin“, sagte Dalio zu Michael Casey von CoinDesk.

Dalio sieht Bitcoin zudem als besseres Investment, als US-Staatsanleihen. „Ich persönlich hätte lieber Bitcoin als eine Anleihe“, so der Milliardär. Dalio war in der Vergangenheit eher skeptisch zum langfristigen Erfolg von Kryptowährungen eingestellt, da er es für unvermeidlich hält, dass Regierungen früher oder später massiv dagegen vorgehen werden, um ihr staatliches Geldmonopol zu verteidigen. Laut Dalio sei der anhaltende Erfolg von Krypto gleichzeitig dessen „größtes Risiko“. Noch sei es aus Sicht des Managers keine zu große Sache, interessant werde es jedoch, wenn Investoren anfangen würden, lieber Geld in Bitcoin im großen Maßstab zu stecken, statt in Staatsanleihen, da dies potenziell erheblichen Druck auf die Staaten und die weitere Haushaltsfinanzierung ausüben würde, vor allem für die USA, die seit langem nur noch durch immer neue Schulden die Staatsgeschäfte am laufen halten.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: spaxiax / Shutterstock.com

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