Bitcoin: Gegenwind aus China bleibt ein Stimmungskiller – doch ist ein Abzug der Mining-Indsutrie aus China wirklich so schlimm?

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Der regulatorische Druck in China gegen Bitcoin-Mining-Unternehmen wächst weiter. In der Region der inneren Mongolei wurden nun Strafen gegen Unternehmen und Einzelpersonen ausgerufen, die in irgendeiner Form am Mining von Kryptowährungen beteiligt sind, wie der Nachrichtensender CNBC berichtet.

Dies ist ein weiterer Schritt der chinesischen Regierung gegen das Krypto-Ökosystem, nachdem in der letzten Woche seitens der Notenbank noch einmal bekräftigt wurde, dass der Handel und Dienstleistungen in diesem Bereich für chinesische Unternehmen untersagt ist. Der chinesische Vizepräsident Liu äußerte sich zuletzt, dass es notwendig sei, „Bitcoin-Mining und Handelsaktivitäten zu bekämpfen, um die Übertragung individueller Risiken auf das gesellschaftliche Umfeld zu verhindern“.

Klimaziele und der digitale Yuan

Im Fall der inneren Mongolei geht es auch darum, die stromintensive Nutzung für das Mining-Geschäft einzudämmen, damit die neuen Klimavorgaben der Regierung in Peking erfüllbar sind. In Gebieten wie der Mongolei ist Kohlestrom besonders billig produzierbar und daher in der Vergangenheit ein lukrativer Ort für das Betreiben von Mining-Farmen gewesen, die einen immer höheren Energiebedarf haben. Die nordchinesische Region hat die Energieverbrauchsziele von Peking im Jahr 2019 nicht erreicht und anschließend Pläne zur Reduzierung des Stromverbrauchs aufgestellt.

Auf nationaler Ebene geht es China jedoch auch darum, den in der Startphase befindlichen digitalen Yuan zu stärken und Konkurrenz aus der Krypto-Welt möglichst zu verbannen. Während native Kryptowährungen wie Bitcoin eine dezentrale Struktur haben und auf der fundamentalen technischen Ebene nicht kontrolliert werden können, beruht der digitale Yuan auf einem zentralisierten Ansatz, der China die Vorteile einer digitalen Währung einbringt, jedoch gleichzeitig weiterhin die Kontrolle wie bei konventionellen staatlichen Währungen ermöglicht, da es keine autonomen Entitäten gibt, die mit an dem Betrieb des Währungsnetzwerks teilnehmen und somit Einfluss nehmen könnten.

Ein Abzug der Mining-Hashrate aus China hat positive Aspekte

Chinas negative Haltung gegenüber Kryptowährungen hatte in der letzten Woche auch maßgeblich zum Abverkauf an den Märkten beigetragen, ist jedoch im Wesentlichen nicht neu. Bereits 2017 ist gegen Kryptobörsen in China vorgegangen worden und es wurden Initial Coin Offerings (ICOs) verboten, die ein Krypto-Pendant zu IPOs darstellen.

Der Vorstoß gegen die Mining-Industrie hat den Markt dennoch hart getroffen, da sich immer noch ein Großteil des Minings in China befindet – derzeit sind es immer noch rund 65 Prozent. Allein auf die innere Mongolei entfällt rund 8 Prozent. Jedoch ist die Zentrierung der Industrie auf China bereits seit Jahren rückläufig. Noch vor drei Jahren hat die in China vereinte Hashrate, also die gesamte Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks, gut 80 Prozent ausgemacht. Inzwischen hat sich unter anderem in Nordamerika eine immer größer werdende Mining-Industrie gebildet, die sich zudem auf erneuerbare Energie konzentriert. Nach dem erneuten Vorstoß wurden bereits Meldungen bekannt, dass große Mining-Unternehmen aus China endgültig die Koffer packen und auf andere Standorte ausweichen. Langfristig könnte die Verlagerung der Bitcoin-Hashrate sich sogar positiv auf das Energiefresser-Image von Bitcoin auswirken, auch wenn bereits (nicht valide bestätigte) Daten kursieren, dass ohnehin bereits 75 Prozent des Bitcoin-Minings mittels erneuerbarer Energie stattfindet.

Abgesehen von dem Umwelt-Faktor, der momentan auch durch Elon Musk und seine Kritik im Fokus steht, wäre eine weitere Dezentralisierung der Mining-Hashrate durch eine größere Verteilung auf der Welt positiv für die Preisstabilität in dem Sinne, dass weitere Maßnahmen der chinesischen Regierung ihren Schrecken verlieren würden, da der Einfluss wesentlich geringer ausfallen würde. Dass die Zentrierung des Minings in China ein wesentlicher Risiko-Faktor für das Bitcoin-Ökosystem ist, ist ohnehin nur bedingt richtig, da das Bitcoin-Protokoll aufgrund seiner grundlegenden Gestalltung sehr flexibel ist und ein massives Umschichten der Hashrate – auch mit zwischenzeitlichen Einbrüchen der Rechenleistung – gar kein so großes Problem wäre. Das Protokoll passt seine Balance alle zwei Wochen automatisch an und würde eine entsprechende Umstrukturierung schnell kompensieren.

Bitcoin-Kurs bleibt belastet

Mit Blick auf den Markt bleibt der derzeitige Gegenwind eine Belastung. Bitcoin und der restliche Krypto-Sektor mussten in der letzten Woche einen massiven Crash einstecken und der Branchen-Primus Bitcoin hat schwere charttechnische Dellen erlitten. Derzeit kämpft er mit der 200-Tage-trendlinie, die von einer Unterstützung zum Chartwiderstand geworden ist und seit mehreren Tagen nicht zurückerobert werden konnte.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Jiap / Shutterstock.com

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