Drei Fragen an Bernecker: Ist Biontech genug abgestraft, welche Chancen hat Merck jetzt im Corona-Pharma-Geschäft und wann beim Dax die Reißleine ziehen?

onvista · Uhr

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach einer Einschätzung zur abgestraften Biontech-Aktie, ob Merck nun der neue Shootingstar im Corona-Pharma-Geschäft ist und ob man beim Dax nun die Reißleine ziehen soll.

onvista-Redaktion: Merck hat nun eine „Wunderpille“ gegen das Corona-Virus in der Hinterhand, die das Pandemiegeschehen und das damit einhergehende Pharma-Geschäft noch einmal umwerfen könnte. Wie schätzen Sie das neue Medikament und vor allem dessen Chancen für Merck ein?

Die neue Chefin von Merck setzt die bisherige Strategie ihres Vorgängers um: Weniger Eigenforschung und Entwicklung von Präparaten und Wirkstoffen und mehr Kooperation und Joint Venture nebst eventuellem Kauf kleinerer Spezialisten. Das ist seit langem die Grundlinie von Merck in der internationalen Medizin. Welches Produkt das nächste ist, weiß niemand, weil permanent daran gearbeitet wird, dies zu recherchieren. Darin liegt der strategische Erfolg von Merck als ältester Apotheke der Welt nebst dem zweiten Bein in der Chip-Technik als Ausrüster (Flüssigkristalle). Das ergibt keine Aha-Effekte, aber einen erkennbaren klaren Trend.

onvista-Redaktion: Die Sorgen drücken weiter auf die Gemüter an den Finanzmärkten, der Dax konnte zuletzt seinen 200-Tage-Trend nicht mehr verteidigen. Sollte man nun die Reißleine ziehen und Risiko herausnehmen?

Der Terminkalender ist erkennbar. In ca. 4 Wochen will die Fed das Tapering beginnen. Ob und wie die EZB folgt, bleibt offen. Mit dem Ende der Geldschwemme endet der Rückenwind für alle Assets, sowohl Aktien, Anleihen und auch Immobilien. Das ergibt eine längere Periode der Konsolidierung, in der die Preisanpassungen schrittweise erfolgen.

Sämtliche Immobilienmärkte, sowohl in China, USA und auch Deutschland, stehen vor diesem Problem in besonderer Weise, weil die Zwischenfinanzierungen im Neubaugeschäft stets eine sehr kritische Größe ergeben. Evergrande war nur die Spitze im chinesischen Markt, ein kleinerer in Deutschland zog bereits die Notbremse. Mehrere Fälle dieser Art werden folgen. Die jeweiligen Notenbanken spielen dann die Feuerwehr. Wie weit die Konsolidierungen laufen werden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Endpunkt offen.

onvista-Redaktion: Die herbe Korrektur bei Biontech geht ungebremst weiter. Wann ist die Aktie aus Ihrer Sicht genug abgestraft und ein Einstieg sinnvoll?

Erfolg schafft Neid. Der ungewöhnliche Impfstofferfolg von Biontech kam von einer kleinen und vielfach wenig beachteten Pharmaadresse. Der Impfkrieg begann bereits im letzten Jahr, als alle bekannten Pharmaadressen das Gleiche versuchten. Inzwischen gibt es mehr als 50 Varianten und im Pharmageschäft gehören dazu umfangreiche Intrigen entweder der Forscher selbst oder der jeweiligen Firmen. Zu Intrigen gehören Wahrheiten, Unwahrheiten und vor allem ein Sinn dafür, wie man in diesem Spiel die richtige Strategie fährt. Die deutlichen Reduzierungen der Kurse von Moderna und Biontech liefern das Bild dafür, und dann geht es am Ende darum: Ab wann sind alle Spieler raus, wo liegt der Boden nach einer runden Halbierung der Kurse? Und dann beginnt das eigentliche langfristige Investment.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

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