Kutzers Zwischenruf: Und jetzt?

Hermann Kutzer · Uhr

Der vergangene Freitag markiert einen Wendepunkt der vorherrschenden Stimmungslage. Die dramatische Zuspitzung der vierten Corona-Welle hat nicht nur Politiker aller Farben aufgeschreckt. Die spontan beschlossenen und angekündigten Maßnahmen betreffen die ganze Bevölkerung. Damit wachsen über Nacht auch die Sorgen für die Entwicklung von Wirtschaft und Finanzmärkten im Winterhalbjahr. Und wenn Sie heute schon wüssten, geschätzte Anleger, wie die Börsen morgen reagieren werden, würden viele von Ihnen Ihre Strategie überdenken – zumindest die kurzfristige Taktik.

Eines ist sicher: Die Unsicherheit wird zunehmen. Trotz der bisher vorherrschenden „TINA“-Mentalität (There Is No Alternative) ist schwer vorstellbar, dass sich die Jahresschluss-Rally der Hausse-verwöhnten Aktien fortsetzt. Nicht nur die Mediziner schlagen lauten Alarm. Denn unserem Gesundheitssystem droht ein Kollaps. Dazu wird bereits vor einer fünften Corona-Welle im Winter gewarnt.

Wenn Sie (sich) als Aktionär jetzt fragen, was kurzfristig zu tun sei, und als Antwort ein dickes Fragezeichen erhalten, darf Sie das nicht enttäuschen. Denn jeder konkrete Ratschlag hätte spekulativen Charakter – auch wenn er auf langjährigen Erfahrungen beruht. Schon allgemein gehaltene Empfehlungen machen deutlich, dass der Anleger selbst individuell entscheiden sollte, wie er mit seinem Investment in dieser brisanten Situation umgehen will.

Ohne Hektik erst einmal die Reaktion von Stimmung und Kursen abzuwarten, ist eine plausible Option. Umgekehrt ist nicht angesagt, panikartig auszusteigen und alles zu verkaufen. Vielmehr macht es Sinn (wie immer in kritischen Situationen), einen selbstkritischen Depotcheck vorzunehmen. Daraus können sich zahlreiche Wegweiser fürs Kaufen-Halten-Verkaufen ergeben. Vielleicht werden Sie dann Kursgewinne realisieren (ganz oder teilweise), um die Liquidität zu erhöhen, oder die Verlierer unter Ihren Aktien (gemessen am Index oder im Jahresverlauf) verkaufen oder Tauschoperationen vornehmen. Je nach Ausgangslage wollen Sie vielleicht auch bisher vernachlässigte Verlustbegrenzungen schnell nachholen. Eine weitere Idee wäre, vorsichtshalber den Goldanteil im Portfolio aufstocken. Strategisch interessant: Können / wollen Sie wenigstens einen Teil Ihres kurz- bis mittelfristig angelegten Depots behalten, in dem Sie ihm jetzt den Stempel „langfristig“ geben? Dann bestünde kein Grund für tägliche Baisse-Ängste.

Auf jeden Fall ist in den kommenden Tagen erhöhte Wachsamkeit ein Muss. Machen Sie sich bereit zum Handeln!

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