Markt-Update: Dax stoppt Talfahrt vorerst – SMA Solar, Encavis und Verbio gefragt, Schaeffler stark, Uniper schreibt Nord Stream 2 Finanzierung ab

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Trotz des anhaltenden Ukraine-Kriegs und dessen weit reichenden Folgen hat der Dax am Dienstag nach einem schwachen Start schnell ins Plus gedreht und die jüngste Talfahrt erst einmal gestoppt. Im frühen Handel stieg der deutsche Leitindex um 0,3 Prozent auf 12.900 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann 0,98 Prozent auf 28 619,79 Punkte, und für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,63 Prozent auf 3534,30 Zähler hoch.

„Der Dax kommt nicht zur Ruhe und Lösungen des Konflikts sind nicht in Sicht“, schrieb Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Allerdings seien Wetten auf sinkende Kurse bei Aktien und die Absicherungen gegen fallende Kurse auf einem Höchststand seit mehreren Jahren, betonte der Experte. Entsprechend könnten Nachrichten, wie etwa ein Waffenstillstand in der Ukraine, zu einer massiven Eindeckung von Anlegern führen, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatten.

Für positive Impulse sorgt die Meldung, dass eine neue Feuerpause derzeit wohl in Kraft getreten ist: Russland: Neue Feuerpause in Ukraine in Kraft – Korridore geöffnet

Die übergeordnete Lage bleibt jedoch angespannt, da Anleger fürchten, dass die stark steigenden steigende Preise für Öl und andere Rohstoffe die Unternehmensgewinne beeinträchtigen und das Wirtschaftswachstum verlangsamen. „Das, wir im Moment auf dem Parkett erleben, ist schon nahe an der Kapitulation“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. „Aktien werden auf den Markt geworfen, fast egal zu welchen Preisen.“ Der Dax hat mittlerweile seit seinen Höchstständen Anfang des Jahres mehr als 20 Prozent verloren und damit offiziell den „Bärenmarkt“ betreten. „Die Suche nach wichtigen Unterstützungslinien wird immer schwieriger“, sagte Altmann.

Angesichts eines möglichen Banns für russische Energie-Importe notierte der Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee 3,5 Prozent höher bei 127,50 Dollar je Barrel. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden ist angesichts der russischen Invasion in die Ukraine bereit, ein amerikanisches Embargo für russisches Öl auch dann zu verhängen, wenn die europäischen Verbündeten nicht mitziehen. Russland könnte Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak zufolge indes die Erdgasversorgung über die bestehende Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland kappen.

SMA Solar, Encavis und Verbio gefragt

Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien dürften am Dienstag bei den Anlegern erneut gefragt sein. Händler verwiesen auf positive Branchennachrichten, die bei geringer kapitalisierten Branchenvertretern wie SMA Solar , Encavis und Verbio auch für etwas Übernahmefantasie sorgen könnten. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt unter Berufung auf informierte Kreise, der US-Finanzinvestor KKR erwäge einen Kauf von Albioma. Der Marktwert des börsennotierten französischen Erzeugers von Solar- und Biomasse-Energie liege bei rund 1,1 Milliarden Euro.

Die im deutschen Kleinwerte-Index SDax gelisteten Aktien des Solarkonzerns SMA Solar und des Solar- und Windparkbetreibers Encavis hatten bereits am Montag gegen den Markttrend kräftig zugelegt.

Schaeffler-Kurs zieht an – Jefferies: Gute Quartalszahlen

Die Quartalszahlen von Schaeffler haben am Dienstag das Interesse der Anleger an der Aktie geweckt. Nach dem Einbruch auf ein Tief seit dem Corona-Crash im März 2020, der mit dem Urkaine-Krieg und einem Kursrutsch in der ganzen Autobranche einhergegangen war, zog der Kurs des Autozulieferers nun um knapp 8 Prozent an.

Laut dem Experten Sascha Gommel von Jefferies Research ist das vierte Quartal etwas besser ausgefallen als gedacht. Dass Schaeffler wegen des Krieges in der Ukraine die Prognose für das laufende Jahr aussetzte, scheint die Anleger nicht sonderlich überrascht zu haben. Seit Mitte Februar hat die Aktie rund 28 Prozent an Wert verloren, im laufenden Börsenjahr sogar ein Drittel.

IBM: Gesamtes Geschäft in Russland gestoppt

Der IT-Konzern IBM hat sein gesamtes Geschäft in Russland ausgesetzt. Konzernchef Arvind Krishna stellte das in einem Blogeintrag am späten Montag klar. Er habe von vielen Mitarbeitern Reaktionen auf vorherige Ankündigungen des Konzerns bekommen, räumte Krishna ein. Zunächst hatte IBM nach der russischen Invasion in die Ukraine bekanntgegeben, westliche Sanktionen zu befolgen und kündigte in einem zweiten Schritt an, die Verkäufe zu stoppen und keine Geschäfte mit dem russischen Militär zu machen.

Uniper volatil – Nord-Stream-2-Finanzierung abgeschrieben

Nach dem freien Fall der vergangenen Tage bewegen sich die Aktien von Uniper im heutigen Handel volatil. Vorbörslich ging es im Handel auf der Plattform Tradegate zunächst um 1,9 Prozent bergab auf etwa 17,50 Euro. Am Vorabend hatte der Konzern mitgeteilt, dass die Finanzierung für die Nord-Stream-2-Pipeline vollständig abgeschrieben wird. Allerdings hält der Energiekonzern am Ausblick fest. Nachdem der Gesamtmarkt im frühen Handel jedoch dreht, konnten sich auch die Uniper-Papiere deutlich erholen und notieren derzeit mit 6,6 Prozent Plus wieder bei knapp 19 Euro.

Das Tagestief zu Wochenbeginn bei 16,05 Euro hatte das niedrigste Niveau seit 2017 bedeutet. Mit dem Ukraine-Krieg und den Verwerfungen an den Energiemärkten ist die Aktie binnen zwei Wochen um mehr als die Hälfte eingebrochen. Der Kraftwerksbetreiber ist Deutschlands größter Importeur von Erdgas aus Russland.

Händler sahen eine weitere negative Nachricht darin, dass das Darlehen für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 in Höhe von 987 Millionen Euro vollständig abgeschrieben wird. Außerdem teilte Uniper mit, dass keine neuen langfristigen Lieferverträge für Erdgas mit Russland abgeschlossen werden. Ein Börsianer erwähnte allerdings, dass all dies keine Überraschung sei und durch den Kurseinbruch schon viel eingepreist sei.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: ImageFlow / Shutterstock.com

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