Drei Fragen an Bernecker: Ihre Einschätzung zu Encavis, gibt es noch Hoffnung für Curevac und welche Alternative zu Aktien gibt es für Anleger?

onvista · Uhr

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach einer Einschätzung zu Encavis, ob bei Curevac noch Potenzial besteht und welche Alternative zu Aktien Anleger jetzt ins Auge fassen können.

onvista-Redaktion: Der Solar- und Windparkbetreiber Encavis hat eine deutliche Korrektur hinter sich. Der Wandel zu erneuerbaren Energien und vor allem die schnell nötigen Umstrukturierungen am Energiemarkt seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges lassen jedoch wenig Grund für langfristige Skepsis zu. Wie bewerten Sie Encavis?

Alle Solar- und Windkraftunternehmen in Deutschland machen aus der Börsensicht einen schwachen Eindruck. Das ist das Resultat der falschen Politik für die Ausschreibungen für Windkraft zum einen und im Sektor Solartechnik für die abgebrochenen Fördermaßnahmen vor einigen Jahren, die zu den teilweise spektakulären Insolvenzen führten, wie z. B. bei SolarWorld. Als wichtigste Ursache dafür wird von allen Firmen der gleiche Grund genannt: Es fehlt eine klare Strategie für die Ausschreibungen, sodann für die Finanzierungen und anschließend für die Weiterleitung von Strom, insbesondere offshore von Nord- und Ostsee quer durch Deutschland bis Bayern. Solange es hierfür keine klaren Ziele und Förderprogramme gibt, hängt die erneuerbare Energie in den Seilen. Für Encavis gilt dies wie für alle anderen: 3,4 Mrd. € Marktwert für nur 370 Mio. € Umsatz bei rd. 0,26 € Gewinn je Aktie ergeben ein KGV von 81. Das sagt alles!

onvista-Redaktion: Curevac hat nun einen Deal mit der Bundesregierung zur Produktion von Impfstoffen. Ist in diesem Geschäft noch irgendetwas für das Unternehmen drin oder kann man die Aktie vorerst links liegen lassen?

Curevac geht davon aus, dass man mit der sogenannten zweiten Generation der Impfstoffe für künftige Covid19-Varianten in etwa ein oder eineinhalb Jahren so weit sein wird, eine echte Weiterentwicklung zu offerieren. Es ist also eine Hoffnung und somit keine klar erkennbare Kalkulation möglich, in welchen Größenordnungen von Umsatz und Gewinn man sich dann bewegt. Nach dem scharfen Absturz des Kurses von Curevac lässt sich nur formulieren: Mit Hilfe des einen Großaktionärs, des Bundes, und der Loyalität des bisherigen zweiten Großaktionärs müsste diese Impfwette gelingen. Ein aktueller Kauf drängt sich nicht auf.

onvista-Redaktion: Man kommt kaum noch daran vorbei: Am Markt gehen immer mehr Experten von einer kommenden Rezession aus. Das dürfte sich spätestens mit den Bilanzvorlagen in kommenden Quartalen auch negativ auf die Aktienmärkte auswirken. Mit welchem anderen Vermögenswert außer Aktien könnten Anleger ihr Portfolio nun diversifizieren?

Deutschland steckt in der Angst. 72 % aller befragten Deutschen rechnen mit einer Rezession, 16 % nach ähnlicher Umfrage hoffen auf eine Verbesserung. Damit liegt die Stimmung schlicht am Boden. Die Inflationsängste kommen dazu, insbesondere die gefühlte Inflation im Sektor der täglichen Gegenstände sowie die tatsächliche Inflation in der Entwicklung der Erzeugerpreise. Der größte Teil der jüngsten Inflationszahl von 7,3 % entfällt auf Energie (Öl und Gas). Exakt die gleiche Konstellation absolvierte Deutschland/Europa 2008/2009, wie man den entsprechenden Grafiken entnehmen kann. Tatsächlich ergibt sich eine Spitze im Mai/Juni, wenn die rückwirkenden Vergleiche eingeordnet werden können. Zumindest ergibt sich für das zweite Halbjahr eine erkennbare Entspannung, aber noch keine endgültige Lösung.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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