Continental mit Gewinnrückgang - Viele Sonderbelastungen

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München (Reuters) - Beim drittgrößten deutschen Autozulieferer Continental ist der operative Gewinn im zweiten Quartal um ein Fünftel eingebrochen.

Mit einem bereinigten Ergebnis vor Steuern und Zinsen von rund 414 (Vorjahr bereinigt: 518) Millionen Euro schnitt der Konzern aus Hannover aber besser ab als Analysten befürchtet hatten. Der Umsatz lag mit 9,4 Milliarden Euro um 13 Prozent über dem Vorjahresniveau, wenn man die im Herbst an die Börse gebrachte Getriebesparte Vitesco herausrechnet, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten Conti im Schnitt nur 9,2 Milliarden Euro zugetraut. Zugleich wird der Autozulieferer aber von Sondereffekten belastet, die sich auf mehr als eine halbe Milliarde Euro summieren.

Die Kursgewinne der Conti-Aktie von bis zu drei Prozent angesichts der über Erwarten ausgefallenen Zahlen verflogen schnell wieder: Im Dax lagen die Papiere am Nachmittag im Markttrend ein Prozent im Minus bei 70,16 Euro.

Der größte Brocken, den Continental zu verkraften hat, sind Abschreibungen von 370 Millionen Euro auf Firmenwerte (Goodwill) und Sachanlagen. Grund dafür sind die steigenden Zinsen, die den Abzinsungsfaktor für künftige Erträge erhöhten. Die zusätzlichen Sanktionen gegen Russland und die damit eingetrübten Aussichten für die Reifen-Sparte dort schlagen mit Abschreibungen von 75 Millionen Euro zu Buche. Continental produziert im russischen Kaluga weiterhin Reifen. Zuletzt hatte der Konzern jedoch einen Komplett-Rückzug aus dem Land erwogen. 63 Millionen Euro kostet der Umbau der Schlauch-Produktion (Mobile Fluid Systems) in Deutschland. Von der Aufgabe einiger Standorte sind nach früheren Angaben 870 Arbeitsplätze betroffen.

An der im April gesenkten Prognose für 2022 hält der Continental-Vorstand fest. Sie ist auf operative Zahlen ausgerichtet, Sondereffekte sind herausgerechnet. Danach soll der Konzernumsatz auf 38,3 bis 40,1 (2021: 33,8) Milliarden Euro steigen, bei einer operativen Rendite (Ebit-Marge) zwischen 4,7 und 5,7 Prozent. Für das zweite Quartal lag sie mit 4,4 Prozent unter dem Zielwert, aber über den Analystenerwartungen. Conti rechnet wegen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs in diesem Jahr mit Mehrkosten für Energie, Logistik und Material von rund 3,5 Milliarden Euro.

Zwischen April bis Juni fiel der Umsatz vor allem in der Automotive-Sparte mit 4,3 Milliarden Euro besser aus als die Experten Conti zugetraut hatten. Sie schreibt aber weiterhin rote Zahlen: der Verlust vor Steuern und Zinsen lag bei rund 100 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) lag in der Reifen-Sparte mit rund 470 Millionen Euro über den Expertenprognosen, aber um ein Viertel unter Vorjahr. Die kleinste Sparte ContiTech verfehlte die Gewinnschätzungen klar.

(Bericht von Alexander Hübner und Anneli Palmen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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