Markt Update: Powell-Rede wirkt noch nach - Bayer mit Studiendaten, USA und China einigen sich auf mehr Transparenz und Hapag Lloyd sieht Entspannung in der Lieferkette

onvista · Uhr
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Wer nicht hören will, der muss fühlen. Obwohl James Bullard und Esther George genau eine Woche vor der Powell Rede die Märkte vorgewarnt hatten, wollten einige Anleger die Hoffnung nicht aufgeben, dass die amerikanische Notenbank ihr Tempo drosselt. Allerdings müsste nach der Rede des Fed-Chefs jeder Anleger verstanden haben, dass dies nicht der Fall ist. Die US-Notenbank wird die Zinsen weiter kräftig in die Höhe schrauben, bis sie am Ziel ist und die Inflationsrate wieder auf 2 Prozent gedrückt hat. 

Nach dem Fed-Watch-Tool gehen nach der Reda von Powell wieder 70 Prozent der Experten davon aus, dass die amerikanische Notenbank erneut die Zinsen um 50 bis 75 Basispunkte anhebt. Vor der Rede hielt es sich in etwas mit 25 bis 50 Basispunkte die Waage. Damit bleibt die Lage angespannt. Da Powell zudem von schmerzhaften Zeiten für Unternehmen und Haushalten sprach, sind die Rezessionssorgen auch wieder auf ihrem Höhepunkt. 

Jetzt gilt es den Markt genau zu beobachten. Die 13.000 hat der Dax fast in einem Rutsch gerissen. Jetzt sollten Anleger den Blick auf das Juli-Tief bei etwa 12.560 Punkten richten. Fällt der Dax unter diese Marke, dann könnte es auch ganz schnell gehen bis er die 12.000 testet. Den Anlegern ist mal wieder schlagartig bewusst geworden, dass die Probleme eigentlich nicht viel kleiner geworden sind. 

Aber die tiefen Kurse bieten auch eine Chance. Anleger sollten zwar noch nicht heute die Schnäppchenjagd eröffnen, aber sich schon einmal langsam vorbereiten und eine Watchlist mit interessanten Titeln anlegen. Dabei sollte auch nicht vergessen werden, dass Nachkaufen auch nicht eine der schlechtesten Varianten ist. Anleger müssen  nicht immer die nächste Aktie suchen, die nach oben rennt. Wenn sie so eine Aktie schon haben, dann bietet sich auch an den Rücksetzer bei diesen Wert zu nutzen. Bei Mahlzeit fangen wir heute auch mit einer Watchlist für die Schnäppchenjagd an. Schauen Sie einfach ab 13 Uhr mal auf unserem YouTube Kanal vorbei.

Dax im Minus

Im Schlepptau der international schwachen Börsen rutschte der Dax rund eine Stunde nach Handelsbeginn um etwas mehr als ein Prozent ab. Mit 12.807 Punkten entfernte er sich weiter von der 13 000er-Marke. Damit ist das Kursbarometer auch charttechnisch deutlich angeschlagen. Der MDax sank um 0,6 Prozent auf 25.346 Zählern, während der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 um 1,1 Prozent fiel.

USA und China kommen aufeinander zu

Kommen wir zu den guten Nachrichten, die einige kleinere Wolken über den Märkten wegschieben. Die USA und China sind sich einen großen Schritt näher gekommen. Ein Rückzug chinesischer Aktien von der Wall Street ist damit deutlich kleiner geworden. Peking soll  den US-Behörden erlauben, Einsicht in die Bilanzen chinesischer Unternehmen zu erhalten, die an den US-Börsen notiert sind. Chinas Regierung hatte das bislang stets verboten.

Die chinesische Finanzaufsichtsbehörde CSRC bezeichnete den bilateralen Deal am Freitagabend als "wichtigen ersten Schritt", um Probleme bei der Prüfungsaufsicht börsennotierter Unternehmen zu lösen. Hintergrund ist, dass Peking der US-Börsenaufsicht SEC unter Verweis auf die nationale Sicherheit stets untersagte, Prüfungsunterlagen chinesischer Unternehmen zu durchleuchten. Die mangelnde Transparenz gefährdete den Verbleib der über 200 chinesischen Unternehmen an den US-Börsen.

SEC-Gary Gensler sagte in einem Interview des Fernsehsenders CNBC am Freitag, die Vereinbarung sei "nicht das Ende des Weges". In den kommenden Monaten wolle man sie auf ihre Praxistauglichkeit überprüfen.

Hapag Lloyd sieht Entspannung in der Lieferkette 

Der Chef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd , Rolf Habben Jansen, sieht klare Anzeichen für eine Normalisierung der angespannten Lieferketten. "Vor sechs Monaten war jedes unserer Schiffe drei- oder vierfach überbucht, jetzt sind die Schiffe vielleicht noch zu 20 Prozent überbucht. Das ist ein wesentlicher Indikator", sagte Habben Jansen der "Welt am Sonntag". Auch die Rücklaufzeiten für Leercontainer seien gesunken. Und die Lage in den Häfen habe sich ebenfalls weiter entspannt, von der Westküste der USA über Asien bis nach Südamerika.

Die weltweit fünftgrößte Linienreederei mit mehr als 250 Schiffen und 3,1 Millionen Containern hat ihren Gewinn im vergangenen Jahr im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 fast verzehnfacht. Hapag-Lloyd wies einen Nettogewinn von rund neun Milliarden Euro aus, zahlte wegen der pauschalen Besteuerung der Schifffahrt mit der sogenannten Tonnagesteuer aber nur rund 61 Millionen Euro Steuern. "In der aktuellen Phase ist der Steuersatz der Tonnagesteuer natürlich sehr niedrig, das muss man fairerweise sagen", räumte Habben Jansen ein. Doch das werde nicht so bleiben. Außerdem erinnerte er daran, dass die Branche vor einem Jahrzehnt - auch damals mit der Tonnagesteuer - noch 20 bis 30 Prozent ihres Nettogewinns an Steuern gezahlt habe.  

Studiendaten von Bayer sind ganz OK

Nach der Vorlagen Studiendaten zum Medikamentenkandidaten Asundexian können sich die Aktien von Bayer am Montag dem sehr schwachen Marktumfeld nicht entziehen.  Das Mittel gilt neben potenziellen Konkurrenzwirkstoffen wie Milvexian als Hoffnungsträger in der Schlaganfallprävention, da die Blutungsrisiken auf Basis aktueller Studien geringer sind als bei klassischen Blutgerinnungshemmern.

Experten bewerteten die Phase-II-Daten zu Asundexian tendenziell leicht positiv, Freudensprünge gab es aber nicht. Die Studien mit dem erhofften Nachfolger für den Kassenschlager Xarelto geht nun in die dritte Phase. Insgesamt sei das viele Milliarden Euro große Potenzial des Mittels in der Anwendung gegen Schlaganfälle bestätigt worden, schrieb der JPMorgan-Analyst Richard Vosser in einer ersten Reaktion. Allerdings werde es noch dauern, bis mehr Klarheit über Wirksamkeitsvorteile herrscht.

Mit Material von dpa-AFX

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