onvista Börsenfuchs: Auf die „nächste industrielle Revolution“ setzen

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Quelle: onvista

Hallo Leute! Was haltet Ihr eigentlich von unserem Bundeskanzler? Wie an der Börse werden die Meinungen weit auseinander gehen. Ich selbst bin mir nur in einem sicher: Olaf Scholz spricht in seinen (leider temperamentlosen) Reden genau die Themen an, auf die es in der Zukunft ankommt.

Aktuelles Beispiel: die Bedeutung der „nächsten industriellen Revolution“. Das interessiert auch die Anleger. Denn gerade die Technologieaktien haben in den vergangenen Jahren immer wieder für normale Bürger unfassbare Zahlen gesorgt und deshalb fette Schlagzeilen geliefert. Wo stehen wir heute? Irgendwo in einer Zwischenphase nach steilem Auf und Ab der Kurse. Und (Achtung!) beim Blick nach vorn kommt es auf den Horizont an. Denn es kann bei und mit den Tech-Giganten viel passieren, bevor sie ihre Muskeln an den Aktienmärkten wieder zurückgewinnen.

Es ist schon ein Desaster, was sich innerhalb der vergangenen 12 Monate bei den Techs abgespielt hat. Der Nasdaq 100 verlor seit seinem Ende 2021 erreichten Allzeithoch 33 Prozent. Die Marktkapitalisierung dieses Index schmolz im gleichen Zeitraum von 20 auf 13,2 Billionen (!) Dollar, ein Minus von satten 6,8 Billionen Dollar.

Martin Braun von der Börse Hannover zieht folgenden Vergleich: Die 40 Dax-Unternehmen wurden zum Höchststand wertet mit 1,9 Billionen, aktuell sind es rund 1,4 Billionen Euro bewertet – ein vergleichsweise bescheidener Wertverlust.

Fast zwei Drittel des Wertverlustes des Nasdaq 100 sind auf die „Big Five“ zurückzuführen: Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon und Tesla. Hier haben sich innerhalb eines Jahres zwischen 671 Milliarden (Tesla) und 979 Milliarden (Amazon) Dollar in Luft aufgelöst. In Summe haben die fünf Techwerte fast 4 Billionen Dollar an Börsenwert verloren.

Jetzt regiert die Berichtssaison. Etwa 80 Prozent der Unternehmen des S&P 500 und 60 Prozent des Stoxx 600 haben ihre Ergebnisse für das 3. Quartal vorgelegt.

Axelle Pinon vom Carmignac-Investmentkomitee, erläutert hier seine Sicht für Aktienanleger: Nach einem enttäuschenden Start und einigen sehr schwachen Zahlen der Tech-Giganten hat die Berichtssaison nun einen positiven Verlauf genommen. Das ist zwar eine gewisse Erleichterung für die Anleger, aber die Prognosen (oder das Fehlen solcher Prognosen) machen deutlich, dass sich viele Unternehmen auf ein schwieriges Jahr 2023 einstellen. Und nach mehreren Quartalen, in denen vor allem die Inflation und die Zentralbankpolitik die treibende Kraft hinter den Aktienbewertungen waren, spielen jetzt die Erträge wieder eine größere Rolle.

Bei Carmignac sieht man mehrere Hauptaussagen, unter anderem:

Die Q3-Ergebnisse sind etwas ‚weniger schlecht als befürchtet‘. Jeder war auf schlechte Nachrichten vorbereitet, aber insgesamt ist es besser gelaufen als erwartet. Gewinnwarnungen, insbesondere in Europa, hatten sich im Vorfeld und zu Beginn der Ertragssaison gehäuft und die Erwartungen gesenkt. Die Zahlen für das 3. Quartal sind rückwärtsgerichtet und spiegeln daher noch nicht die anhaltende Verschlechterung der makroökonomischen Daten wider. Die Prognosen waren kurzfristiger als üblich. Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Rezession und der strengeren finanziellen Bedingungen dürften mit einer gewissen Verzögerung eintreten.

Andererseits dürften sich Unternehmen mit einer starken Preissetzungsmacht oder defensive Wachstumswerte am besten behaupten. Und: Big Tech war die Hauptüberraschung. Denn einige der fundamentalen Probleme, die in letzter Zeit bei den Mega-Cap-Aktien aufgetreten sind, scheinen die Analysten überrascht zu haben. Sie werden wahrscheinlich auch in den nächsten sechs bis neun Monaten bestehen bleiben. Die Anleger haben nun ihren Fokus von attraktiven langfristigen Wachstumsaussichten auf Rentabilität verlagert, die die Unternehmen in naher Zukunft erzielen können. Dieser Sinneswandel wird durch das steigende Zinsumfeld noch verschärft. Die Beispiele Google (Alphabet) und Facebook (Meta) zeigen, dass Investoren sich auf die Unternehmen konzentrieren, die fähig sind, Margen und Rentabilität auch unter Druck steuern zu können. Und was noch wichtiger ist: Die Anleger werden es nicht gutheißen, wenn Unternehmen um jeden Preis nach Umsatzwachstum streben.

Fazit der französischen Investmentgesellschaft: Nach den berauschenden Tagen der ultraniedrigen Zinsen ist klar, dass die Unternehmen, die ihre Kostenstruktur besser anpassen können, am besten zurechtkommen werden. Jetzt ist die Zeit für das gute alte Stockpicking gekommen. Ihr solltet für Euch entscheiden, meine Freunde, ob es nicht besser ist, vor allem langfristiges Kapital (zehn Jahre plus) für Tech-Aktien einzusetzen – um sicher zu gehen, dass dann die Früchte der nächsten industriellen Revolution geerntet werden können.

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