Heiko Böhmer: Steigende Unternehmensgewinne treiben langfristig die Kurse an

Heiko Böhmer · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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In wenigen Tagen beginnt schon die Bilanzsaison. Tatsächlich stehen die Gewinne der Unternehmen in der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage besonders im Fokus. Doch neben den aktuell verbreiteten Gewinnrückgängen bei vielen Unternehmen ist eine Tatsache doch ganz entscheidend: Langfristig steigen die Gewinne der Unternehmen massiv an und das ist ohne Zweifel einer der größten Treiber für die Aktienkurse.

Speziell für die langfristige Einschätzung lohnt sich ein Blick auf die Gesamtentwicklung der Unternehmensgewinne. Im Grunde fokussieren sich Investoren immer auf die Gewinne auf Unternehmensebene. Das ist zur Einschätzung von Einzelwerten wichtig und lässt auch Rückschlüsse auf die Entwicklung des Unternehmens zu - sofern Gewinne erzielt werden.

Genau das ist schon ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Ob Unternehmen profitabel sind oder eben nicht. Tatsächlich schaffen viele Unternehmen gar nicht erst den Sprung in die Gewinnzone. Doch das ist keine Basis für wirklich nachhaltige Erträge bei Aktien. Sicherlich können Unternehmen über kürzere Zeiträume auch ohne Gewinne an der Börse erfolgreich sein. Doch wenn es um dauerhaft erfolgreiche Aktien geht, kommen immer Gewinne ins Spiel.

USA liegt bei den Gewinnsteigerungen klar vorn

Nur mal zur Einordnung welches Potenzial erfolgreiche Unternehmen hier auf Sicht von 10 Jahren entfalten können. So hat Apple den Nettogewinn in den vergangenen zehn Jahren von 41,7 auf zuletzt 99,8 Milliarden Dollar gesteigert. Gleichzeitig hat die Apple-Aktie sogar um 750 Prozent zugelegt.

Massive Gewinnsteigerungen hat es auch auf Indexebene gegeben. Das verdeutlich die folgende Abbildung mit der Entwicklung der Nettogewinne im S&P 500 Index in den USA seit 2003. Von knapp 400 Millionen Dollar sind die Gewinne bei den im Index enthaltenen Unternehmen auf annähernd 1,6 Billionen Dollar angestiegen – das ist eine Vervierfachung. Im gleichen Zeitraum ist der Index um 420 Prozent angestiegen. Diese Steigerung zeigt auch, warum die US-Börsen über Jahre hinweg deutlich besser gelaufen sind als der europäische Markt: Die Gewinne sind schlicht und einfach deutlich stärker angewachsen.

Summe der Nettogewinne aller S&P 500 Unternehmen in Millionen USD seit 200

Quelle: Berenberg Research

Auf Basis des EuroStoxx 600, der gut mit dem S&P 500 vergleichbar ist, wird der Rückstand Europas deutlich: Ausgehend von rund 200 Millionen Euro sind die Gewinne zuletzt auf fast 800 Millionen Euro angestiegen. Das ist auch eine Vervierfachung – aber auf einem deutlich niedrigeren Niveau als in den USA. Der Index ist jedoch seit Anfang 2003 nur um knapp 220 Prozent gestiegen. Dieser allgemeine Blick auf die langfristige Entwicklung der Unternehmensgewinne zeigt, wie wichtig dieser Faktor für die Gesamtentwicklung ist.

Doch wie sieht es denn mit der aktuellen Gewinnentwicklung aus? Das werde ich in der kommenden Woche genauer unter die Lupe nehmen. Nur so viel vorweg: In den USA hat es von den Analysten zuletzt schon mehr Downgrades als Upgrades zu Unternehmen gegeben. So etwas tritt nur in wirklichen Krisenzeiten auf, wie zuletzt zum Höhepunkt der Corona-Krise oder während der globalen Finanzkrise 2008/2009. Dies ist ein weiteres Signal, dass gerade von den Unternehmen noch einige negative Überraschungen kommen können.

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