onvista Börsenfuchs: Die Dax-Korken knallen zu laut

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Quelle: onvista

Hallo Leute! Börsen bekloppt, wieder mal. Die Aktienkurse scheinen seit dem Jahreswechsel nur noch eine Richtung zu kennen – nach oben.

Unser Dax ist im heutigen Verlauf schon dicht an 15.000 herangekommen (vielleicht hat er die inzwischen sogar überschritten). Zur Erinnerung: Das ist eine Marke, die nicht wenige Propheten noch vor wenigen Wochen als ihr Kursziel für den Jahresschluss 2023 ausgemacht hatten. Trotz aller Sorgen entwickelt der Aktienmarkt gerade eine voll erstaunliche Eigendynamik. Die ist im Januar aber historisch gesehen keine Seltenheit. Nur haben wir nicht einmal die Hälfte des Monats hinter uns.

Schon die ersten Tage bieten jedenfalls ‘ne Menge Diskussionsstoff, denn die professionellen Vordenker sind sich durchaus nicht einig, wie’s weitergehen dürfte. Die Analysten der DZ Bank liefern erst mal eine schöne (?) Metapher: „Dax lässt die Korken zu sehr knallen, S&P500 etwas kleinlaut.“ Und dann behaupten sie: Der breite europäische Aktienmarkt überrascht zum Jahresstart mit stattlichen Kursgewinnen, insbesondere Zykliker holen auf.

Hier wird ein übertriebener Konjunkturoptimismus eingepreist, die Belastungsfaktoren sind aber noch nicht überstanden. 2023 soll ein Jahr der „moderaten Kursrenditen“ werden. Die bestehenden Indexziele bleiben unverändert, Allzeit-Höchststände außer Reichweite.

Das noch junge Aktienjahr 2023 hat also europäischen Aktien und insbesondere den Dax-Anlegern bereits stattliche Kursgewinne beschert. Mit den Corona-Lockerungen in China und einer bedachteren Inflationsbekämpfung in den USA sind zwei Schritte in die richtige Richtung für eine Stärkung der beiden Hauptabsatzmärkte der meisten Dax-Konzerne gegangen worden.

Entsprechend positiv waren auch die jüngsten Kursentwicklungen, vor allem die der global-konjunktursensiblen Mitglieder im Index. Hier ist allerdings mittlerweile etwas viel Konjunkturoptimismus eingepreist worden, sprich es wurden zu viele Vorschusslorbeeren vergeben. Ein Level von 14.800 würde DZ-Bank-Berechnungen zufolge bereits ein stattliches Gewinnwachstum von 8 % in 2023 für die Unternehmen im Index widerspiegeln, während der Konsensus aktuell von lediglich 2 % ausgeht. Diese Markterwartungen entsprechen mehr als einem normalen Börsenjahr. Investoren preisen somit eine transatlantische Rezession bereits komplett aus und ignorieren die Risiken, die von den weiterhin bestehenden Belastungsfaktoren Inflation, Notenbankpolitik und Corona in China ausgehen. Diese Probleme sind noch nicht überstanden, warnt die DZ Bank, hierdurch kann es immer wieder zu Marktturbulenzen und Rücksetzern kommen.

Bei den Strategen der Deutschen Bank (gehören auch zu den vorsichtigen Bullen) lese ich folgender Formulierung: „Die kommenden Monate dürften zwar erneut unruhig werden, dennoch sollte 2023 ein neuer Bullenmarkt beginnen.“ Ich ergänze: Der Dax hat’s eilig – ich befürchte, zu eilig!

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