onvista Börsenfuchs: Gewinne mitnehmen – oder laufen lassen

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Quelle: onvista

Hallo Leute! Ist die Börse zu weit vorausgeeilt? Man könnte es fast ahnen, wenn man das Gezappel des Dax um die 15.000er Marke herum verfolgt. Kein Wunder, dass sich erste Stimmen in die Herde der Bullen mischen und fragen, ob allmählich Gewinnmitnahmen angesagt seien.

Neee, so leicht lassen sich die meisten Aktienoptimisten nicht vom Kurs abbringen. Außerdem: Was dann mit der Kohle? Es gibt zwar jede Menge Alternativen – von Rohstoffen, Private-Equity-Beteiligungen bis zu Oldtimern. Gold erwähne ich an dieser Stelle nicht mehr besonders, denn es sollte sowieso in jedes Portfolio gehören. Und Anleihen find‘ ich uncool, die drängen sich immer noch nicht auf.

Alte Aktienfans zitieren lieber die bekannte Pauschalempfehlung „Gewinne soll man laufen lassen“. Und sie können rückblickend auf zwei überraschende Entwicklungen hinweisen, die noch weiter wirken: Deutschland hat unter Führung unserer Politiker die Gaskrise, auch geholfen von guten Wetterbedingungen, sehr gut überstanden. China dagegen überrascht mit Blick auf das gerade begangene Neujahrfest mit einer schnellen und umfassenden Öffnung und Liberalisierung in der Covid-Politik.

Wie der Januar, so das Jahr, lautet eine andere Börsenweisheit. Auch wenn es Dax und Euro Stoxx 50 zuletzt etwas langsamer angehen ließen, sind die ersten Wochen des neuen Jahres für Euro-Aktien überdurchschnittlich gut verlaufen. In der zurückgerechneten Dax-Historie finden sich lediglich sieben Jahre, in denen das deutsche Börsenbarometer im Januar mehr als 8 % zulegen konnte und damit gleich im ersten Monat den Ertrag eines ganzen Jahres lieferte.

Was also tun: Etwa doch in sichere Rentenpapiere umschichten? Immerhin entwickeln sich Anleihen allmählich wieder zu einer akzeptablen Anlagealternative. Die Analysten der Frankfurter Helaba gehören zu den voll Mutigen, denn sie veröffentlichen eine klare Ansicht: Bemüht man die Historie, so zeigt sich, dass in Jahren mit einem derart furiosen Auftakt durchaus mehr drin ist. Im Durchschnitt waren es für das Gesamtjahr rund 25 %. Bezogen auf 2023 würde dies bedeuten, dass der Dax bis Jahresende die 17.000er Marke überschreitet. Im aus der Geschichte abgeleiteten schlechtesten Fall wäre für das Gesamtjahr eine Seitwärtsbewegung, im besten Fall sogar ein Anstieg von 50 % möglich.

Natürlich ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, aber das ist zu diesem Zeitpunkt einer Erholung ganz normal. Schließlich gilt der alte Spruch "Stocks climb the Wall of Worry" und das passt hervorragend in das diesjährige Helaba-Motto: „Weltwirtschaft auf Gratwanderung“. Auch wenn es zwischenzeitlich zu kleineren Rücksetzern kommen kann – Aktienmärkte sind volatil – raten die Analysten dazu, Gewinne laufen zu lassen. Das möchte ich für Euch alle nicht unterschreiben, meine Freunde. Wer wirklich langfristig tickt, sollte jetzt nicht aussteigen. Ängstlichen rate ich höchstens zu einem (vorübergehenden!) Teil-Abbau ihrer Depots. Ansonsten kann das Zuschauen von der Börsentribüne aus momentan nicht schaden, bis man wieder besser erkennt, was sich auf dem Spielfeld tut. Die bestehenden Aktienbestände sollten vorsichtshalber (wie immer) gegen Schwächeanfälle geimpft sein!

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