Europas Börsen knapp im Plus - Warten auf Impulse

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Frankfurt (Reuters) - Die Investoren an den europäischen Aktienmärkten waren am Dienstag nur mit angezogener Bremse unterwegs.

Der deutsche Leitindex Dax rückte um 0,2 Prozent auf 15.990 Punkte vor. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, lag knapp im Plus bei 4323 Zählern. Damit blieb eine Reaktion auf die seit langem erwartete Einigung im Streit um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze weiterhin aus. "Da sowohl die Einigung bereits vor dem langen Wochenende vorweggenommen wurde als auch die überraschende Prognoseerhöhung von Nvidia für steigende Kurse sorgte, mangelt es nun zunächst an potenziellen Katalysatoren, die den Aktienmarkt nach oben treiben könnten", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets.

Außerdem sei beim Thema US-Schuldenobergrenze noch nicht alles in trockenen Tüchern. Die Abstimmung über den Kompromiss zwischen US-Präsident Joe Biden und dem führenden Republikaner im US-Kongress, Kevin McCarthy, findet am Mittwoch statt. Dabei drohe von einigen Abgeordneten Widerstand gegen den Vorschlag, die US-Schuldenobergrenze von 31,4 Billionen Dollar bis 2025 auszusetzen. Einige Analysten sprachen auch von Zweifeln der Investoren über den Inhalt des Deals. "Die USA haben eine Lösung gefunden, die immer noch einen enormen Anstieg der Staatsverschuldung und keine wirklichen Ausgabenkürzungen mit sich bringt", sagte etwa James Rosenberg, Berater beim Broker Ord Minnett in Sydney.

ÖL FÄLLT VOR OPEC-TREFFEN AM SONNTAG

Die Sorgen um die weiteren Entwicklungen in Washington sowie die Unsicherheit vor dem nächsten Treffen des Ölkartells Opec+ am Sonntag drückte unterdessen die Ölpreise. Die Nordsee-Rohölsorte Brent sowie die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils gut ein Prozent auf 76,13 beziehungsweise 71,88 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Die Investoren rätselten, ob die Opec erneut ihre Fördermengen kappt. Im April hatte die Organisation der erdölexportierenden Länder überraschend eine Produktionskürzung von 1,16 Millionen Barrel pro Tag (bpd) ab Mai für den Rest des Jahres angekündigt. Eine Warnung des saudi-arabischen Energieministers über weiter fallende Ölpreise schürte zuletzt Spekulationen auf erneute Kürzungen. Russland erwartet allerdings keine weiteren Maßnahmen, erfuhr Reuters von Insidern. "Die Entscheidung vom April hat den Markt völlig überrumpelt. Diesmal sind die Anleger extrem vorsichtig und warten ab, bis die endgültige Entscheidung bekannt gegeben wird", schrieben die Experten des Hongkonger Vermögensberaters Haitong Futures.

AROUNDTOWN STEIGT NACH ZAHLEN - CFO-WECHSEL DRÜCKT NESTLE

Bei den Einzelwerten stand Aroundtown im Rampenlicht. Die Papiere des Immobilieninvestors sprangen nach Geschäftszahlen um gut fünf Prozent und setzten sich damit an die Spitze des MDax. Einem Händler zufolge waren die Anleger erleichtert, dass es im Quartalsbericht des kriselnden Unternehmens keine negativen Überraschungen gegeben hatte. "Dazu kommt das wieder etwas fallende Zinsniveau, das den Immobilienwerten gut tut", fügte er hinzu.

Nach oben ging es auch für Siltronic. Die Aktien des Herstellers von Siliziumwafern gewannen nach einer Kaufempfehlung der US-Investmentbank Jefferies 3,7 Prozent und waren damit die zweitgrößten Gewinner im MDax.

Um knapp ein Prozent stiegen auch die Aktien von Daimler Truck. Der weltgrößte Lkw-Bauer und der japanische Toyota-Konzern kündigten an, ihre Nutzfahrzeug-Töchter Mitsubishi Fuso und Hino Motors zusammenzulegen.

In der Schweiz drückte ein Wechsel im Top-Management die Aktien von Nestle. Die Titel des Lebensmittelriesens rutschten um rund 1,5 Prozent ab. Finanzchef François-Xavier Roger werde nach acht Jahren den Konzern verlassen, teilte Nestle mit. Seinen Posten übernehme Anna Manz, sobald sie von ihrer gegenwärtigen Aufgabe als Finanzchefin der London Stock Exchange Group entbunden sei.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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