Triebwerke von P&W und MTU müssen in die Werkstatt

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München/Washington (Reuters) - Der US-Flugzeugzulieferer Pratt & Whitney ruft 1200 seiner zusammen mit MTU Aero Engines produzierten Airbus-Triebwerke in den nächsten Monaten zurück in die Werkstatt. Bei einem "beträchtlichen Teil" der 3000 sogenannten Getriebefan-Triebwerke (GTF) sei in den nächsten neun bis zwölf Monaten ein "beschleunigter Austausch und Untersuchungen" nötig, teilte die Pratt & Whitney-Muttergesellschaft RTX - früher als Raytheon bekannt - am Dienstag mit. Allein 200 Inspektionen seien bis Mitte September fällig - mitten in der Sommersaison. Es gehe um einen seltenen Zustand bei den dabei verwendeten Pulvermetallen, die RTX selbst herstellt.

Die finanziellen Folgen für RTX würden noch analysiert. Sie hingen davon ab, wie aufwendig die Inspektionen seien, sagte der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Christopher Calio in einer Telefonkonferenz. RTX sprach gegenüber Analysten von "mikroskopischen Verunreinigungen" in dem Metall, aus dem die Hochdruck-Turbinenscheiben in dem Triebwerk hergestellt sind. Als Konsequenz aus dem Rückruf senkte RTX die Prognose für den operativen Mittelzufluss (Cash-flow) um 500 Millionen Dollar. Die Umsatzprognose hob das Unternehmen trotz der Rückrufaktion an: um eine Milliarde auf 73 bis 74 Milliarden Dollar.

RTX-Aktien brachen in New York um 14 Prozent auf 83,19 Dollar ein. MTU-Papiere verloren in Frankfurt 6,5 Prozent auf 214,10 Euro.

Der Münchner Pratt & Whitney-Partner steuert zu den GTF-Triebwerken vom Typ PW1100G-JM etwa 15 Prozent bei. Sie sind das häufigste Triebwerk für das Airbus-Erfolgsmodell A320neo und unter anderem bei den Billigfluggesellschaften JetBlue, Spirit Airlines und Wizz Air im Einsatz. Eine MTU-Sprecherin wollte sich zu den Auswirkungen auf den Konzern nicht äußern und verwies auf die für Mittwoch geplante Veröffentlichung der Quartalszahlen.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus erklärte, es gehe um Metall, das zwischen Herbst 2015 und Frühjahr 2021 produziert worden sei. Die laufende Produktion sei davon nicht betroffen. Airbus-Aktien gaben trotzdem 1,6 Prozent auf 134,16 Euro nach. Man arbeite daran, die Auswirkungen für die Fluggesellschaften so gering wie möglich zu halten, teilte Airbus mit. Ein Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, das Problem habe keine unmittelbare Relevanz für die Sicherheit der Flugzeuge.

Zuletzt hatte die in finanzielle Turbulenzen geratene indische Billigfluggesellschaft Go First Probleme mit den GTF-Triebwerken gemeldet. Sie hatte "fehlerhafte" Pratt & Whitney-Triebwerke dafür verantwortlich gemacht, dass die Hälfte ihrer 54 Airbus A320neo am Boden bleiben mussten. Dabei ging es um Probleme in heißem, staubigem Klima.

(Bericht von Pratyush Thakur in Bangalore, Valerie Insinna und Mike Stone in Washington, Alexander Hübner in München, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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