Kolumne

Bilanz 2023: Das sind bislang die besten Sektoren

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: jijomathaidesigners/Shutterstock.com

Viele Indizes sind im Jahr 2023 bereits um mehr als 10 Prozent gestiegen. Doch die vergangenen Monate haben gezeigt: Oft sind es nur wenige wirklich starke Aktien, die den Index nach oben ziehen. Das zeigt sich auch beim Blick auf die verschiedenen Branchen. Einige starke Branchen haben das Potenzial die Bewegung ganzer Indizes massiv zu beeinflussen. Dies wird auch deutlich bei der Entwicklung in den USA anhand des S&P 500 und in Europa auf Basis des Stoxx 600 Index.

USA: Technologie-Aktien geben den Takt vor

Der Fokus richtet sich zunächst auf die USA und den S&P 500 Index. Dieser hat bis zum 15. August in diesem Jahr auf Euro-Basis um 14,5 Prozent zugelegt. Doch nur drei der insgesamt elf Branchen in diesem Index haben besser abgeschnitten als der Index selbst: An der Spitze steht die Kommunikation mit rund 40 Prozent Plus, gefolgt von der Technologie mit 36 Prozent und zyklischen Konsumgütern mit annähernd 11 Prozent. Allerdings verzeichnen auch nur zwei Sektoren Verluste – und diese sind teilweise minimal, wie bei den Basiskonsumgütern mit einem geringen Verlust von 0,2 Prozent in diesem Jahr. Die schwächste Branche ist die Versorgerbranche mit einem Rückgang von immerhin 9 Prozent. Nun ist die Performance der Branchen ein wichtiger Aspekt.

Doch wenn es um die Entwicklung der Indizes geht, spielt natürlich auch die Gewichtung der einzelnen Branchen eine große Rolle. Wenn eine große Branche gut abschneidet, hat das natürlich eine viel größere Bedeutung für den Index als wenn dies bei einer kleinen Branche der Fall ist. So umfasst der Kommunikationssektor insgesamt nur 20 Titel auf und steht somit für eine begrenzte Marktkapitalisierung von knapp 9 Prozent des gesamten S&P 500 Index. Der Technologiesektor hingegen umfasst 65 Werte und deckt somit 27 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung ab.

Übrigens lag dieser Anteil noch vor einigen Monaten deutlich über 30 Prozent. Dies ist mit großem Abstand der bedeutendste Sektor im S&P 500 Index. Dennoch unterstreicht dies auch eine Herausforderung, wenn Investoren lediglich auf breite Indizes setzen: Hier können sich sehr schnell Klumpenrisiken ergeben, da die meisten Indizes nach Marktkapitalisierung gewichtet sind. Wenn beispielsweise die Technologiewerte an der Wall Street laufen, spiegelt das ein breiter Index wie der S&P 500 unmittelbar wider. Wendet sich der Trend, kann dies auch schnell zu überdurchschnittlichen Verlusten führen.

Europa: Einzelhandel und Touristik stark

In Europa zeigt sich ein ganz anderes Bild – wenn der Stoxx 600 Index als Basis herangezogen wird. So hat der Index bis zum 15. August nur um rund 8 Prozent zugelegt. Dabei ist die Streuung der Branchen deutlich breiter – hier gibt es 19 verschiedene Branchen im Vergleich zu den elf Branchen im S&P 500 Index. Die Wertentwicklung der einzelnen Branchen liegt näher beieinander: Immerhin zehn Branchen haben stärker zugelegt als der Index insgesamt, wobei der Einzelhandel (+24 Prozent) und der Bereich Reise/Freizeit (+19,8 Prozent) an der Spitze stehen.

Lediglich die Sektoren Telekommunikation (-0,3 Prozent), Öl & Gas (-1,4 Prozent), Immobilien (-4,5 Prozent) und Grundstoffe mit dem größten Verlust von fast 17,5 Prozent weisen negative Werte auf. Besonders spannend ist die Betrachtung der Entwicklung in den letzten vier Wochen: Hier haben die beiden Sektoren Finanzen und Gesundheitswesen sowohl in den USA als auch in Europa deutlich stärker zugelegt als der Gesamtmarkt. Gleichzeitig waren Immobilienwerte und Versorger in den USA schwach. In Europa hingegen waren die Immobilienwerte der stärkste Sektor. Dies verdeutlicht erneut, wie unterschiedlich die großen Finanzmärkte verlaufen könnten.

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