Börse am Morgen

Dax erholt sich weiter – Adler mit Milliardenverlust – Die Wirtschaft schrumpft weiter

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Mit der Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung Chinas und angesichts leicht sinkender Kapitalmarktzinsen hat sich am Dienstag die Erholung des deutschen Aktienmarktes vom Wochenbeginn fortgesetzt. Der Dax liegt nach gut einer Stunde Handel mit 0,13 Prozent im Plus bei 15.812 Punkten. Nächstes Ziel auf dem Weg nach oben ist nun das Hoch aus der Vorwoche bei knapp 15.900 Zählern.

An der Wall Street hatte es am Vortag einen erfreulichen Start in die Woche gegeben und an Chinas Börsen hatten die Kurse erneut zugelegt nach den Stützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung.

Die gute Stimmung hat sich über Nacht fortgesetzt.

Marktkommentar Deutsche Bank

Auch die Gespräche zwischen den USA und China sind wichtig für Anleger. US-Handelsministerin Gina Raimondo ist bis Mittwoch in China. Sie einigte sich bereits mit dem chinesischen Ressortchef Wang Wentao im Streit um Handelsfragen auf die Einrichtung einer neuen Arbeitsgruppe. Anleger könnten dies als Anzeichen einer Entspannung werten, hieß es am Markt.

Adler: Der nächste Immobilienkonzern mit Milliardenverlust

Der kriselnde Immobilienkonzern Adler Group hat im ersten Halbjahr einen deutlichen Ergebnisrückgang verzeichnet. Mieterträge und operatives Ergebnis sanken und wegen der gestiegenen Zinsen musste Adler – wie andere Unternehmen aus der Branche auch – ihr Portfolio abwerten. Der sogenannte faire Wert des gesamten Portfolios einschließlich der Entwicklungsprojekte belief sich den Angaben vom Dienstag zufolge zum 30. Juni auf 6,4 Mrd. EUR, nach 7,4 Mrd. EUR zum 3. Dezember 2022. Der Nettoverlust in den ersten sechs Monaten betrug gut eine Mrd. EUR nach 604 Mio. EUR ein Jahr zuvor.

Die Nettomieterträge sanken in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich von 131 Mio. EUR auf 108 Mio. EUR, wie das Unternehmen am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Die für die Branche wichtige operative Ergebniskennziffer FFO I (Funds from Operations) aus der Vermietung fiel von 50 Mio. EUR auf 8 Mio. EUR. Der Rückgang spiegele das deutlich reduzierte Mietportfolio nach den Portfolioverkäufen im vergangenen Jahr und gestiegene Finanzierungskosten wider, hieß es.

Die monatliche Durchschnittsmiete des Vermietungsportfolios stieg hingegen im Berichtszeitraum auf 7,69 Euro je Quadratmeter im Monat, was einem flächenbereinigten Mietwachstum von 3,1 Prozent entspricht, wie Adler weiter berichtete. Die Leerstandsquote des Kernportfolios sei mit 1,4 Prozent zum 30. Juni auf einem sehr niedrigen Niveau geblieben.

Die Transaktionsmärkte seien derzeit „ausgetrocknet“, erläuterte Konzernchef Thierry Beaudemoulin. Deswegen konzentriere sich Adler auf das Liquiditätsmanagement, „das für uns nach wie vor oberste Priorität hat“. Der Fokus der Gruppe liege weiter auf dem Abbau von Schulden durch den Verkauf von Vermögenswerten und Portfolios.

Der Verwaltungsrat des Konzerns gab nun am Dienstag ein Barangebot zum Rückkauf von im November fälligen Wandelschuldverschreibungen mit einem Volumen von 165 Mio. EUR bekannt. Der Rückkaufpreis betrage 97.000 EUR pro 100.000 EUR Nennbetrag zuzüglich aufgelaufener Zinsen. Im Gegenzug sollen Schuldverschreibungen für bis zu 191 Millionen Euro ausgegeben werden.

Der Immobilienkonzern steckt schon länger in der Krise. Adler war ins Visier der Finanzaufsicht Bafin geraten, nachdem der Leerverkäufer Fraser Perring schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben hatte. Es ging unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG verweigerte Adler später das Testat für die Bilanz 2021. Im vergangenen Jahr schrieb die Adler Gruppe einen Verlust von rund 1,7 Mrd. EUR.

Im April gab ein Gericht dem Konzern grünes Licht für eine Umstrukturierung. Ende Juni durchsuchten die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt wegen des Verdachts der Falschbilanzierung, der Marktmanipulation und der Untreue Büros der Tochter Adler Real Estate.

IW-Prognose: Deutsche Wirtschaft schrumpft 2023 um bis zu 0,5 Prozent

Hohe Zinsen, teurere Energie und ein schwacher Export lähmen die deutsche Wirtschaft. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rechnet deshalb in diesem Jahr mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um bis zu 0,5 Prozent, wie aus dem nun veröffentlichten Konjunkturbericht hervorgeht.

Aufgrund ihres hohen Fokus auf die Weltmärkte und ihrer hohen Exportquote leide die deutsche Wirtschaft überdurchschnittlich unter den geoökonomischen Schocks wie dem Ukrainekrieg und den Spannungen im Verhältnis zu China, schreiben die Wissenschaftler. Mit ihrem im internationalen Vergleich hohen Industrieanteil und der Bedeutung energieintensiver Industrien bekomme sie zudem die bestehenden Versorgungsrisiken und Kostenschocks stärker zu spüren als andere Länder. Gleichzeitig leide die Inlandsnachfrage unter der hohen Inflation. Der private Konsum werde zur Konjunkturbremse.

Die Wirtschaftsleistung werde deshalb zum Jahresende 2023 gerade einmal auf dem Niveau von Ende 2019 liegen, prognostizierten die IW-Experten. Für das 3. und 4. Quartal 2023 rechnen sie mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Im Jahresschnitt 2023 erwartet das arbeitgebernahe Institut 2,58 Millionen Arbeitslose, 160.000 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote steige damit auf gut 5,5 Prozent. Zwar seien keine größeren Entlassungen zu befürchten, aber Arbeitslose hätten zunehmend Schwierigkeiten, eine neue Beschäftigung zu finden. Die Inflationsrate dürfte nach Einschätzung der Experten 2023 mit 6,5 Prozent nur geringfügig unter dem Vorjahresniveau liegen.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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