Börse am Morgen 05.01.2024

Dax im Minus – Markt bleibt wegen Geldpolitik nervös

onvista · Uhr
Quelle: viewimage/Shutterstock.com

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Freitag vor der Veröffentlichung wichtiger Konjunkturdaten zurückhalten. Denn die Daten sind wichtig für die Geldpolitik der US-Notenbank sowie der Europäischen Zentralbank - vor allem, nachdem zuletzt Zweifel aufgekommen waren, ob die Leitzinsen wirklich schon bald wieder sinken werden. 

Der Dax liegt gut eine Stunde nach Handelsbeginn um 0,55 Prozent auf 16.525 Punkten. 

Blick auf Euro-Inflation und US-Jobs

Das Interesse richtet sich auf Inflationszahlen aus dem Euroraum am Vormittag sowie auf den monatlichen US-Arbeitsmarktbericht am frühen Nachmittag. Die Jahresendrally an den Aktienbörsen hatte von der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen profitiert. Vor allem mit Blick auf die Fed waren jüngst aber einige Zweifel aufgekommen, ob die Währungshüter wirklich schon früh im Jahr 2024 eine erste Leitzinssenkung vornehmen werden. Das lastete auf den Kursen. 

Mittlerweile herrsche zwar Konsens, dass EZB und Fed am Zinshochpunkt sind und die Leitzinsen nur noch fallen könnten, ausschlaggebend sei aber das Timing der ersten Zinssenkung, erklärt Devisenexpertin Antje Praefcke von der Commerzbank die Bedeutung der Daten. Gleichwohl werde ein Anstieg der Dezember-Inflationszahlen in der Eurozone kaum jemanden überraschen. 

Bereits am Donnerstag hatten Daten für Deutschland einen Anstieg der Verbraucherpreise zum Jahresende gezeigt, auch weil ein Jahr zuvor der Staat einmalig die Kosten für den Abschlag der Gas- und Fernwärmekunden übernommen hatte - ein preisdämpfender Effekt, der im Dezember 2023 entfiel. Viel wichtiger für die EZB dürften laut Praefcke daher die Januar-Daten werden. 

Mit Blick auf die USA schreibt Praefcke: „Für das Timing der ersten Zinssenkung wird wichtig sein, dass nicht nur der Stellenzuwachs in den nächsten Monaten weiter abnimmt, sondern dass auch die Inflation in den USA weiter fällt. Dann wäre der Weg frei für erste Zinssenkungen.“

Schätzung: Umsatz im Einzelhandel bleibt inflationsbereinigt 3,1 Prozent unter Vorjahr 

Der Einzelhandel in Deutschland hat einer ersten amtlichen Schätzung zufolge im vergangenen Jahr deutlich Umsatz verloren. Bereinigt um die Preissteigerungen (real) machten die Geschäfte 3,1 Prozent weniger Umsatz als im Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden berichtete. Einschließlich der Preiserhöhungen hatten sie aber dann doch noch 2,4 Prozent mehr in den Kassen als 2022.

Für den November 2023 legten die Statistiker vorläufige Zahlen vor. Danach blieb der reale Umsatz 2,4 Prozent unter dem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Hintergrund ist dabei auch ein schwaches Weihnachtsgeschäft, das von vielen Händlern über Sonderaktionen wie den Black Friday in den November teils vorverlagert wurde. Nominal, also einschließlich der Preisentwicklung, waren die Erlöse 0,1 Prozent höher als im November 2022. 

Das vergangene Jahr war damit das zweite in Folge mit realen Umsatzverlusten. Hier spiegeln sich die stark gestiegenen Verbraucherpreise, die zu einer Konsumzurückhaltung geführt haben. Im Jahr 2020 und auch noch 2021 hatte es allerdings in der Corona-Krise einen deutlichen Umsatzschub unter anderem durch den Internet- und Versandhandel gegeben. Die realen Umsätze aus dem Jahr 2023 sind daher noch 1,6 Prozent höher gewesen als im Jahr 2019.

UN sagen langsameres globales Wirtschaftswachstum voraus 

Die Weltwirtschaft wird nach Schätzung der Vereinten Nationen in diesem Jahr etwas langsamer wachsen als 2023. Der UN-Wirtschaftsbeirat prognostiziert für 2024 ein weltweites Wachstum von 2,4 Prozent im Vergleich zu 2,7 Prozent im Vorjahr. „Die Aussicht auf eine längere Zeit strengerer Kreditbedingungen und höherer Kreditkosten stellt einen starken Gegenwind für eine verschuldete Weltwirtschaft dar“, teilte das Gremium am Donnerstag mit. 

Gleichzeitig seien mehr Investitionen erforderlich, um das Wachstum wiederzubeleben, den Klimawandel zu bekämpfen und den Fortschritt bei der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu beschleunigen. Auch geopolitische Spannungen gefährdeten die wirtschaftliche Entwicklung. Vor der Pandemie hatte die globale Wachstumsrate bei um die 3,0 Prozent leicht höher gelegen als momentan. Auch wenn die Inflation von geschätzten 5,7 Prozent in 2023 in 2024 auf 3,9 sinken soll, sei der Preisdruck nach wie vor hoch.

Redaktion onvista/dpa-AFX

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel