Kolumne von Heiko Böhmer

Nur wenige Unternehmen ziehen die US-Indizes - in Europa ist das anders

onvista · Uhr
Quelle: gguy/Shutterstock.com

Neue Rekordniveaus bei Indizes sind derzeit fast an der Tagesordnung. In dieser Woche schaffte so der Dax erstmals den Sprung über die Marke von 18.000 Punkten. Die letzten 1.000 Punkte Zuwachs erreichte der deutsche Leitindex dabei in nur vier Wochen. Aktuell kennt die Börse damit nur eine Richtung: steil nach oben. 

Doch das gilt eben nicht für die Masse der Aktien. Der Anstieg findet nur bei einigen wenigen ausgewählten Werte statt. Und bezogen auf den Dax spielt auch noch ein weiteres Thema eine große Rolle: Der ist bekanntlich ein Performance-Index, in den die Dividenden eingerechnet werden. Der reine Kursindex hängt jedoch hinterher. Das zeigt der Blick auf die Fünf-Jahres-Entwicklung: Beim Dax ging es um 55 Prozent nach oben. Der reine Kursindex hat jedoch nur um 34 Prozent zugelegt. Insofern ist hier die Perspektive etwas verschoben. 

Insgesamt ist der Blick auf die starke Konzentration auf wenige Aktien an den Börsen sehr aufschlussreich. Nehmen wir die Jahreskursentwicklung 2023: Auch in diesem sehr guten Börsenjahr entfiel der Großteil der Indexgewinne auf nur wenige Aktien. 

"Glorreiche Sieben“ fast doppelt so stark wie S&P 500 

Beispiel S&P 500: Die „Glorreichen Sieben“ haben im Durchschnitt um 47 Prozent zugelegt. Insgesamt verbuchten die Top-15-Index-Werte aber nur einen Anstieg um 45 Prozent. Daran ist erkennbar, dass selbst aus der Reihe der großen S&P-500-Unternehmen einige Werte das Börsenjahr 2023 im Minus beendet haben. Spannend auch: Nimmt man die Technologie-Unternehmen aus der Betrachtung heraus, haben die anderen Titel nur rund zwölf Prozent zugelegt. Insgesamt hat der Index das Jahr 2023 mit einem Plus von 24 Prozent beendet. 

Beispiel Stoxx Europe 600: Hier ist die Verteilung komplett anders, denn die Top-7-Unternehmen haben hier rund zehn Prozent, die Top-15-Unternehmen aber um 13 Prozent hinzugewonnen. Im Median lag der Zuwachs auch bei 13 Prozent und die Indexmitglieder ohne die Technologietitel haben zwölf Prozent zugelegt. Hier sehen wir also nahezu eine Gleichverteilung der Gewinne bei den Unternehmen und eben keine massive Überrendite bei den Technologietiteln. Das ist schon ein großer Unterschied zwischen Europa und den USA. 

Und wie ist die globale Lage? Die ist ganz ähnlich wie in den USA, dem wichtigsten Kapitalmarkt der Welt. Doch gibt es eine Ausnahme: Der globale Aktienindex hat 2023 nur um 14 Prozent zugelegt und nicht um 24 Prozent wie der US-Index S&P 500. Das massive Wachstum kam also aus den USA und hier von den Top-Werten. Spannend bleibt es, ob der Trend sich auch im kompletten Börsenjahr 2024 fortsetzt. Zuletzt hat immerhin die Marktbreite etwas zugenommen – ein an sich positives Signal für die Märkte. 

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