Bitcoin

Was einen Aufschwung aktuell verhindert

decentralist.de · Uhr

Der Bitcoin-Kurs hat sich zuletzt positiv entwickelt, bewegt sich jedoch unterhalb seines letzten Hochs von 69.000 Dollar. Kurzfristig verhindert eine Entwicklung ein neues Kurshoch. Langfristig spricht jedoch einiges für eine Rally.

Quelle: Sittipong Phokawattana/Shutterstock.com

Der Bitcoin-Kurs konnte in den vergangenen Wochen das Chartbild deutlich zum Positiven drehen. Zuletzt wurden sowohl das Bullmarket-Supportband als auch der 200-Tage-Trend als wichtige Indikatoren für einen positiven Markt zurückerobert.

Damit hat die Kryptowährung den Abwärtstrend, der seit März 2024 besteht, überwunden - die Marke von 67.000 Dollar ist nun als neue Unterstützung etabliert. Jedoch hält sich der Kurs noch unterhalb des letzen Hochs von 69.000 Dollar. Was verhindert den Ausbruch nach oben in die Preisfindungsphase?

Quelle: decentralist/ Tradingview

Der Bitcoin-Kurs liegt derzeit im Zwiespalt zwischen zwei Faktoren, die sich gegensätzlich auf den Preis der Währung auswirken. Ein unmittelbarer Bremser ist die Entwicklung an den US-Anleihemärkten und die des US-Dollar-Kurs-Index, welcher den Dollarkurs gegen verschiedene Währungen misst. Ein langfristiger Treiber ist die US-Schuldenkrise - und diese Entwicklung könnte durchaus für eine künftige Rally des Bitcoins sprechen.

Nach Zinssenkung: Die Anleihemärkte bestrafen die Fed

Dass der Bitcoin-Kurs gerade kurzfristig einen Dämpfer erfährt, liegt an der Zinspolitik der Fed. Die US-Notenbank hat am 18. September die Zinsen gesenkt, das erste Mal seit vier Jahren.

Das Problem: Die Anleihezinsen bewegen sich seitdem entgegen der erwarteten Richtung. Anstatt zu sinken, steigen sie. Die Zinsen der zweijährigen US-Staatsanleihen sind zuletzt wieder auf über vier Prozent gestiegen, von 3,5 Prozent Mitte September. Die Zinsen der zehnjährigen US-Staatsanleihen sind von 3,6 Prozent auf über 4,2 Prozent gestiegen und die der 30-jährigen Anleihen sind von 3,9 auf über 4,5 Prozent geklettert.

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Normalerweise folgen die langfristigen Zinssätze den von der Fed festgelegten kurzfristigen Zinssätzen. Doch es ist offensichtlich, dass der Markt die Strategie der Fed für einen Fehler hält und sie abstraft. Anleihen-Investoren verlangen eine höhere Risikoprämie für Kauf und langfristiges Halten von Staatsschulden.

Investoren befürchten, dass das aktuelle Umfeld zu einer Rückkehr der Inflation führen wird. Denn die Fed senkt Zinsen während sich die Wirtschaft robust entwickelt und die Inflation oberhalb der angepeilten Marke von zwei Prozent liegt.

Am Markt werden Parallelen zu den 1970ern diskutiert, eine Dekade der hohen Inflation und hohen Zinsen, die erst unter dem damaligen Fed-Chef Paul Volcker mit drastischen Zinsanhebungen auf 20 Prozent beendet werden konnte.

USA: Schuldenkrise bleibt langfristiges Problem

Das Hauptproblem bleibt jedoch die Schuldenkrise der US-Regierung. Das Defizit für das Haushaltsjahr 2024 beträgt 1,8 Billionen Dollar, das dritthöchste Defizit aller Zeiten. Die Regierung muss immer mehr Schulden über die Ausgabe neuer Staatsanleihen aufnehmen, um „den Laden am Laufen“ zu halten.

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Der Ausgang der US-Wahl dürfte in dieser Hinsicht keinen großen Unterschied machen. Keiner der Präsidentschaftskandidaten legt großen Wert auf fiskalische Verantwortung. Im Gegenteil, einige Ökonomen befürchten, dass eine einheitliche Kontrolle von Weißem Haus und Repräsentantenhaus das Defizit weiter anschwellen lassen könnte, besonders bei einer dominierenden Partei in beiden Häusern.

Viele kritisieren, dass die Fed die Zinsen vor allem deshalb senkt, damit die Schuldenspirale der US-Regierung sich aufgrund anhaltend hoher Zinsen nicht noch schneller dreht. Sollten die Zinsen noch länger auf einem Niveau von fünf Prozent bleiben, nähern sich die USA schnell einem Defizit von zwei Billionen Dollar – das wären etwa 40 Prozent der jährlichen Steuereinnahmen.

Eine echte Bekämpfung der Inflation ist nicht mehr möglich

Diese Ausgangslage macht eine von vielen Marktteilnehmern befürchtete Rückkehr der Inflation noch gefährlicher. Denn anders als in den 1970er-Jahren könnte die stark verschuldete US-Wirtschaft keine drastische Anhebung der Zinssätze ertragen. Das Verhältnis von Schulden zu BIP beträgt heute 120 Prozent, verglichen mit 30 Prozent in den 1970ern. Bei einem Zinssatz von 20 Prozent würde die US-Regierung schnell an einen Punkt kommen, an dem sie mehr Zinsen zahlen müsste, als sie über Steuern einnimmt.

Fed-Politik und US-Schulden: Was bedeuten sie für  Bitcoin?

Die steigenden Zinsen an den Anleihemärkten und auch der zuletzt wieder stark gestiegene US-Dollar-Kursindex sind eine deutliche Warnung des Marktes, dass diese Situation ein immer drastischeres Problem wird. Unmittelbar legt dies auch einen Deckel auf die Bitcoin-Kursentwicklung, da die stark gestiegenen Zinsen risikoreiche Anlageklassen wie Bitcoin unter Druck setzen.

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Langfristig bereitet dieses Marktumfeld jedoch den Boden für eine weitere starke Ausweitung der Geldmenge und liefert damit das Potenzial für eine anhaltende Bitcoin-Rally. Bitcoin reagiert sensibel auf eine Veränderung der Geldmenge und der globalen Liquidität und hat eine entsprechende Ausweitung in der Vergangenheit stets wie ein Schwamm in sich aufgesaugt. Da ein Ausweg aus der Schuldenkrise über Steuererhöhungen und Einsparprogramme für die US-Regierung nicht wirklich tragbar ist, bleibt nur der Ausweg über eine Weginflationierung der Schulden.

Der Wallstreet-Veteran Paul Tutor Jones hat dies zuletzt in einem Interview treffend formuliert: Aus seiner Sicht führen in den USA nun alle Wege zur Inflation, da eine „ehrliche" Staatspleite oder Schuldenrestrukturierung für Politiker unvorstellbar ist und daher nur die Option einer „unehrlichen" Pleite durch Inflation bleibt.

Geldmenge bleibt Kompass für Bitcoin-Kursentwicklung

Der unmittelbare Anstieg der Zinsen verschlechtert die Liquiditätsbedingungen am Markt und schwächt damit die Bitcoin-Performance. Mittelfristig wird es jedoch sehr wahrscheinlich sein, dass die USA weitere Maßnahmen ergreifen werden, um eine Refinanzierung des Staates zu ermöglichen.

Am freien Markt finden sich immer weniger Käufer für Staatsanleihen zu den aktuellen Zinssätzen – deswegen steigen die Zinsen perspektivisch weiter. Eine plausible Reaktion könnte ein weiterer geldpolitischer „Taschenspielertrick“ sein, den die USA sich aus dem Hut zaubern, um die Situation unter Kontrolle zu halten - etwa die Streichung von Staatsanleihen aus der Risikoberechnung für Fremdkapital, die Geschäftsbanken ein Limit dafür setzt, wie viele Anleihen sie aufkaufen dürfen.

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Während der Corona-Pandemie wurde diese Regel bereits temporär ausgesetzt. Darum sitzen viele US-Banken nun auf riesigen Anleihebeständen mit erheblichen unrealisierten Verlusten, die durch die Zinserhöhungsphase seit 2022 verursacht wurden.

Wenn Banken sich nun jedoch unbegrenzt kurz- und langlaufende Anleihen in die Bilanz holen könnten, würde das ihnen eine neue Einnahmequelle und einen Liquiditätsboost verschaffen, der im Zweifel immer durch entsprechende Auffang-Programme der Federal Reserve abgesichert werden könnte. Für die US-Regierung wäre es eine entsprechende Lösung für das Nachfrage-Problem nach Anleihen, da Geschäftsbanken diese Lücke füllen und die Zinsen dadurch drücken könnten.

Bitcoin: Womit können Anleger in der langen Sicht rechnen?

Derzeit besteht ein Potenzial aus über drei Billionen Dollar an Bankreserven bei der Federal Reserve, die perspektivisch in Staatsanleihen fließen könnten. Die Federal Reserve kann diese Menge jederzeit erhöhen. Dieses Kapital wäre im Endeffekt eine Netto-Liquiditätsinjektion in die Märkte und würde die Geldmenge weiter erhöhen. Das wiederum würde nicht-inflationierbare Assets wie Bitcoin, Gold und Aktien nominal weiter im Kurs steigen lassen.

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Fundamental wäre diese Lösung natürlich keine gute, da die Quittung einmal mehr von der Allgemeinheit durch eine steigende Inflation bezahlt werden müsste. Mit Assets wie Bitcoin oder Gold kann man sich als Anleger jedoch schützen.

Denken Sie langfristig!

Neue Anleger, die sich im Krypto-Sektor positionieren wollen, jedoch noch nach Orientierung suchen, finden hilfreiche Informationen dazu im aktuellen Video-Guide von decentralist.

Bildquelle: Tradingview

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