Geldanlage in China 2025: Investitionsperspektiven und Unsicherheiten

Rückblick auf 2018 und die Strategie „Made in China 2025“
Die Volksrepublik China verfolgte mit der 2018 eingeführten Strategie „Made in China 2025“ ambitionierte Ziele, um sich als globaler Technologieführer zu positionieren. Der Schwerpunkt lag auf der Förderung der Binnenwirtschaft und gezielten Investitionen in ausländische Hochtechnologiefirmen. Ziel war es, in zehn Schlüsselindustrien weltweit führend zu werden. Diese Pläne führten jedoch international zu Diskussionen über fairen Wettbewerb und Technologietransfer.
Bis 2020 schien die Strategie aufzugehen, doch die COVID-19-Pandemie stellte die chinesische Wirtschaft vor erhebliche Herausforderungen. Im Jahr 2025 zeigt sich ein differenziertes Bild: Einige der ehrgeizigen Ziele konnten erreicht werden, während andere aufgrund interner und externer Schwierigkeiten in den Hintergrund rückten.
Wirtschaftliche Lage 2025: Herausforderungen und Unsicherheiten
China steht unter erheblichem wirtschaftlichem und geopolitischem Druck. US-Präsident Trump und die geplante protektionistische Handelspolitik sind zurück. China ist eines der Länder, das die Zölle am stärksten treffen dürften. Zusammen mit den bereits bestehenden innenpolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen ist der Ausblick für die Wirtschaft des Reichs der Mitte durchwachsen.
Die Handelspolitik der USA, geprägt durch hohe Zölle auf chinesische Exporte, belastet die Wirtschaft stark. Zölle von bis zu 60 Prozent könnten das chinesische BIP-Wachstum laut Schätzungen um bis zu zwei Prozent reduzieren. In Kombination mit innenpolitischen Herausforderungen – darunter eine hohe kommunale Verschuldung, ein schwacher Immobilienmarkt und eine stagnierende Konsumnachfrage – wird das Wachstumsziel von fünf Prozent für 2025 schwer zu erreichen sein.
Angesichts dieser wirtschaftlichen Herausforderungen hatte Peking im vergangenen September im Jahr 2024 eine Reihe von Maßnahmen angekündigt, darunter eine Senkung des Mindestreservesatzes um 50 Basispunkte und der Zinssätze um 20 Basispunkte, mit weiteren Zinsschritten in Aussicht. Um den Immobilienmarkt zu stabilisieren, haben die örtlichen Behörden die Hypothekenzinsen gesenkt, die Anforderungen an die Anzahlung für Käufer von Zweitwohnungen herabgesetzt und die Kreditaufnahmebeschränkungen für Kommunen gelockert, die leerstehende Wohnungen erwerben. Die Liquiditätshilfe wurde auf den Aktienmarkt ausgedehnt, und Berichten zufolge werden Kapitalspritzen für staatliche Banken in Betracht gezogen, um die Kreditvergabe anzukurbeln.
Diese Maßnahmen besitzen jedoch nur einen begrenzten Umfang und machen nur etwa ein Prozent des BIP aus. Zwar gab es eine gewisse kurzfristige Entspannung – vor allem eine Erholung an den chinesischen Aktienmärkten –, doch der anhaltende Deflationsdruck, das schwache Verbrauchervertrauen und der anhaltende Abschwung am Immobilienmarkt stellen für die Wirtschaft weiterhin eine Belastung dar.
Im Dezember kündigte das chinesische Staatsbüro für das Jahr 2025 eine proaktivere und moderat lockere Geldpolitik an, die an die expansiven Maßnahmen in der Zeit nach 2008 erinnert. Auf der China Economic Work Conference bekräftigten Regierungsvertreter ihre Bemühungen um eine Stabilisierung des Wirtschaftswachstums angesichts der zunehmenden Handelsspannungen mit den USA. Sie versprachen, das Haushaltsdefizit auszuweiten, die Emission von Staatsanleihen zu erhöhen und die Geldpolitik weiter zu lockern.
Zu den wichtigsten geplanten Schritten zählen eine Senkung der Leitzinsen und eine Reduzierung der Mindestreserveanforderungen der Banken, um die angeschlagene Wirtschaft zu stützen. Die Einzelheiten sind noch unklar und sollen nach dem 20. Januar 2025 konkretisiert werden. Die Schwerpunkte der Strategie sollen darauf abzielen, den Binnenkonsum anzukurbeln, die Investitionseffizienz zu verbessern und wichtige Bereiche wie Infrastruktur, Technologie und Konsumausgaben zu stützen.
Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft
Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, hat die chinesische Regierung eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet:
An erster Stelle stand die Lockerung der Geldpolitik. Im Jahr 2024 wurden die Zinssätze gesenkt und die Mindestreserveanforderungen für Banken reduziert. Weitere Lockerungen sind für 2025 angekündigt.
Die Stabilisierung des Immobilienmarktes steht an erster Stelle. Die Hypothekenzinsen wurden gesenkt, und staatliche Programme zum Aufkauf überschüssiger Immobilienbestände wurden gestartet. Die beiden wichtigsten sind die Wiederherstellung des Verbrauchervertrauens und die Erholung des Immobilienmarktes. Sie kündigen diese Maßnahmen seit Mai an. Vieles zielt auf die Senkung der Hypothekenkosten, die Beschränkungen für Erstkäufer und den Zugang zu Finanzmitteln ab. Im Grunde kauft sie überschüssige Bestände auf, um sie als staatlich geförderten Wohnraum für die Zukunft zu nutzen. Das könnte Mitte 2025 zur Preisstabilisierung am chinesischen Immobilienmarkt führen.
Die Förderung von Infrastrukturprojekten sollen zur Ankurbelung der Binnenkonjunktur führen. Lokale Regierungen in China erhalten zusätzliche Mittel, um Projekte voranzutreiben. Die Lokalregierungen hatten im Jahr 2024 nicht die Mittel, um viele Infrastrukturprojekten zu finanzieren. Für 2025 stehen rund zehn Billionen CNY zur Verfügung.
Diese Maßnahmen zeigen erste positive Effekte, darunter eine Erholung an den Aktienmärkten und eine Stabilisierung des Immobiliensektors. Vieles hängt im weiteren Verlauf davon ab, wie schnell die Regierung einige dieser Maßnahmen umsetzen kann. Konkrete Maßnahmen schlagen sich direkt auf die Stimmung der Konsumenten nieder. Im vierten Quartal haben größere Technologieunternehmen wie Baidu, PDD Holdings und Alibaba Group ziemlich gedämpfte Ausblicke abgegeben. Der Ausblick von Baidu bezog sich speziell auf die Werbeseite, und Werbung ist ein Ersatz für Immobilien. Viele Offline-Sektoren sehen ein negatives Jahr für Werbung.
Neben den externen Herausforderungen kämpft China weiter mit innenpolitischen und wirtschaftlichen Problemen wie hoher kommunaler Verschuldung, einem angespannten Bankensektor, einem schwachen Immobilienmarkt, deflationären Preistendenzen und geringer Konsumnachfrage. Die Frage bleibt, ob China in der Lage ist, diesen Druck in einem zunehmend komplexen globalen Umfeld zu bewältigen.
Sektorale Perspektiven und Investmentchancen in 2025
Technologieaktien
Die Technologiebranche steht auch im Jahr 2025 weiterhin im Fokus, doch US-Exportbeschränkungen und regulatorische Vorgaben erschweren das Wachstum. Investitionen in defensivere Konsumgüter sowie zyklische Sektoren könnten 2025 vielversprechend sein, insbesondere in Bereichen wie Internet-Gaming, e-Commerce, Bildung und Unterhaltung.
Immobilienmarkt
Die Regierung zielt darauf ab, den Überbestand an Immobilien durch staatlich geförderte Wohnprojekte abzubauen. Dies könnte langfristig Stabilität schaffen, doch kurzfristig bleibt der Markt volatil. Immobilienunternehmen, Finanz - und Bankenaktien könnten es in dem aktuellen Jahr weiterhin schwierig haben.
Konsumgüter/Dienstleistungen
Dienstleistungssektoren wie die Reisebranche oder Konsumgüter könnten interessant werden.
Internationale Reisen sind in China wieder im Kommen, aber die chinesischen Konsumenten schauen verstärkt auf das Preis-/Leistungsverhältnis. Bei chinesischen Einzelhandels- und zyklischen Konsumgüterunternehmen haben die Marktteilnehmer Abschläge auf den fairen Wert der Unternehmen von etwa 20 bis 25 Prozent vorgenommen. Das Verbrauchervertrauen könnte sich zur Jahresmitte 2025 etwas stabilisieren. Daher könnten einige zyklische Konsumgüterunternehmen sich im weiteren Jahresverlauf wieder erholen und so eine Outperformance erzielen.
Defensive und zyklischen Konsumgütern als auch Kommunikationsdienstleister können dadurch interessant sein. Diese drei Segmente bieten ein interessantes Chance-/ Risikoverhältnis. Es gibt in Hong Kong einige Unternehmen von guter Qualität, wie beispielsweise Tencent und Yum China YUMC. Bei den auf dem Festland notierte Aktien (A-Aktien) gehören Kweichow Moutai, und Luzhou Laojiao zu den interessanten Werten.
Industriesektor
Man muss sehr selektiv sein, wenn es um diesen speziellen Sektor geht. Der Industriesektor ist sehr breit gefächert, einige Unterindustrien sind bereits ziemlich stark gestiegen. Die Luft- und Raumfahrt ist etwas reichhaltiger, aber als Ganzes ist der Sektor im Vergleich zu den USA immer noch relativ attraktiv bewertet.
Automobilsektor
Der Automarkt in China wächst langsamer, mit einem prognostizierten Anstieg der Pkw-Verkäufe von zwei Prozent im Jahr 2025. Der Absatz von Elektrofahrzeugen (NEVs) dürfte jedoch um 20 Prozent steigen, wobei Unternehmen wie BYD von staatlichen Subventionen profitieren könnten. Dabei zählen die chinesischen Behörden auch Hybrid-Mischantriebe aus Verbrennern und Batterie sowie alternative Antriebe wie Wasserstoff zu den sogenannten NEV.
Aktienmarkt allgemein
Für den MSCI China Index wird ein Gewinnwachstum von neun Prozent prognostiziert, unterstützt durch fiskalische Anreize und verbraucherorientierte Programme. Besonders inlandsorientierte A-Aktien könnten aufgrund geringerer geopolitischer Risiken besser abschneiden als H-Aktien.
China bleibt auch 2025 ein Schlüsselmarkt mit hohem Wachstumspotenzial, jedoch geprägt von Unsicherheiten. Eine sorgfältige Analyse der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ist essenziell. Sektoren wie Technologie, Konsumgüter und Infrastruktur bieten Potenzial, erfordern jedoch eine erhöhte Risikobereitschaft. Defensive Strategien und eine selektive Titelauswahl könnten Investoren helfen, von einer möglichen Erholung der chinesischen Märkte zu profitieren.