Angriffe auf den Iran

100-Dollar-Ölpreise? Was Marktexperten nach den US-Luftschlägen erwarten

onvista · Uhr

Die USA haben überraschend im Iran zugeschlagen, obwohl US-Präsident Donald Trump sich eine längere Frist gesetzt hatte. Strategen für den Ölmarkt fürchten nun weitere Preissprünge.

Quelle: Kodda/Shutterstock.com

In der Nacht auf Sonntag (mitteleuropäischer Zeit) haben die USA drei Atomanlagen des Irans mit Luftschlägen überzogen. US-Präsident Donald Trump hat sich damit klar auf die Seite Israels geschlagen. Auf der Plattform „Truth Social“ schrieb Trump: „Eine volle Ladung Bomben wurde auf die Hauptanlage Fordo abgeworfen. Alle Flugzeuge sind sicher auf dem Weg nach Hause. Glückwünsche an unsere großartigen amerikanischen Krieger!“

Zuvor hatte Trump noch angekündigt, sich zwei Wochen Zeit nehmen zu wollen, um die Optionen der USA abzuwägen – und nun eine überraschende Kehrtwende gemacht. Den Iran forderte er auf, sich nun auf einen Frieden mit Israel einzulassen.

Den Ölmarkt dürfte dieser Eingriff der USA in den Konflikt zwischen den Erzfeinden Israel und Iran weiter antreiben. In der Vorwoche hatten die Spannungen den Preis der Benchmark-Sorte Brent um rund elf Prozent ansteigen lassen, wobei es heftige Ausschläge in beide Richtungen gab. 

Mit einem Barrelpreis von 76,60 US-Dollar handelt Brent fast 20 Prozent höher als noch vor einem Monat, allerdings nur etwa auf dem Niveau zu Jahresbeginn. Ein Barrel entspricht 159 Liter Öl, die übliche Messgröße des Marktes.

Dreistellige Preise möglich - je nachdem, wie der Iran reagiert

Wie weit die Preise nun in der kommenden Woche anziehen, hängt stark davon ab, wie der Iran auf den Angriff der USA reagieren. Für den Markt insgesamt ist der Iran als Lieferant weniger bedeutend, zumal höhere Preise den Schieferölförderern in den USA die Chance geben, ihren Ausstoß zu erhöhen.

Allerdings hat der Iran Einfluss auf die Straße von Hormus. Durch diese Passage im Persischen Golf wird ein Fünftel des globalen Angebots transportiert – pro Tag. Förderländer wie Saudi-Arabien, Kuwait, der Irak oder auch die Vereinigten Arabischen Emirate sind auf darauf angewiesen, dass dieser Seeweg offen bleibt. Auf Abnehmerseite wären dabei vor allem asiatische Länder, allen voran China, betroffen.

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Ein Öltanker ist aus der Luft zu sehen.

„Vieles hängt davon ab, wie die Antwort des Irans in den kommenden Stunden und Tagen ausfällt – was aber den Weg für 100 Dollar je Barrel Öl bereiten könnte“, erklärte Ölmarktanalyst Saul Kavonic gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Das sei zumindest so, wenn der Iran vorige Drohungen wahrmacht.

Dabei gehe es eben um die Straße von Hormus. „Dieser Angriff der USA könnte einen Flächenbrand auslösen, wobei der Iran gezielt auf regionale Interessen der USA ins Visier nimmt, wie etwa Förderinfrastruktur im Irak, oder Durchfahrten der Straße von Hormus behindert“, so Kavonic. Schon vor dem US-Angriff gab es Berichte, dass Schiffsortungssysteme in den Gewässern elektronisch gestört wurden.

Joe DeLaura, Energiemarktstratege bei der Rabobank, ergänzte: „Der Markt will Sicherheit, und mit diesem Schritt sind die USA nun klar in den Konflikt involviert.“ Das dürfte die Ölpreise in der neuen Handelswoche treiben. Zugleich sagte er: „Ich denke, das wird auch bedeuten, dass die Marine der USA damit beauftragt werden wird, die Straße von Hormus offen zu halten.“ Laut DeLaura könnten die Preise nun in die Spanne zwischen 80 und 90 Dollar je Barrel klettern.

Die Börsen sind mindestens indirekt betroffen

Die Börsen betrifft diese Eskalation mindestens indirekt. Die Unsicherheit der Händler an den Aktienmärkten dürfte der US-Angriff in jedem Fall erhöhen. Zugleich drohen Zweitrundeneffekte, etwa in Form höherer Konsumentenpreise, da der Ölpreis direkt Kosten beeinflusst, etwa für die Logistik von Waren.

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Das zeigt sich bereits an den Frachtraten. Seit Beginn der Angriffe Israels auf den Iran sind die Kosten, um Öl aus dem Nahen Osten nach China zu transportieren, um fast 90 Prozent angestiegen.

Ebenfalls denkbar: Fachen steigende Ölpreise die Inflation global wieder an, dürfte es für die US-Notenbank Federal Reserve weiter schwer werden, die Zinsen zu senken. Niedrigere Zinsen sind tendenziell gut für Aktien, weil damit Finanzierungen billiger werden und festverzinsliche Geldanlagen wie Anleihen weniger attraktiv werden.

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