Dax: Der gute Lauf ist gestoppt – Continental wird von Diesel-Skandal eingeholt, Covestro wird gelobt, Thyssenkrupp und Evotec überzeugen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach sechs Tagen in Folge mit meist moderaten Gewinnen hat der Dax am Donnerstag erstmals wieder nachgegeben. Der Leitindex mühte sich zwar früh zu einem erneuten Rekord, ihm fehlten dann aber die Impulse für den erstmaligen Sprung über die 16 300 Punkte. Am Nachmittag drehte der Dax in die Verlustzone. Am Ende fiel er um 0,18 Prozent auf 16 221,73 Punkte.

Die an der Börse ausgerufene Jahresendrally hatte im November beim Dax bislang noch keine wirklichen Ermüdungserscheinungen zeigt. Das letztlich moderate Minus bedeutet am Donnerstag aber den größten Tagesverlust seit Ende Oktober. Wie die Experten der Fuchs Börsenbriefe schrieben, bleibt der Aktienmarkt ausgereizt, auch wenn zum Jahresende nochmals kurzfristige Anstiege möglich seien.

Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten schloss gar den zweiten Tag mit Verlusten. Er ging 0,39 Prozent tiefer bei 35 967,63 Zählern aus dem Handel.

Auch der zum US-Dollar erholte Euro lieferte deutschen Aktien am Donnerstag anders als zuletzt keinen Rückenwind. Themen wie die schon länger hohe Inflation, Zinssorgen oder die vierte Corona-Infektionswelle seien dagegen präsent, hieß es am Markt.

„Die Diskussion über die schrittweise Einführung strengerer Covid-Beschränkungen in ganz Europa scheint die Risikobereitschaft jetzt zu dämpfen“, kommentierte Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets. Am Tag der Bund-Länder-Beratungen hatte die Zahl der berichteten täglichen Neuinfektionen in Deutschland erstmals den Wert von 60 000 überschritten.

Unter den Einzelwerten zogen im Dax die Aktien von Continental die Aufmerksamkeit auf sich, indem sie als Schlusslicht 3,1 Prozent einbüßten. Hier verunsicherte es die Anleger, dass sich der Autozulieferer angesichts fortlaufender Ermittlungen zum Diesel-Abgasskandal von seinem langjährigen Finanzchef Wolfgang Schäfer trennt. Continental zufolge waren „Defizite bei der andauernden Aufklärung“ zum Vorschein gekommen.

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Der Dax-Favorit waren erneut die Anteile von Siemens Healthineers mit einem Anstieg um 3,8 Prozent. Auf Rekordniveau sehen diverse Analysten nach den ehrgeizigen neuen Mittelfristzielen, die am Vortag bekannt gegeben wurden, noch Luft nach oben. Dies suggiereren angehobene Kursziele etwa vom JPMorgan -Experten David Adlington, der jetzt 77,50 Euro für gerechtfertigt hält. Die Aktie schloss bei 66,20 Euro.

Auf dem zweiten Dax-Rang folgten die Aktien von Covestro , deren Anstieg um 2,8 Prozent auch mit einem Analystenkommentar in Zusammenhang gebracht wurde. Die britische Großbank HSBC hatte für den Spezialchemiekonzern am Donnerstag eine Kaufempfehlung ausgesprochen. Eine starke Nachfrage und ein enges Angebot bereiten laut Analyst Martin Evans einen fruchtbaren Boden für 2022.

Wechselhaft ging es derweil bei MTU nach Aussagen zum Ausblick zu. Ein kurzer Ausflug deutlich ins Plus währte nicht lange, am Ende sackte der Kurs mit 2,1 Prozent sogar tief ins Minus. Der Triebwerksbauer erwartet 2022 einen Rekordumsatz. Wie es hieß, werde der Gewinn im Tagesgeschäft das Spitzenniveau von 2019 aber wohl erst bis 2024 übertreffen.

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Im MDax nahmen die Aktien von Thyssenkrupp die Spitzenposition mit plus 6,3 Prozent ein. Der Stahl- und Industriekonzern überzeugte sowohl mit seinen vorgelegten Jahreszahlen als auch dem Ausblick. Außerdem wurden jüngste Spekulationen bestätigt, dass der Konzern mit einem Börsengang des Wasserstoff-Gemeinschaftsunternehmens Uhde liebäugelt.

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Etwas dahinter zogen die Evotec -Titel um fünf Prozent an, sie sprangen damit über die bei Charttechnikern beliebte 21-Tage-Linie. Der Wirkstoffforscher hatte eine Partnerschaft mit dem Pharmaunternehmen EQRx zur integrierten Forschung und Entwicklung bekanntgegeben.

Im SDax brachen die Aktien des Immobilienentwicklers Instone wegen schwächer als erwarteter Ziele für das neue Jahr um 13 Prozent ein. Wegen Bauverzögerungen gab das Unternehmen enttäuschende Ausblicke auf das Gesamtjahr 2021 sowie auf das Jahr 2022 ab.

Der Euro zeigte sich nach dem kurzen Fall unter die 1,13-Dollar-Marke am Vortag weiter stabilisiert. Zuletzt wurden 1,1355 US-Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1345 (Mittwoch: 1,1316) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8815 Euro.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,36 Prozent am Vortag auf minus 0,37 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 144,93 Punkte.

Deutsche Bundesanleihen haben am Donnerstag zugelegt. Bis zum späten Nachmittag stieg der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,12 Prozent auf 171,18 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen betrug minus 0,28 Prozent.

Wesentliche Konjunkturdaten wurden in der Eurozone nicht veröffentlicht. Die am Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturdaten fielen uneinheitlich aus. So sind die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weniger zurückgegangen als erwartet. Der regionale Frühindikator für die Region Philadelphia verbesserte sich jedoch deutlich stärker als prognostiziert.

Am türkischen Anleihemarkt stiegen die Risikoaufschläge für Staatspapiere spürbar an. Marktbeobachter verwiesen auf die Entscheidung der türkischen Notenbank, ihren Leitzins trotz einer hohen Inflation von fast 20 Prozent weiter zu reduzieren. Die Zentralbank senkte den Leitzins um einen Prozentpunkt auf 15 Prozent. „So entsteht kein Vertrauen“, erklärte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Allerdings stellte die Zentralbank in Aussicht, die Zinssenkungen im Dezember zu beenden.

— Von Timo Hausdorf, dpa-AFX —

Foto: Immersion Imagery/shutterstock.com

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