Infineon: Starke ASML-Zahlen treiben die Aktie an ++ Sartorius: Nachfrage ungebremst hoch ++ Metro: Gewinnwarnung ist da

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Ist die nächste Spielwiese für die Anleger gefunden? 2020 war es ganz klar der Wasserstoff-Markt. Hier ist aber seit Ende Januar die Luft raus. Plug Power wird gerne als abschreckendes Beispiel für die ganze Branche angeführt – zu schnell, zu hoch gestiegen. Das gilt aber nicht nur für Plug Power, sondern für viele Aktien aus der Branche. Daher könnte das Kapital weiterwandern – vielleicht in Richtung Ladeinfrastruktur. Hier ist die Ausgangslage aktuell ähnlich, wie bei den Wasserstoff-Aktien im Jahr 2019. Viele kleine Unternehmen die nicht profitabel sind, aber eine Menge Fantasie bieten. Die passende Studie dazu gibt es auch schon.

Die Boston Consulting Group (BCG) rechnet damit, dass der Durchbruch bei der Elektromobilität in diesem Jahrzehnt das Stromgeschäft mit E-Autos rasant wachsen lassen wird. „Es entsteht ein Milliardenmarkt mit attraktiven Wachstumschancen“, sagte BCG-Partner Christian Wagener zu der am Mittwoch veröffentlichten Studie. Derzeit belaufe sich der Energieverbrauch der E-Autos auf deutschen Straßen auf eine Terawattstunde. Damit werde ein Umsatz von rund 300 bis 500 Millionen Euro gemacht. Der Bedarf werde bis Ende des Jahrzehnts auf 18 Terawattstunden steigen mit einem Umsatzpotenzial von sieben Milliarden Euro.

Die Unternehmensberatung geht von einem Anstieg des Absatzanteils neuer Elektroautos bis 2030 in Deutschland und Europa auf bis zu 50 Prozent aus. Die Zahl der öffentlichen Ladepunkte müsse sich dafür in Deutschland mehr als verzehnfachen auf 400.000, und in Europa fast so stark wachsen auf 1,8 Millionen. Die Bundesregierung will erreichen, dass die Zahl der Elektroautos von derzeit mehr als einer halben Million bis 2030 auf zehn Millionen Fahrzeuge steigt. Die Zielmarke dafür beläuft sich auf eine Million öffentliche Ladepunkte.

Das Geschäft mit der Ladeinfrastruktur werde für verschiedene Anbieter interessant, erklärte BCG weiter: Hersteller, Installateure und Wartungsfirmen, Ladestationen-Betreiber und -Investoren oder Software-Entwickler von Apps zum Finden der Ladepunkte und um Strom zu bezahlen. Neben Großunternehmen wie den Mineralöl- und Energiekonzernen sowie den Autoherstellern selbst werden auch viele kleine Firmen versuchen, an dem Markt Fuß zu fassen. Diese Wertschöpfungskette entstehe gerade erst, hieß es in der Studie. „Im Moment ist das wie ein Ameisenhaufen, auf dem es von Marktteilnehmern wimmelt, die ihre Geschäftsmöglichkeiten testen.“ Doch ihre Aktivitäten seien wegen der noch geringen Zahl an Kunden noch unprofitabel.

Zwischen den Handelszeiten:

Netflix: Aktie bricht zweistellig ein – kein guter Zeitpunkt für verfehlte Erwartungen, besonders nicht bei den Abonnenten

Apple: Viele neue Produkte, aber keine große Fantasie für den Kurs

Zalando: Der gute Lauf geht weiter – Zahlen für das erste Quartal liegen über den Erwartungen

Dax: Leichte Erholung

Nach zwei schwächeren Börsentagen haben sich die Kurse zur Wochenmitte stabilisiert. Einer kräftigen Erholung stehen laut Marktteilnehmern jedoch rasant steigende Corona-Infektionszahlen in einigen Ländern entgegen. Der Dax notierte am Mittwoch in den ersten Handelsminuten mit 0,31 Prozent im Plus bei 15.177 Punkten. In den vergangenen beiden Tagen hatte der Leitindex gut zwei Prozent eingebüßt. Der MDax der mittelgroßen Werte rückte um 0,51 Prozent auf 32.705 Zähler vor.

Anleger fürchten, dass steigende Infektionszahlen zu weiteren Lockdowns führen könnten und sich dadurch die weltweite Wirtschaftserholung hinauszögert. Auch dürften einige Investoren nach der Kursrally der vergangenen Monate erst einmal Kasse machen. Immerhin war der Dax seit Jahresbeginn in der Spitze um rund 13 Prozent gestiegen auf über 15.500 Punkte.

Sartorius: Weiterhin sehr hohe Nachfrage

Der Labordienstleister und Pharmazulieferer bleibt Profiteur der Corona-Krise. Auch wegen der beschleunigten Impfstoffforschung blieb im ersten Quartal die Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens aus Göttingen hoch. Der Auftragseingang beim MDax-Konzern stieg zwischen Januar und März im Jahresvergleich um knapp 81 Prozent, wie Sartorius am Mittwoch mitteilte. Dabei setzten die Niedersachsen gut 791 Millionen Euro um, das waren gut 55 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor.

Analysten hatten mit weniger Erlösen und einem geringeren Ergebnis gerechnet. Der bereinigte Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) kletterte auf 264 Millionen Euro nach 138 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Die entsprechende Marge erhöhte sich auf 33,3 (Vorjahr: 27,0) Prozent. Hierzu trugen auch geringere Kosten bei, etwa durch die geringe Anzahl an Geschäftsreisen und weniger Neueinstellungen in den Nicht-Produktionsbereiche – solche Faktoren dürften sich im Laufe des Jahres „relativieren“, sagte Konzernchef Joachim Kreuzburg laut Mitteilung. An den bereits Mitte März angehobenen Wachstumszielen für 2021 hält der Vorstand fest.

Infineon: Prognose-Anhebung von ASML ein gutes Zeichen für die gesamte Branche

Der Chipindustrie-Ausrüster wird nach einem überraschend guten Quartal optimistischer für das laufende Jahr. Dank einer starken Nachfrage in allen Bereichen erwartet das Management 2021 jetzt ein Umsatzplus in Richtung von 30 Prozent, wie das Schwergewicht aus dem Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 am Dienstag in Veldhoven mitteilte. Bisher war ASML von einem Wachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich ausgegangen.

Im ersten Quartal legte das Unternehmen überraschend deutlich zu. Der Umsatz wuchs im Vergleich zum vierten Quartal 2020 um 2,6 Prozent auf knapp 4,4 Milliarden Euro. Die Bruttomarge stieg von 52 auf 53,9 Prozent. Analysten hatten bei beiden Werten mit Rückgängen gerechnet. Der Nettogewinn ging zwar um 1,5 Prozent auf gut 1,3 Milliarden Euro zurück. Der Auftragseingang sprang jedoch um knapp zwölf Prozent auf mehr als 4,7 Milliarden Euro nach oben.

Die guten Zahlen von ASML schieben nicht nur die eigene Aktie an, auch die Papiere von Infineon profitieren von dem guten Auftakt ins neue Geschäftsjahr. Die Infineon-Aktie startet mit einem Plus von über ein Prozent in den Handelstag

Kurz & knapp:

Metro: Der Großhandelskonzern senkt angesichts der verlängerten Lockdowns in der Corona-Pandemie seine Geschäftsjahresziele. Weil die Regierungen in vielen Zielmärkten das öffentliche Leben einschränkten, sei mit weniger Umsatz und Betriebsgewinn im laufenden Geschäftsjahr 2020/21 zu rechnen, teilte der SDax-Konzern am Dienstagabend mit. Die Aktie zeigte sich nachbörslich auf Tradegate dennoch leicht im Plus. So erwartet Metro nun in den zwölf Monaten bis September 2021 einen Rückgang des flächenbereinigten Umsatzes und des Gesamtumsatzes um 3 bis 6 Prozent zum Vorjahr. Bislang wurden die Erlöse leicht unter dem Vorjahresniveau von knapp 26 Milliarden Euro erwartet. Beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwartet Metro jetzt einen Rückgang um 50 bis 175 Millionen Euro, nachdem bislang ein Ergebnisrückgang im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich prognostiziert worden war. Im Geschäftsjahr bis September betrug das Ebitda 1,11 Milliarden Euro. In den sechs Monaten bis März ging der Gesamtumsatz laut vorläufigen Zahlen währungsbereinigt um 11,5 Prozent zurück. Das bereinigte Ebitda betrug 490 Millionen Euro, währungsbereinigt ein Minus von 120 Millionen Euro. Die Metro AG will ihre detaillierten Zahlen am 4. Mai vorlegen.

Sony: Die Japaner entwickeln ihren Elektroauto-Prototypen mit der Anbindung an das superschnelle 5G-Datennetz weiter. Per Funk soll das Auto Software-Aktualisierungen laden und auch Steuersignale synchronisieren können. Gemeinsam mit dem Mobilfunk-Anbieter Vodafone arbeitet Sony auf einer Teststrecke in Aldenhoven bei Aachen an den Funktionen, teilten beide Unternehmen am Mittwoch mit. Dabei geht es unter anderem darum, auch bei hohen Geschwindigkeiten eine stabile Verbindung zum Mobilfunk-Netz zu halten. Sony hatte den Prototypen mit dem Namen „Vision-S“ Anfang 2020 auf der Technik-Messe CES in Las Vegas vorgestellt. Damals ließ der japanische Elektronikkonzern noch ausdrücklich offen, ob das Fahrzeug in Serie gefertigt werden soll. Die fortlaufende Arbeit an dem Wagen ist aber ein Hinweis darauf, dass es dazu kommen könnte. Während Sony als erster Elektronikkonzern öffentlich ein Autoprojekt vorstellte, gibt es schon seit Jahren Spekulationen über Pläne von Apple, ein eigenes Elektroauto auf den Markt zu bringen. Definitiv weiß man bisher nur, dass der iPhone-Konzern Technologie zum autonomen Fahren testet.

Roche: Der Schweizer Pharmakonzern hat auch im ersten Quartal 2021 von gut laufenden Geschäften mit Covid-19-Tests in seiner Diagnostiksparte profitiert. Allerdings gingen wegen der Corona-Pandemie weniger Menschen zum Arzt und dies bremste erneut die Geschäfte in der Pharmasparte. Zudem belastete der starke Schweizer Franken. Konzernweit gingen deshalb die Umsätze um ein Prozent auf rund 14,93 Milliarden Franken (13,54 Mrd Euro) zurück, wie das Unternehmen am Mittwoch in Basel mitteilte. Währungsbereinigt kam noch ein Plus von drei Prozent heraus. Die Nachfrage nach den kürzlich eingeführten diagnostischen Tests und Medikamenten sei nach wie vor hoch, sagte Unternehmenschef Severin Schwan. Aber der Wettbewerb durch Biosimilars wirke sich wie erwartet auf die Verkäufe der etablierten Medikamente erheblich aus. Die Ziele für das laufende Jahr bestätigte er. Damit rechnet der Konzern ähnlich wie im Vorjahr währungsbereinigt mit einem Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Für den Kerngewinn je Aktie wird ein ähnliches Wachstum angestrebt.

Hypoport: Der Finanzdienstleister hat zum Jahresstart einmal mehr von der hohen Nachfrage nach Immobilienkrediten profitiert. Über Europace, einer Plattform für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte und Ratenkredite, sei das Volumen um rund 30 Prozent auf 27 Milliarden Euro gestiegen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Berlin mit. Vor allem das Geschäft zur Vermittlung von Immobilienfinanzierungen wuchs dabei einmal mehr kräftig. „Wie schon in den vergangenen Jahren zeigen wir, dass unsere transaktionsbasierten Geschäftsmodelle für den privaten Immobilienerwerb prozentual zweistellig wachsen. Egal ob in Phasen starken Wirtschaftswachstums oder in schweren Konjunkturkrisen wie der aktuellen Corona-Krise“, sagte Unternehmenschef Ronald Slabke. Die Indikation zum Geschäft im ersten Quartal könnte der zuletzt unter Druck stehenden Aktie wieder etwas Auftrieb geben.

MeinAuto: Der Online-Neuwagenhändler will wie erwartet den Gang an die Börse wagen und strebt eine Notierung noch im zweiten Quartal an. Das Unternehmen beabsichtigt, im Rahmen des geplanten Angebots einen Bruttoerlös von mindestens 150 Millionen Euro zu erzielen, wie es am Mittwoch in München mitteilte. Das Geld will Meinauto in künftiges Wachstum investieren, um unter anderem das Angebot mit Auto-Abos zu erweitern. Teilweise sollen auch bestehende Schulden damit beglichen werden. Das Angebot soll aus neuen Aktien aus einer Kapitalerhöhung bestehen, hinzu kommen Anteile von Altaktionären und eine mögliche Mehrzuteilungsoption. Über das geplante Gesamtvolumen des Angebots machte das Unternehmen zunächst keine Angaben. Größter Anteilseigner ist der britische Finanzinvestor HG Capital.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Lukassek / shutterstock.com

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