SAP: Cloud-Geschäft blüht wieder auf ++ Deutsche Börse: Vorjahresniveau nicht gehalten ++ Airbus: Produktion wird neu aufgestellt

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Die Europäische Zentralbank (EZB) wird an diesem Donnerstag (22. April) ihre lockere Geldpolitik voraussichtlich bestätigen. Angesichts der Beruhigung an den Anleihemärkten dürfte die EZB im Rahmen ihrer Zinssitzung auf weitergehende Maßnahmen laut Ökonomen verzichten. In der zuletzt gestiegene Inflation sieht die Notenbank nur ein vorübergehendes Phänomen.

Die Lage an den Anleihemärkten hat sich seit der jüngsten Sitzung entspannt. Die EZB hatte auf ihrer Sitzung im März eine übergangsweise Beschleunigung der Anleihekäufe im Rahmen des Corona-Krisenprogramms PEPP beschlossen. Zu Jahresbeginn waren die Marktzinsen an den Anleihemärkten deutlich gestiegen. Die Notenbank befürchtete eine Belastung der Wirtschaft durch ungünstigere Finanzierungsbedingungen.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde dürfte sich nach der Einschätzung der Dekabank zufrieden damit zeigen, dass eine Straffung der Finanzierungsbedingungen verhindert worden sei. So hat sich bereits eine Reihe von EZB-Ratsmitgliedern in diese Richtung geäußert. Tatsächlich hat sich der Anstieg der Renditen der Staatsanleihen in Grenzen gehalten.

Mit Blick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung dürfte sich Lagarde zurückhaltend äußern. So hinkt die EU bei den Impfungen den USA trotz der jüngsten Beschleunigung weiter hinterher. In wichtigen Ländern wie Frankreich und Italien wurden die Corona-Maßnahmen sogar verschärft. In Deutschland könnte es zu weiteren Beschränkungen kommen. Auch fielen die Konjunkturhilfen in der EU insgesamt schwächer aus als in den USA. Das große Hilfspaket der EU „Next Generation EU“ könnte zudem durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts gestoppt werden. Lagarde dürfte erneut ein rasches Inkrafttreten des Programms fordern.

Ein Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik dürfte noch kein Thema sein. Das niederländische Ratsmitglied Klaas Knot hatte zwar angedeutet, dass die EZB bereits im dritten Quartal mit einem Ausstieg auf dem Krisenprogramm beginnen könnte. Eine Reihe von Mitgliedern wie Direktoriumsmitglied Fabio Panetta verwiesen jedoch darauf, dass eine umsichtige Vorgehensweise angezeigt sei mit eher zu viel als zu wenig Unterstützung.

Über PEPP wurden bisher Papiere im Wert von knapp einer Billion Euro erworben. Insgesamt hat das Programm ein Volumen von 1,85 Billionen Euro. Eine Änderung des Volumens erwarten Ökonomen nicht. Auch der Leitzins sollte nicht geändert werden. Derzeit liegt der besonders wichtige Einlagensatz bei minus 0,5 Prozent und der Hauptrefinanzierungssatz bei null Prozent.

Dax: Erholung setzt sich fort

Nach Kursverlusten zum Wochenbeginn hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag die tags zuvor begonnene Erholung fortgesetzt. Der Dax kletterte in den ersten Handelsminuten um 0,37 Prozent auf 15 253 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel stieg um 0,28 Prozent auf 32 636 Zähler. Stützend wirken die Kursgewinne in New York, wo die großen Indizes am Vortag im späten Handel merklich zugelegt hatten. Auch in Asien hatten die Börsen zugelegt.

Am Nachmittag stehen die geldpolitischen Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) im Fokus. Diese dürfte die sehr lockere Geldpolitik bestätigen. In der zuletzt gestiegenen Inflation sieht die Notenbank nur ein vorübergehendes Phänomen. Der mit der Sorge vor Teuerung einhergehende Anstieg der Zinsen kann ab einem bestimmten Niveau ungünstig auf die Aktienmärkte wirken, denn festverzinsliche Papiere gewinnen dadurch an Attraktivität.

SAP: Cloud macht wieder Spaß

Europas größter Softwarehersteller SAP macht bei der Umstellung seiner Kernprogramme auf den Zugriff über das Internet Fortschritte. Die Erlöse des Softwarepakets S4 Hana in der Version zur Nutzung über das Netz kletterten im ersten Quartal im Jahresvergleich um 36 Prozent auf 227 Millionen Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Walldorf mitteilte. Der Auftragsbestand – also die zu erwartenden Einnahmen über zwölf Monate aus abgeschlossenen Verträgen – wuchsen um 39 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro. Dabei bremste der starke Euro den Anstieg noch etwas ab.

SAP-Chef Christian Klein will mit dem im Januar vorgestellten Bündelangebot „Rise with SAP“ einen schnelleren Umstieg der Kundschaft auf die Cloudversionen der SAP-Standardsoftware erreichen und nimmt wegen der Investitionen dafür in diesem und dem kommenden Jahr auch weniger Ergebnis in Kauf. Zum ersten Mal gibt SAP nun Einblick in konkrete Umsatzzahlen des schon seit einigen Jahren verfügbaren Programmpakets S4 Hana Cloud. S4 Hana ist die Standardsoftware von SAP zur Steuerung von Unternehmen (ERP).

Die bereits bekannten vorläufigen Zahlen zum ersten Quartal und die mit den Zahlen vergangene Woche erhöhte Prognose bestätigte der Konzern. Der Gesamtumsatz war wegen Währungseffekten um 3 Prozent auf 6,35 Milliarden Euro gesunken. Die Cloudsparte insgesamt wuchs um 7 Prozent, auch belastet von der Corona-Pandemie. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis legte hingegen unter anderem dank Kostensenkungen um 17 Prozent auf 1,74 Milliarden Euro zu. Das Nettoergebnis stieg wegen vorteilhafter Wertentwicklung von Unternehmensbeteiligungen um 32 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro.

Deutsche Börse: Vorjahresniveau nicht gehalten

Der Frankfurter Börsenplatzbetreiber hat in den ersten Monaten 2021 weniger umgesetzt und verdient als vor einem Jahr. Grund dafür ist vor allem das starke Ergebnis im ersten Quartal 2020, als der Börsenbetreiber von den Folgen des Corona-Crashs profitiert hatte. Dieser trieb zum einem das Handelsvolumen und vor allem den Absicherungsbedarf von Investoren nach oben. Die Nettoerlöse seien im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf 855 Millionen Euro gefallen, teilte der Konzern am Mittwochabend in Frankfurt mit. Den Gegenwind durch die Marktlage konnte die Deutsche Börse zum Teil durch Wachstum in nicht direkt von der Entwicklung an der Börse betroffenen Bereichen und Übernahmen kompensieren.

Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) habe der Rückgang zwölf Prozent auf 521 Millionen Euro betragen, hieß es in der Mitteilung weiter. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 317 Millionen Euro und und damit 14 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Deutsche Börse übertraf damit bei allen wichtigen Kennziffern die durchschnittliche Prognose der Analysten – dies ist aber zum Teil auch auf Sondereffekte zurückzuführen. Das Unternehmen bestätigte zudem die Prognose für 2021 und die mittelfristigen Ziele. Die im Dax notierte Aktie legte auf der Handelsplattform Tradegate leicht zu.

Bis 2023 sollen die Erlöse dann auf rund 4,3 Milliarden Euro steigen. Dieses Plus soll rund zur Hälfte aus Übernahmen (M&A) kommen. Für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wurde zwar kein absolutes Ziel ausgegeben. Doch ausgehend vom 2020er-Referenzwert, dem angepeilten Plus von 10 Prozent pro Jahr und der Aussage, dass die Marge stabil bleiben soll, ergäbe dies 2023 ein Ebitda von rund 2,5 Milliarden Euro.

Kurz & knapp:

Airbus: Der Flugzeugbauer will sich bei der Produktion in Deutschland und Frankreich neu aufstellen. Dazu sollen in den beiden Ländern jeweils neue Unternehmen, die vollständig zu Airbus gehören, entstehen, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Ziel sei es, den Produktionsablauf zu optimieren und eine neue industrielle Struktur zu schaffen. Für die zukünftige Aufstellung in Spanien liefen Gespräche, so Airbus. Aktuell sei die Produktion teils über das Unternehmen, Tochtergesellschaften und Zulieferer hinweg fragmentiert. Die Flugzeugstruktur-Montage müsse aber als Kernaktivität betrachtet werden, dafür brauche es zentrale Schnittstellen. Die Umsetzung der Pläne sei nun für den 1. Januar 2022 anvisiert, die Konzepte seien zunächst den Sozialpartnern vorgestellt worden. Konkret soll nun ein Unternehmen mit Sitz in Deutschland entstehen, das die Aktivitäten von Stade sowie die Strukturmontage in Hamburg mit denen der Konzerntochter Premium Aerotec in Nordenham, Bremen und teilweise in Augsburg zusammenführt. In Frankreich ist ein Unternehmen geplant, das die derzeit bei Airbus in Saint-Nazaire und Nantes durchgeführten Aktivitäten mit denen von Stella Aerospace weltweit zusammenbringt.

Amadeus Fire: Der Geschäftsverlauf war für den Personaldienstleister im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021 sehr erfolgreich. In den ersten drei Monaten konnte der konsolidierte Umsatz um 14,7 Prozent von 76,4 Millionen Euro auf 87,6 Millionen Euro gesteigert werden. Das operative EBITA (exklusive Abschreibungen aus Kaufpreisallokationen) stieg um 39,3 Prozent auf 14,8 Millionen Euro, nach 10,6 Millionen Euro im Vorjahr. Das EBITA der Amadeus FiRe AG wuchs im ersten Quartal um 53,0 Prozent auf 12,4 Milionen Euro. Das resultierende Ergebnis je Aktie stieg um 43,8 Prozent auf 1,38 Euro nach 96 Cent im Vorjahr.

Hyundai: Dank des steigenden Absatzes von SUV-Modellen und Limousinen der Luxusmarke Genesis hat der VW -Konkurrent Hyundai im ersten Quartal den Gewinn fast verdreifacht. Der Überschuss sei im Jahresvergleich um 175,4 Prozent auf 1,52 Billionen Won (1,13 Milliarden Euro) geklettert, teilte die Nummer eins der südkoreanischen Autobranche am Donnerstag mit. Allerdings wirkte sich auch ein Basiseffekt aus: Infolge der globalen Corona-Krise hatte Hyundai Motor im ersten Quartal des vergangenen Jahres deutliche Gewinneinbußen hinnehmen müssen. Zusammen mit der kleineren Schwester Kia ist Hyundai der fünftgrößte Autohersteller weltweit. Beim Umsatz verzeichneten die Südkoreaner eigenen Angaben zufolge in den ersten drei Monaten dieses Jahres einen Anstieg um 8,2 Prozent auf 27,39 Billionen Won (20,4 Mrd Euro). Der weltweite Absatz stieg um 10,7 Prozent auf mehr als eine Million Autos.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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