Markt Update: US-Inflation bremst Dax-Erholung – Zinserhöhung der Fed gilt als sicher – Euro wieder auf Parität

Die überraschend hohe Inflation in den USA hat am Dienstag die jüngste Kurserholung am deutschen Aktienmarkt ausgebremst. Weil die frisch veröffentlichten US-Daten für August als Zeichen für weitere deutliche Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed gewertet wurden, drehte der Dax
Der Stimmungsumschwung an den Aktienmärkten kam abrupt, denn der deutsche Leitindex hatte nach der jüngsten Kursrallye zunächst weiter den Weg nach oben gesucht. Dabei hatte das Börsenbarometer ein weiteres Hoch seit rund drei Wochen markiert. Die US-Daten brachten Anlegern jedoch die Konjunktursorgen wieder stärker ins Bewusstsein. Zudem lassen höhere Zinsen festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen gegenüber Aktien attraktiver erscheinen. "Die Preisentwicklung zeigt nicht die erhoffte Entspannung", kommentierten die Experten der NordLB. Mit einer Inflationsrate von 8,3 Prozent hatte die Dynamik des Preisanstiegs in den USA etwas weniger stark nachgelassen als erhofft.
Es gilt als sicher: Fed erhöht Zinsen am 21. September
Für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, ist nunmehr in den USA "eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte im September in Stein gemeißelt." Sollte die Inflationsdynamik im Dienstleistungssektor hoch bleiben, werde die US-Notenbank zudem nicht umhinkommen, bei ihren Sitzungen im November und Dezember "deutlicher an der Zinsschraube zu drehen, als bislang erwartet wird".
Einzelwerte im Überblick
An den Aktienmärkten in Europa und auch hierzulande gerieten die besonders stark konjunkturabhängigen Technologiewerte unter Druck - steigende Zinsen gelten für sie als "Gift". Im Dax rutschten Aktien des Kochboxenversenders Hellofresh
Auch Werte aus der stark kreditfinanzierten Immobilienbranche gerieten unter die Räder, auch sie sind zinsempfindlich. Für Vonovia
An der Dax-Spitze fanden sich RWE
Bayer
Auch in Europa schoben die US-Daten einer weiteren Erholung einen Riegel vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
Am Rentenmarkt gab die Umlaufrendite weiter nach und fiel von 1,58 Prozent am Vortag auf 1,55 Prozent. Der Rentenindex Rex
Devisen: Hohe US-Inflation belastet den Euro
Der Euro
Der Aufwärtstrend des Euro fand ein Ende, nachdem die Nachricht über eine unerwartet hohe Inflation in den USA die Märkte in Bewegung gesetzt hatte. Zwar schwächte sich die Jahresinflationsrate von 8,5 Prozent im Vormonat auf 8,3 Prozent ab. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit einem noch stärkeren Rückgang auf 8,1 Prozent gerechnet. Volkswirte verwiesen zudem darauf, dass die Kerninflationsrate - also ohne Lebensmittel und Energie - gestiegen sei.
Mit der überraschend hohen Teuerung steigt auch der Druck auf die US-Notenbank Fed, sich mit weiteren deutlichen Zinserhöhungen gegen die Inflation zu stemmen. "Die Fed muss weiter kräftig auf die Bremse treten, auch um den Preis einer etwaigen Rezession", schrieb Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner in einem Kommentar. Eine Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf der Sitzung in der kommenden Woche sei praktisch sicher.
Keine größeren Auswirkungen hatten am Vormittag die deutlich gefallenen ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland. Das Barometer des Mannheimer Forschungsinstituts fiel deutlicher als von Experten erwartet und erreichte den tiefsten Stand seit der Finanzkrise 2008.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86793 (0,86778) britische Pfund, 144,50 (144,49) japanische Yen und 0,9669 (0,9667) Schweizer Franken fest. Die Notierung für eine Feinunze Gold rutschte zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit knapp einer Woche. Am Nachmittag wurde die Feinunze in London noch für rund 1703 Dollar gehandelt. Das waren gut 17 Dollar weniger als am Vortag.
Ölpreise fallen nach US-Inflationsdaten
Die Ölpreise sind am Dienstag nach US-Inflationsdaten unter Druck geraten. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 92,97 US-Dollar. Das waren 1,05 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 0,54 Dollar auf 86,73 Dollar.
Belastet wurden die Ölpreise, durch die in den USA im August höher als erwartet ausgefallene Inflationsrate. Zwar schwächte sich die Jahresinflationsrate auf 8,3 Prozent etwas ab. Volkswirte hatten jedoch einen stärkeren Rückgang erwartet. Die aussagekräftigere Kerninflation (ohne Energie- und Lebensmittel) zog zudem an. Weitere deutliche Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed wurden noch wahrscheinlicher.
Der daraufhin zu allen wichtigen Währungen gestiegene Dollar-Kurs belastete die Ölpreise. Rohöl wird so für Käufer aus anderen Währungsräumen teurer. Zudem dürften höhere Zinsen die wirtschaftliche Entwicklung in den USA belasten. Dies sollte die Nachfrage nach Rohöl dämpfen.
Redaktion onvista/dpa-AFX