Börse am Morgen

Dax stabil – Ryanair glaubt nicht mehr an Deutschland – Deutsche Elektroindustrie schrumpft

onvista · Uhr
Quelle: Cristi Croitoru/Shutterstock.com

Nach der turbulenten Vorwoche hat sich der Dax am Montag im frühen Handel stabil gezeigt. Der Dax liegt nach gut einer Stunde Xetra-Handel um 0,02 Prozent im Plus bei 15.605 Punkten. Am Freitag hatte sich der deutsche Leitindex leicht erholt, aber dennoch einen Wochenverlust von rund dreieinhalb Prozent verbucht.

„Beim Dax lautet die große Frage für diese Woche: Reicht der Rücksetzer der vergangenen Woche schon aus, um Käufer anzulocken oder warten die Kaufwilligen auf noch tiefere Notierungen? Es ist völlig normal, dass sich die Kaufschwelle mit jeder Korrektur weiter nach unten verschiebt“, bemerkte Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners. Experten lenken die Aufmerksamkeit nun auf die US-Verbraucherpreise am Mittwoch und die Berichtssaison zum zweiten Quartal, die zum Wochenende hin in den USA eingeläutet wird.

Ryanair: Wachstum wird vor allem außerhalb Deutschlands stattfinden

Europas größte Direktfluggesellschaft Ryanair will auch ihr künftiges Wachstum vor allem außerhalb Deutschlands organisieren. „Mit seinen hohen Kosten sticht Deutschland als Markt nicht gerade hervor. Wir stationieren unserer Flugzeuge lieber in Italien, Spanien oder anderen Standorten, in denen wir niedrigere Zugangskosten haben“, sagte die Ryanair-Repräsentantin für den deutschsprachigen Raum, Annika Ledeboer, der Deutschen Presse-Agentur. Zurzeit suche man eher in Frankreich oder Schweden neue Crews, als weitere Flugzeuge an deutschen Flughäfen zu stationieren.

Ledeboer kritisierte die deutsche Luftverkehrsabgabe ebenso wie die hiesigen Gebühren für Luftsicherheit und Passagierkontrollen. Auch die Betriebskosten an den deutschen Flughäfen seien vergleichsweise hoch. In der Folge hätten sich Ryanair und weitere Low-Cost-Airlines vom deutschen Markt abgewandt. Auch spiele die starke Marktposition der Lufthansa eine Rolle. Statt einstmals 52 Maschinen haben die Iren hierzulande nur noch 29 Boeings an sieben Standorten stationiert. Insgesamt werden in Deutschland noch 14 Flughäfen angeflogen.

Im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 will der europäische Passagier-Primus in Deutschland rund 16 Millionen Gäste begrüßen nach 14,3 Millionen im vorherigen Jahr. Vor der Corona-Krise hatten bis zu 21 Millionen Menschen in Deutschland jährlich die Angebote der Iren genutzt.

Der deutsche Luftverkehrsmarkt werde auch mittelfristig hinter der europäischen Entwicklung zurückbleiben, meinte Ledeboer. „Wenn es schon im laufenden Jahr, in dem sehr viele Menschen reisen wollen, mit der Aufholjagd nicht klappt, werden die Probleme länger anhalten.“ Die Folge des fehlenden Wettbewerbs seien überdurchschnittlich hohe Ticketpreise und ein geringeres Streckenangebot. Zudem werde der stark geschrumpfte innerdeutsche Luftverkehr das alte Niveau absehbar nicht mehr erreichen, weil viele Geschäftsreisende ausgewichen seien.

Ryanair will auch in den kommenden Jahren stark wachsen und die Passagierzahl von geplanten 185 Millionen im laufenden Geschäftsjahr auf 225 Millionen im Jahr 2026 steigern. Daraus ergäben sich im unterdurchschnittlichen Maß auch Wachstumschancen für deutsche Flughäfen. „Potenzial sehen wir beispielsweise in Nürnberg, Düsseldorf-Weeze oder am Hahn in Rheinland-Pfalz“, sagte Ledeboer.

Zu einer möglichen Rückkehr nach Frankfurt, wo 2026 ein zusätzliches Passagierterminal öffnen soll, wollte sich die Managerin nicht näher äußern. „Grundsätzlich sind wir immer gesprächsbereit. Es kommt halt darauf an, die Zugangskosten für uns auf einem wettbewerbsfähigen Niveau zu halten.“ Vor einigen Tagen hatte Ryanair-Chef Michael O'Leary dem Manager-Magazin gesagt, dass man nach Frankfurt erst zurückkomme, wenn es dort das geplante Low-Cost-Terminal gebe. Das ist laut Betreiber Fraport im Jahr 2026 der Fall.

Weiterer Auftragsrückgang für deutsche Elektro- und Digitalindustrie

Die Neubestellungen in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie sind den dritten Monat in Folge gesunken. Die Auftragseingänge lagen im Mai um 6,5 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie der Branchenverband ZVEI am Montag in Frankfurt mitteilte. „Damit war der Wert der eingehenden Bestellungen den dritten Monat in Folge rückläufig“, erläuterte ZVEI-Chefvolkswirt Andreas Gontermann.

Von Januar bis Mai lagen die Auftragseingänge um 1,9 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Vor allem das Auslandsgeschäft schwächelte. Trotz der gesunkenen Bestellungen sind die Auftragsbücher den Angaben zufolge aber weiterhin gut gefüllt.

Die reale, um Preiserhöhungen bereinigte Produktion der Branche stagnierte im Mai. In den ersten fünf Monaten insgesamt stieg sie gegenüber dem Vorjahreszeitraum aber um 4,7 Prozent. Der Umsatz legte von Januar bis Mai um 13,5 Prozent auf 98,9 Milliarden Euro zu. Im Mai wurde ein Plus von 8,1 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro verbucht.

Baupreise in Deutschland steigen etwas langsamer

Die Baupreise in Deutschland haben sich weiter erhöht. Allerdings verlangsamte sich der Anstieg etwas, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Demnach stiegen die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude im Mai um 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im vorherigen Berichtsmonat Februar war noch ein Zuwachs innerhalb eines Jahres um 15,1 Prozent verzeichnet worden. Gegenüber Februar legten die Preise im Mai um 0,8 Prozent zu.

Besonders deutlich verteuerten sich innerhalb eines Jahres Arbeiten am Dach (plus 10,8 Prozent) und Erdarbeiten (plus 9,4 Prozent). Betonarbeiten kosteten 2,8 Prozent mehr als im Mai 2022 und Mauerarbeiten 7,4 Prozent. Billiger wurden hingegen Zimmer- und Holzbauarbeiten (minus 2,7 Prozent).

Ein Grund für die gestiegenen Kosten ist, dass Baumaterialien sich teilweise stark verteuert haben. Alle Preisangaben beziehen sich nach Angaben des Bundesamtes auf Bauleistungen einschließlich Mehrwertsteuer.

Redaktion onvista/dpa-AFX

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel