Wieso die Aussicht auf einen Trump-Sieg für steigende US-Zinsen sorgt
Der US-Dollar wertete in den vergangenen Wochen auf gegenüber den meisten Hauptwährungen und auch die US-Zinsen stiegen deutlich an. Hintergrund ist natürlich die nahende US-Wahl. Was du dazu wissen musst.
Die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen kannten in den vergangenen sechs Wochen - trotz einer Zinssenkung der amerikanischen Notenbank um 50 Basispunkte Mitte September - nur eine Richtung: aufwärts (grüne Trendlinie im Chart unten).
Die Renditen für zehnjährige US-Staatspapiere kletterten im genannten Zeitraum um 80 Basispunkte von 3,60 Prozent auf gut 4,40 Prozent - damit wurde auch der mittelfristige Abwärtstrend (schwarz) bei den Renditen überwunden.
Die steigenden US-Renditen sorgten wiederum für erhöhte Nachfrage nach dem US-Dollar bei internationalen Investoren. Der Euro beispielsweise verlor im Oktober von Kursen um 1,12 Dollar zu Monatsbeginn zeitweise bis unter 1,0770 Dollar im Vergleich mit dem Greenback (Chart unten). Gegenüber dem japanischen Yen legte der Dollar ebenfalls kräftig zu im Oktober.
Möglicher Trump-Sieg beflügelt den Dollar
Seit Anfang Oktober rechnen die Wettmärkte zunehmend mit einem Wahlsieg von Ex-Präsident Donald Trump. Sollte nach der Wahl sogar eine republikanische Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus entstehen, könnte dies die langfristigen Anleiherenditen weiter nach oben treiben. Denn in dem Fall werden zusätzliche Zölle und höhere Haushalts-Defizite erwartet, sollten die demnächst auslaufenden Steuersenkungen von 2017 verlängert werden. Damit wäre bei einem republikanisch dominierten Kongress zu rechnen.
Der unten stehende Vergleichschart zeigt die extrem hohe Korrelation des US-Dollar-Index in den vergangenen Wochen im Vergleich mit der Wahrscheinlichkeit eines republikanischen Wahlsiegs laut dem Wettportal polymarket.com.
Republikanischer Sieg könnte Renditen in die Höhe treiben
Ein Wahlsieg der Republikaner dürfte somit die US-Renditen weiter in die Höhe treiben in Richtung des bisherigen Jahreshochs um 4,73 Prozent aus dem Mai. Der Greenback dürfte in dem Falle weiter aufwerten und das Währungspaar Euro/Dollar unter 1,0760 Dollar abrutschen.
Ein Wahlsieg von Kamala Harris dürfte hingegen kurzfristig für einen sofortigen Rückgang bei den Renditen sorgen. Umfragen am Wochenende hatten für den wichtigen Swing State Iowa überraschend einen Sieg von Harris in diesem Bundesstaat prognostiziert. Die US-Renditen gaben daraufhin am Montag deutlich nach (türkis im Renditechart oben) und das Währungspaar Euro/Dollar sprang zurück über die Marke von 1,0910 Dollar.
Als Swing State werden bei den US-Präsidentschaftswahlen Bundesstaaten bezeichnet, die mal von Kandidaten der republikanischen und mal von der demokratischen Partei gewonnen werden. Ihnen kommt im US-Wahlsystem besondere Bedeutung zu, da dem Kandidaten mit dem höheren Stammanteil in der Regel alle Stimmen eines Bundesstaats zugerechnet werden. Wichtige Swing States bei der kommenden Wahl sind etwa Pennsylvania, North Carolina und Georgia.
Wie und wann die Wahl genau entschieden sein wird, ist aktuell völlig unklar und nicht zu prognostizieren. Das Einzige, was aktuell sicher erscheint, ist eine erhöhte Volatilität bei den Zinsen und den Wechselkursen in den kommenden 24 bis 36 Stunden.
Am Donnerstagabend steht dann noch der Zinsentscheid der US-Notenbank ins Haus. Hier ist allerdings eher nicht mit Überraschungen zu rechnen. Laut dem Fed Watch Tool der CME Group wird aktuell mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit eine Zinssenkung um 25 Basispunkte erwartet.