Ankündigung von US-Zöllen sorgt für Dämpfer – Autobauer unter Druck

Der Dax liegt nach gut einer Stunde Handel mit fast 0,7 Prozent im Minus bei 19.273 Punkten. Davor hatte der Leitindex eine dreitägige Gewinnserie hingelegt und sich seinem Rekordhoch von 19.674 Punkten aus dem Oktober bis auf rund ein Prozent genähert.
Noch zu Wochenbeginn war die Nominierung des als gemäßigt geltenden Hedgefonds-Managers Scott Bessent zum US-Finanzminister an den Börsen mit Erleichterung aufgenommen worden. Doch nun kündigte der designierte US-Präsident Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und Kanada sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China an.
Da die Märkte einen solchen Schritt schon erwartet und eingepreist hätten, falle die Reaktion überschaubar aus, schrieb Thomas Altmann, Leiter des Portfoliomanagements beim Vermögensverwalter QC Partners. Nach Trumps Wahlsieg hätten sich die Aktienindizes der Länder mit einem hohen US-Exportanteil schon am schlechtesten entwickelt. Entwarnung geben wollte der Experte indes nicht: „Sollte es, insbesondere zwischen den USA und China, zu einem regelrechten Handelskrieg kommen, dann könnte das empfindliche Folgen für die Börsen weltweit haben“, warnte er.
Am Dienstag litten vor allem die vortags überwiegend freundlichen Fahrzeughersteller unter Trumps Ankündigung. Am schlimmsten traf es den Lkw-Bauer Daimler Truck. Dessen Aktien hatten schon zu Wochenbeginn nicht von der positiven Branchenstimmung profitiert und büßten nun am Dax-Ende 5,2 Prozent ein. Für Volkswagen (VW) ging es um 2,5 Prozent bergab, und die Titel der VW-Nutzfahrzeugholding Traton waren mit minus 3,7 Prozent einer der größten Verlierer im MDax.
Gerade die Zölle gegen Mexiko würden auch die deutsche Automobilindustrie treffen. Denn hier wird häufig in Mexiko produziert, um die fertigen Fahrzeuge anschließend in die USA zu verkaufen.
Dagegen setzte sich der Triebwerksbauer MTU mit einem Kursplus von 1,5 Prozent auf 315,50 Euro an die Dax-Spitze. Die britische Bank Barclays blieb zwar bei ihrer neutralen Einschätzung, erhöhte aber das Kursziel für die Aktien auf 356 Euro. Europas Luftfahrtbranche „fliegt höher mit der Dollar-Stärke“, schrieb Analystin Milene Kerner. Sie passte ihre Schätzungen für Airbus, MTU und Safran an den Auftrieb durch die starke US-Währung an.
Deutsche Telekom kommt nach Empfehlung 30-Euro-Marke nah
Die Aktie der Deutschen Telekom könnte am Dienstag erstmals seit 2001 vielleicht wieder mehr als 30 Euro kosten. Vorbörslich näherte sich der Kurs der T-Aktie mit einem Anstieg von zeitweise bis zu einem Prozent bis auf wenige Cent der runden Marke. Die Aktie wurde auch von einer optimistisch werdenden Analystenempfehlung angetrieben, denn die Investmentbank Oddo BHF hob ihr Votum von Neutral auf Outperform an. Zuletzt betrug das Plus im Tradegate-Handel im Xetra-Vergleich noch 0,4 Prozent auf 29,69 Euro.
Oddo-Analyst Stephane Beyazian begründete seinen Optimismus neben den Wachstumsaussichten und Aktionärsrückflüssen noch stark mit der Tochter T-Mobile US und den Vorteilen, die diese unter der Präsidentschaft von Donald Trump spüren dürfte.
Die Aktien des US-Ablegers sind an der Börse mit umgerechnet knapp 266 Milliarden Euro mittlerweile 80 Prozent mehr Wert als jene des Mutterkonzerns. Die knappe Mehrheit, die die Telekom an T-Mobile US hält, ist damit etwa 135 Milliarden Euro wert. Mit knapp 148 Milliarden Euro bringt die Telekom selbst nur wenige Milliarden mehr auf die Börsenwaage.
Eurokurs gibt zum US-Dollar etwas nach – Trump kündigt Zölle an
Der Kurs des Euro ist am Dienstag leicht gesunken. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0484 US-Dollar gehandelt, und damit etwas tiefer als am Vorabend. Trotz des jüngsten Dämpfers wird der Euro über dem tiefsten Stand seit Ende 2022 gehandelt, der Ende der vergangenen Woche bei 1,0335 Dollar erreicht worden war.
Am Morgen litt der Euro unter einer Dollar-Stärke. Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, dass er an seinem ersten Amtstag hohe Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und Kanada sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China verhängen will. Trumps Ankündigung sorgte für eine allgemein trübere Stimmung an den Finanzmärkten, was dem als sicher geltenden Dollar im Handel mit den meisten anderen wichtigen Währungen Auftrieb verlieh.
Im Handelsverlauf werden zunächst keine größeren Impulse erwartet. Am Vormittag stehen in der Eurozone kaum wichtigen Konjunkturdaten auf dem Programm, an denen sich die Anleger orientieren können. Erst am Nachmittag werden US-Konjunkturdaten erwartet, die für etwas Bewegung sorgen könnten, darunter Daten zum Verbrauchervertrauen in den USA.
Redaktion onvista/dpa-AFX