Trumps Zölle sind pausiert – tatsächlich aber sogar höher als davor
Die Märkte bejubelten am Mittwoch, dass US-Präsident Trump im Zollstreit eine Kehrtwende macht. Doch ein Blick unter die Haube zeigt: Die Zölle sind sogar höher als vor der 90-tägigen Pause.

Blickst du bei den Zöllen gerade nicht mehr durch? Dann geht es dir wie wohl vielen Anlegern an der Börse. Ob das nun Taktik oder Missgeschick ist, die USA machen es mit ihrer Lawine an Zöllen, Pausen und Klarstellungen nicht leicht, dem Geschehen zu folgen.
Fakt ist, aktuell, dass die meisten der "reziproken" Zölle pausiert sind. Die horrenden Raten, die US-Präsident Donald am vergangenen Mittwoch verkündet hat, sind demnach ausgesetzt. Stattdessen gilt für 90 Tage nun, dass für den Großteil der Einfuhren in die USA der Basis-Zoll von zehn Prozent gilt. So beispielsweise auch für Exporte aus der EU in die USA.
Wobei das Wörtchen "Großteil" hier relativ zu betrachten ist. Es geht zwar um viele Länder, aber nicht um das Gros der Importe. Das zeigt die Handelsstatistik der USA. 2024 beispielsweise gehörten Kanada, China und Mexiko mit Warenimporten von 420, 439 und sogar 515 Milliarden US-Dollar zu den wichtigsten Handelspartnern der USA, bei Gesamt-Warenimporten von rund 3,3 Billionen US-Dollar, laut Zahlen des BEA.
Auf die wichtigsten Importe bleiben höhere Zölle bestehen
Doch auf Kanada und Mexiko, stellte das Weiße Haus klar, gelte weiter der zuvor verhängte Zoll von 25 Prozent. Auch auf Ausnahmen, wie beispielsweise Stahl, Aluminium, und Autos aus dem Ausland gelten die zuvor verhängten Raten von ebenfalls 25 Prozent.
Und China? China war die große Ausnahme bei der 180-Grad-Wende Trumps. Über Einfuhren aus der Volksrepublik verhängte Trump sogar nochmals höhere Zölle, die sich mittlerweile auf 145 Prozent aufsummieren. Dabei macht China rund 13,3 Prozent aller Warenimporte aus.
Nobelpreisträger kalkuliert, wie hoch die Zölle wirklich sind
Der Nobelpreisträger und Ökonom Paul Krugman schrieb daher auf der Kurznachrichtenplattform Bluesky sowie auf Substack, dass die effektive Zollrate bei 125 Prozent Zöllen auf China (vor der Klarstellung durch das Weiße Haus) so schonmal bei 24,95 Prozent liegt. Damit liegen die Zölle laut Krugman "höher als vor der Pause".
Ginge man davon aus, dass sich durch die Zölle die Importe aus China reduzieren, auf nur noch acht Prozent, läge die effektive Zollrate immer noch bei 19,2 Prozent, so Krugman weiter. Das wären weiterhin die höchsten Zölle seit der Smoot-Hawley-Ära während der Großen Depression in den USA.
Tatsächlich könnte das aber noch zu niedrig geschätzt sein. Krugmans Bierdeckel-Rechnung geht von einer zehnprozentigen Rate auf alle Importe außer aus China aus. Kanadas und Mexikos Exporte werden aber weiter mit 25 Prozent verzollt. Außerdem beträgt Chinas Zollrate nun eben 145, nicht 125 Prozent.
30,7 Prozent? Das könnte der Worst Case sein
Rechnet man, wie Krugman, mit 145 Prozent Zöllen auf China, ergibt sich eine effektive Zollrate für alle Importe von 27,9 Prozent. Berücksichtigt man zusätzlich noch die 25-prozentigen Einfuhrgebühren für Kanada und Mexiko, beträgt die Rate sogar 30,7 Prozent. Das wäre ein rekordhoher Zoll, zumal sich die Importe in die USA seit der Großen Depression verdreifacht haben, wie Krugman anmerkt.
Das sind zunächst nur grobe Kalkulationen, sie signalisieren aber, wie drastisch Trump tatsächlich in den Außenhandel eingreift – mit voraussichtlich drastischen Folgen für die Verbraucherpreise in den USA.
Darum klang die Euphorie der Märkte am Mittwoch auch so schnell ab. Bereits am gestrigen Donnerstag gaben Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 einen Großteil der rekordverdächtigen Gewinne zur Wochenmitte wieder ab. Angesichts der effektiv weiter hohen Zölle dürften die Marktteilnehmer schon auf das nächste Entspannungssignal im Handelskrieg hoffen.