Wirecard & Co.: Die fünf heftigsten Tagesverluste im Dax
Maximilian Nagel
Die Implosion des (Ex-)Börsenstars Wirecard jährt sich heute zum fünften Mal. Am 18. Juni brach die Aktie um sage und schreibe 62 Prozent ein. Eine andere Dax-Aktie bringt es allerdings auf ein noch größeres Minus.

Vor auf den Tag genau fünf Jahren veröffentlichte der Zahlungsdienstleister Wirecard eine fatale Adhoc-Nachricht. Der Konzern gibt darin zu, dass zwei Milliarden Euro in der Bilanz nicht nachweisbar sind. Anleger, die auf den aufstrebenden Börsenstar vertraut haben, verlieren schlagartig einen Großteil ihres Kapitals. Wenige Tage später hat die Aktie so gut wie keinen Wert mehr für alle, die vorher gekauft haben.
Zweifler, Kritiker und nicht zuletzt die Leerverkäufer des Konzerns sehen sich bestätigt. Wirecard-Aktionäre stehen vor einem Scherbenhaufen. Die Aktie verlor gegenüber dem Vortagsschluss um sage und schreibe 62 Prozent.
Allerdings liegt der größte Börsenskandal Deutschlands damit nicht auf dem ersten Platz, wenn es um den größten Tagesverlust eines Dax-Konzerns jemals geht, wie eine Zusammenstellung des „Manager Magazins“ zeigt.
Platz 5: Infineon; -40 Prozent
Auf Platz fünf landet der Chiphersteller Infineon, der auch heute noch im Dax notiert ist und dessen Aktie aktuell rund 34 Euro wert ist. 2008 aber notierte der Kurs bei weniger als einem Euro – das Platzen der Dotcom-Blase hatte Infineon, einst 93 Euro je Aktie wert, schwer zugesetzt.
Im Dezember 2008 vermeldete die ausgegliederte Chip-Sparte des Industriekonzerns Siemens maue Zahlen und zog zudem die Umsatz- und Gewinnprognose zurück. Mit einem Minus von 40 Prozent strafte der Markt die Aktie dafür ab. Es war der Startpunkt eines langen Erholungstrends.
Platz 4: Volkswagen; -45 Prozent
Ein heftiges Tagesminus verbuchte im selben Jahr auch die Stammaktie des Autobauers VW – wobei hier keine umfassende Krise verantwortlich war. Auslöser war die Übernahmeschlacht zwischen Porsche und Volkswagen. Im Oktober 2008 verkündete die Stuttgarter Sportwagenschmiede, einen beachtlichen Volkswagen-Anteil zu besitzen und den deutlich größeren Hersteller womöglich ganz kaufen zu wollen.
Leerverkäufer wetteten damals gegen VW und mussten eiligst ihre Positionen glattstellen, was die Aktie zeitweise auf Kurse von über 1.000 Euro trieb (siehe Chart oben). Diese spekulativ getriebenen Kursgewinne gab die Aktie aber ebenso rasch wieder ab, sodass der Kurs an nur einem Tag im Oktober 2008 um 45 Prozent einbrach.
Platz 3: MLP; -49 Prozent
Der Finanzdienstleister MLP erlebt Anfang der 2000er-Jahre einen Boom an der Börse. In der Spitze erreichen die Aktien Kurse von 175 Euro. Im August 2002 aber muss der Konzern eine Gewinnwarnung abgeben. Zuvor war sogar über Bilanzmanipulationen spekuliert worden.
Ob das so war, wurde nie bestätigt. Der Kurs jedoch brach nach der Gewinnwarnung in sich zusammen, die Aktie rauschte binnen eines Tages um 49 Prozent nach unten. Seitdem fristet der Konzern, seit 2003 nicht mehr im Dax, ein Nischendasein an der Börse. Seit der Großen Finanzkrise kriecht die Aktie bei einstelligen Kursen seitwärts.
Platz 2: Wirecard; -62 Prozent
Auf Platz zwei dieser Liste landet Wirecard. Am 18. Juni 2020 muss der Zahlungsdienstleister die milliardenschwere Lücke in der Bilanz einräumen, der Kurs bricht daraufhin um 62 Prozent ein. Von 105 Euro geht es bis auf 38 Euro bergab.
Schon am Folgetag sind es nur noch 24 Euro, dann sogar nur 13 Euro, eine Woche später ist Wirecard pleite, die praktisch wertlose Aktie dümpelt bei niedrigen einstelligen Kursen herum.
Platz 1: Hypo Real Estate; -74 Prozent
Der unrühmliche Spitzenplatz geht an die Hypo Real Estate. Nie erlebten Anleger mit einer Dax-Aktie einen größeren Tagesverlust als mit Hypo Real Estate im September 2008. Damals stürzte die Aktie im Zuge der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers ab.
Bis zum Handelsschluss summierte sich der Verlust auf 74 Prozent. Letztlich half nur die Rettung durch den Staat. Seit 2009 ist die Hypo Real Estate verstaatlicht.