Kolumne von Alexander Mayer

Die Bitcoin-ETFs werden vom Preistreiber zum Problem

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Quelle: CryptoFX/Shutterstock.com

Der Bitcoin-Kurs durchläuft derzeit die erste kräftige Korrektur seit vielen Monaten. Mit einem Kursverlust von knapp 20 Prozent über die vergangene Woche hinweg reiht diese Korrektur sich in die Muster vergangener Bitcoin-Bullenmärkte ein, bei der Rücksetzer von 20 bis 30 Prozent bei Bitcoin und deutlich tiefere Korrekturen im Altcoin-Sektor keine Seltenheit waren.

Quelle: Tradingview/ decentralist

Mit dem Verlust Rücksetzer bis an den 200-Tage-Trend und die relevante Chart-Unterstützung im Bereich von 80.000 Dollar ist die aktuelle Korrektur der erste richtige Test für die Bitcoin-Bullen-These seit dem Sieg Donald Trumps bei der US-Wahl Anfang November und der dadurch ausgelösten Rally. 

Diese Faktoren sorgen derzeit für Gegenwind

Der Liquiditätszyklus – beeinflusst durch die globale Geld- und Fiskalpolitik – bleibt übergeordnet zwar auf Kurs. Unmittelbar kommt hier jedoch kein Rückenwind. Der Zollstreit zwischen den USA, China und weiteren Handelspartnern schränkt den Spielraum für die anderen Währungsräume ein, geld- und fiskalpolitische Stimuli einzusetzen, ohne die eigenen Währungen zu sehr zu schädigen. 

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Vor allem China könnte in diesem Liquiditätszyklus noch eine entscheidende Rolle spielen, da die heimische Wirtschaft massive Interventionen nötig hat. Doch solange kein neuer Handelsdeal mit den USA auf dem Tisch liegt und auch die amerikanische Zentralbank Federal Reserve weiterhin straffe Geldpolitik betreibt, bleibt China eingeschränkt.

Die Euphorie nach dem Trump-Sieg hat sich mittlerweile deutlich abgeschwächt und derzeit fehlt es dem Sektor an weiterem Momentum, auch wenn sich im Hintergrund vieles in die richtige Richtung bewegt: Weitere institutionelle Käufer wie der Staatsfonds von Abu Dhabi sind in den Markt vorgestoßen und in den USA wird auf Bundesstaatenebene weiter an strategischen Bitcoin-Reserven gearbeitet.

Doch solange auf dieser Ebene nichts Handfestes passiert, rücken die allgemeinen Marktfaktoren wieder in den Vordergrund. Die Aktienmärkte stehen derzeit unter Druck, was auch den Krypto-Sektor belastet. Und jüngste markt-interne Skandale wie der Memecoin-Launch in Argentinien und der größte Krypto-Hack der Geschichte rund um die Börse Bybit haben die Stimmung im Sektor verschlechtert.

Die Bitcoin-ETFs könnten nun zum Spielverderber werden

Jüngst hat ein neuer Bericht des Analyse-Unternehmens "10x Research" für Aufsehen gesorgt. Der besagt, dass über die Hälfte aller bisherigen Bitcoin-Käufe nicht aus langfristigen und fundamentalen Gründen getätigt wurden. Stattdessen seien die Käufe als marktneutraler Basistrade in Kombination mit dem Verkauf von Bitcoin-Futures erfolgt, um von der Differenz zwischen Spot- und Future-Preisen zu profitieren.

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Die größten Halter des BlackRock IBIT ETFs sind Hedgefonds und Trading-Firmen, die Marktineffizienzen ausnutzen, statt Bitcoin als langfristige Anlage zu halten. Aufgrund der gesunkenen Funding Rates für Futures haben Hedgefonds und Trading-Firmen jedoch aufgehört, in Bitcoin-ETFs zu investieren, und lösen stattdessen bestehende Positionen auf.

Dieser Basistrade war lange interessant, weil er eine höhere Rendite abgeworfen hat als die Zinsen kurzlaufender Staatsanleihen und ein ähnliches Risikoprofil hat. Nun, da die Stimmung am Markt sich verschlechtert hat und die Nachfrage nach Futures sinkt, verringern sich die Spreads zwischen Spot- und Futures-Märkten, sodass der Basistrade weniger genutzt wird und die entsprechenden Akteure ihre ETF-Positionen ebenfalls auflösen. Dabei kann es durchaus zu Rückkopplungseffekten kommen. Wenn viele Fonds gleichzeitig verkaufen, verstärkt dies den Preisverfall und zwingt weitere Investoren zum Ausstieg.

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Nach massiven Zuflüssen in die ETFs im Verlauf des Jahres 2024 und besonders im Zuge der „Trump-Rally“ im vierten Quartal ist es in den letzten Wochen zu deutlichen Netto-Abflüssen bei den Bitcoin-Spot-ETFs gekommen. In den letzten zwei Wochen haben die Abflüsse über zwei Milliarden Dollar betragen.

Was bedeutet das für den Markt?

Sollten diese Abflüsse aufgrund der Auflösung des Basistrades weitergehen – was angesichts der derzeit schlechteren Anlegerstimmung im Krypto-Sektor plausibel ist – könnte dies die Korrektur des Bitcoin-Preises weiter befeuern. Das Niveau von 80.000 Dollar bleibt eine relevante Marke, da dort der nächste maßgebliche charttechnische Support auftritt und der 200-Tage-Trend als wichtiger Bullenmarkt-Indikator derzeit auf diesem Niveau notiert.

Ein Monatsschluss oberhalb der 80.000-Dollar-Marke und eine deutliche Erholung von diesem Preisniveau ist nun nötig, um die Bullen-These für Bitcoin aufrechtzuerhalten.

Die Liquiditätsentwicklung als wichtiger Faktor für die Entwicklung der Gesamtmärkte bleibt ein Thema für 2025. Auch wenn die Liquiditätsentwicklung unmittelbar nicht förderlich für Risiko-Anlagen aussieht, stehen aufgrund von Faktoren wie der chinesischen Wirtschaftskrise und der US-Schuldenkrise weitere Liquiditätsspritzen im Verlauf der nächsten Monate im Raum.

Der aktuelle Zoll-Streit dürfte dabei eher ein temporäres Hindernis sein und könnte langfristig als Druckmittel zu einer Einigung auf entsprechende Deals dienen, die eine weitere geld- und fiskalpolitische Lockerung möglich machen.

Denken Sie langfristig!

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