Zoll-Euphorie verpufft: Dax dreht ins Plus, aber nur knapp - Autowerte ziehen an

Der Dax hat am Montag nach der Entspannung im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg seiner Rekordjagd Tribut gezollt. Die Einigung auf eine Senkung der gegenseitigen Zölle dürfte vor allem der US-Wirtschaft und auch China kurzfristig zugutekommen, schrieb Hendrik Mahlkow, Forscher in der Forschungsgruppe Handelspolitik am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Die Auswirkungen für die EU seien gering.
Nach anfangs deutlichen Aufschlägen und einer Bestmarke von knapp 23.912 Punkten gleich zu Beginn rutschte der deutsche Leitindex zeitweise in die Verlustzone. Am Ende des Tages blieb ihm ein Plus von 0,29 Prozent auf 23.566 Punkte. Deutlichen Gewinnen von Auto- und Technologietiteln standen herbe Kursverluste bei Rüstungswerten gegenüber.
Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es letztlich um 0,19 Prozent auf 29.785 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 1,6 Prozent. Mit einem Zuwachs von zehn Prozent seit Jahresbeginn hinkt er dem Dax mit plus 18 Prozent allerdings klar hinterher.
In New York notierte der Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsende mehr als 2 Prozent höher, während der technologielastige Nasdaq 100 sogar um über drei Prozent anzog. Für beide Indizes stehen aber im bisherigen Jahresverlauf immer noch Verluste zu Buche.
Autowerte drehen auf: Einigung zwischen USA und China
Im Dax lief es für die die Autobauer Mercedes-Benz (plus 3,3 Prozent), BMW (plus 2,2 Prozent), Porsche AG (plus 1,4 Prozent) und Volkswagen (VW) (plus 1,4 Prozent) sowie der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck (plus 3,3 Prozent) gut. Mit der amerikanisch-chinesischen Einigung werde "das Leben für die deutsche Autoindustrie erheblich stressfreier", sagte der Direktor des Bochumer Autoinstituts CAR, Ferdinand Dudenhöffer. Im ersten Quartal hatten die hiesigen Hersteller vor allem wegen Problemen in China deutliche Gewinneinbrüche erlitten.
Gefragt waren zu Wochenbeginn auch einige Technologietitel wie Infineon und Siemens, die um circa acht beziehungsweise 3,6 Prozent zulegten. An der US-Technologiebörse Nasdaq zeichnen sich ebenfalls deutliche Kursgewinne ab.
Rüstungsaktien im Minus: Mögliche Verhandlungen belasten
Dagegen ließen die zuletzt gefragten Rüstungstitel federn. Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners verwies auf womöglich anstehende Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Rheinmetall verzeichnete ein Minus von gut 5,2 Prozent. Im MDax verloren die Aktien von Hensoldt und Renk gut 11,6 und 6,2 Prozent.
Eine Teil-Übernahmeofferte für ProSiebenSat.1 ließ die Anteile des Medienunternehmens im Nebenwerte-Index SDax dagegen um fast 18,6 Prozent nach oben schnellen. Der tschechische Großaktionär PPF will seine Beteiligung von knapp 15 auf knapp unter 30 Prozent erhöhen und so unter der Schwelle bleiben, ab der eine Offerte für den gesamten Konzern Pflicht wäre. Damit geht PPF auf Konfrontationskurs zum anderen Großaktionär MediaForEurope MFE.
United Internet: Aktie springt zweistellig
Quartalszahlen standen vor allem von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe im Blick. Im MDax stiegen die Wertpapiere von United Internet um plus 6,8 Prozent. Die Titel der Webhosting-Tochter Ionos verteuerten sich im SDax um circa 11,1 Prozent, wogegen die Aktien der Mobilfunktochter 1&1 nach anfänglichen Gewinnen stabil blieben. Kosten für den Netzausbau bei 1&1 drückten das Ergebnis des Mutterkonzerns im Auftaktquartal. Doch das Jahresumsatzziel wurde leicht angehoben.
Ionos wurde unterdessen aufgrund besserer Geschäfte in der kleineren Sparte AdTech rund um digitale Werbung und Domain-Handel ergebnisseitig optimistischer für das laufende Jahr. Das half der Aktie, ihr Rekordhoch aus der vergangenen Woche zu übertreffen.
Die Anteile des SDax-Neulings Procredit legten nach dem Quartalsbericht des Finanzinstituts um knapp 4,1 Prozent zu und erreichten zeitweise bei 11,45 Euro den höchsten Stand seit 2018. Dagegen ging es für Salzgitter angesichts roter Zahlen des Stahlkonzerns zum Jahresauftakt um 6,7 Prozent bergab.
(mit Material von dpa-AFX)