Kolumne von Alexander Mayer

An Privatanlegern geht die Bitcoin-Rally vorbei - schon wieder

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Quelle: Overearth/Shutterstock.com

Die gegenwärtige Kursentwicklung des Bitcoin ist geprägt von einer Menge Volatilität und Unsicherheit. Dieser Satz war die vergangenen 15 Jahre lang gültig und ist es noch heute.

Die Emotionen vieler Anleger bleiben dabei der Volatilität ausgeliefert. Auch während der jüngsten Achterbahnfahrt von 110.000 Dollar auf das lokale Tief bei 75.000 Dollar und wieder zurück über die 110.000-Dollar-Marke dürften einige auf der Strecke geblieben sein.

Trotzdem bewegt der Bitcoin-Kurs sich langfristig „nach Fahrplan“ und folgt treu den zyklischen Mustern, die stark von der Liquiditätsentwicklung der Finanzmärkte geprägt sind.

Wer kauft in diesem Zyklus?

Genauso wie die zyklischen Muster sich treu bleiben, scheint auch eine klassische Dynamik weiterhin zu gelten: Das „Smart Money“ positioniert sich früh, während der Mainstream erst spät zur Party kommt und von Profis ausgenutzt wird, die Gewinne realisieren wollen.

Laut einer Analyse der Bitcoin-Investmentfirma River sind Unternehmen im Jahr 2025 die größte Netto-Käufergruppe von Bitcoin (siehe Post auf X unten). Insgesamt haben Firmen 157.000 Bitcoin gekauft. Michael Saylors Strategy ist für 77 Prozent davon verantwortlich.

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Allerdings kauft Strategy über die Ausgabe von Wandelanleihen, sprich: die Halter der Strategy Aktien und Anleihen sind ebenfalls indirekte Bitcoin-Investoren und kommen zu einem großen Teil aus der institutionellen Ecke.

Laut der Analyse gehören Staaten mit 19.000 Bitcoin ebenfalls zu den größten Käufern, ebenso wie Fonds und Käufe durch ETFs mit fast 50.000 Bitcoin. Die größte Verkäufergruppe mit einem Minus von fast 250.000 Bitcoin sind jedoch Privatinvestoren. Dies dürfte teilweise durch die ETF-Käufe ausgeglichen werden, da viele Privatanleger aus dem traditionellen Bereich eine Bitcoin-Position über den ETF abgebildet haben, dennoch überwiegen die Verkäufe aus dieser Gruppe die Käufe.

Private Käufer meiden Bitcoin

Ein Blick auf die Google-Suchtrends für „Bitcoin“ zeigt: Privatinvestoren haben derzeit wenig Interesse am Krypto-Markt. Die Suchanfragen liegen auf dem niedrigsten Stand seit Juni 2024. Die Coinbase-App als wichtigste US-Krypto-Handelsplattform liegt nur auf Platz 15 im US-Finanz-App-Ranking. Das ist ebenfalls vergleichbar mit Mitte 2024, als Bitcoin sich mitten in einer mehrmonatigen Konsolidierungsphase befand.

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Laut der Analyse der Investmentfirma River kommen Retail-Investoren stets spät in den Markt – oft erst nach Erreichen neuer Bitcoin-Allzeithochs. So erreichte ihre Nachfrage beispielsweise einige Tage nach dem Durchbrechen des alten Allzeithochs im November 2024 nach dem Sieg Donald Trumps bei der US-Wahl neue Höhen.

Die Google-Suchanfragen stiegen auf ein Zweijahreshoch und die Coinbase-App stieg auf Platz fünf im Finanz-App-Ranking. Im März 2024, nach dem Erreichen des Allzeithochs durch die Zulassung der Spot-ETFs in den USA, zeigte sich ein ähnliches Bild.

Auf beide Ereignisse folgt eine mehrmonatige Konsolidierungsphase. Privatinvestoren hatten in diesen Phasen einen Großteil des Gewinns verpasst, während frühe Investoren Gewinnmitnahmen getätigt haben.

Darum ist die Dynamik in diesem Zyklus anders

Dieser Bitcoin-Zyklus verläuft insgesamt ähnlich wie die vorherigen – mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Haupt-Nachfrage diesmal größtenteils von institutioneller Seite und nicht durch Privat-Anleger kommt.

Viele Hedgefonds und weitere Finanzmarkt-Akteure nutzen die Volatilität von Bitcoin für kurzfristige Gewinne oder ernten die Differenz zwischen Spot-Bitcoin-Preisen und den Futures-Märkten. Eine immer größere Anlegergruppe aus dem institutionellen Bereich weiß mittlerweile aber auch die Qualitäten von Bitcoin als alternatives Wertspeicher-Netzwerk zu schätzen und positioniert sich langfristig.

Den Unterschied zu vorherigen Zyklen erkennt man beispielsweise an der Dynamik des investierten Kapitals, zuletzt visualisiert durch den bekannten Krypto-Chartanalysten Willy Woo. 

Vorherige Zyklen waren durch extreme Anstiege des in Bitcoin investierten Kapitals, getrieben durch die emotionalere private Käufergruppe, gekennzeichnet. In diesem Zyklus zeigt sich eine längerfristige, dafür moderatere Zunahme des Kapitals.

Das spricht für den Einstieg institutioneller Investoren, die schrittweise in den Markt einsteigen, ihre Positionen absichern und in euphorischeren Marktphasen Gewinnmitnahmen vornehmen. 

Wie ist der Ausblick?

Die fundamentalen Treiber für Bitcoin bleiben bestehen. Daher besteht auch für diese Rally noch Spielraum. Die US-Schuldenkrise spielt sich weiter aus. Das spricht für anstehende geldpolitische Lockerungen und damit eine Ausweitung der Liquidität.

Die Rezession in Europa und China spricht ebenfalls für geldpolitische Lockerungen, die teilweise bereits in Gang gesetzt wurden. Gleichzeitig geht die Adaption von Krypto weiter.

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Mehrere US-Bundesstaaten haben den Weg für strategische Bitcoin-Reserven frei gemacht. An der Reserve auf nationaler Ebene wird weiterhin gearbeitet. Die Regulatorik in den USA wechselt klar zum Positiven, was die Schranken zwischen der traditionellen Finanzwelt und der Kryptowelt aufhebt und eine größere Kapital-Rotation in den Sektor in Aussicht stellt.

Vertrauen in den Dollar steht auf der Probe

Das Vertrauen in die Stabilität des Dollar-Systems und in die Anleihemärkte, sowie die Fähigkeit der geldpolitischen Entscheider, systemische Krisen abzufedern, wird derzeit auf die Probe gestellt. All das erhöht die Nachfrage nach Bitcoin von institutioneller Seite.

Es spricht vieles dafür, dass das Interesse der Retail-Investoren am Krypto-Sektor zurückkehren wird, sobald Bitcoin sich in die Preis-Findungsphase oberhalb seines letzten Allzeithochs von knapp 110.000 Dollar bewegt. Vorausgesetzt, dass die bisherige Dynamik im Verhalten der breiten Masse wieder so sein wird wie in der Vergangenheit.

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Wo die Reise dann hingeht, bleibt die entscheidende Frage. Doch Liquidität, Regulatorik und Momentum in Sachen staatlicher Adaption liefern derzeit ein günstiges Umfeld. Auch für den Altcoin-Markt liefert das den Spielraum, ähnlich wie in den vergangenen Krypto-Zyklen, eine kurze Phase der Überrendite gegenüber Bitcoin im finalen Stadium dieses Liquiditätszyklus hinzulegen.

Für den Großteil der Privatinvestoren, die erst in dieser Phase eines solchen Marktszenarios in den Krypto-Sektor zurückkehren, wird es jedoch erneut schwer werden, mit Erfolg aus diesem Zyklus herauszukommen.

Denken Sie langfristig!

Warum der Dollar aufgrund mehrerer Faktoren zu einer tickenden Zeitbombe wird und warum das den Zündstoff für eine weitere Bitcoin-Rally liefern kann, erfahren Sie in der aktuellen Analyse von decentralist.

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