Der Markt für Börsengänge ist kollabiert - das erinnert mich an 2001

Aktuell geht mein Blick häufig sehr weit zurück. Das mag schlicht und einfach daran liegen, dass ich älter werde. Das mag aber auch daran liegen, dass der langfristige Blick zurück und zwar genau 25 Jahre zurück aktuell so unglaublich spannend ist.
Anfang 2000 startete ich als Börsenjournalist und kam zum Höhepunkt der Party am Neuen Markt. In diesem euphorischen Umfeld tauchten immer wieder neue Finanzmagazine auf. Viele verschwanden wieder. Einige sind geblieben.
Dazu zählt auch Focus Money, eines der vielen wöchentlichen Magazine. In dieser Woche feierte es den 25. Geburtstag. Ich durfte in München bei der Feier mit dabei sein. In vielen Gesprächen ging es natürlich um die wilde Anfangszeit. Damals waren Aktien das Small-Talk-Thema Nummer eins. Und im Frühjahr 2000 hatten viele noch ein breites Grinsen im Gesicht. Der Absturz auf Raten hatte gerade erst begonnen.
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Kaum vorstellbar: Massiver Absturz über einige Jahre
Vom Mai 2000 bis zum Tief im März 2003 sollte beispielsweise der Dax noch knapp 65 Prozent an Wert verlieren. Das gesamte Segment des Neuen Marktes verschwand von der Börse.
Damals startete auch onvista durch – inklusive Börsengang Ende Februar 2000. Ich hatte 2001 sogar ein Bewerbungsgespräch. Bei der Stelle sollte es erst einmal nur um die Betreuung des Geschäfts mit Börsengängen gehen. Also Neuemissionen redaktionell begleiten.
Aus der guten Idee wurde nichts – mangels Neuemissionen. Aber neben der persönlichen Erfahrung lassen sich auch allgemeine Rückschlüsse ziehen. So gibt es gleich zwei Parallelen zu heute:
Erstens: Die Börsen notieren auch jetzt nicht weit von den Rekordständen (wie in den USA) oder erreichen sogar neue Rekordstände – wie bei uns in Deutschland.
Zweitens: Das Geschäft mit Neuemissionen ist mehr oder weniger zum Stillstand gekommen. Mit Pfisterer ist jetzt ein neuer Wert gestartet. Mehr hat das gesamte Börsenjahr 2025 in Deutschland noch nicht gebracht. Mit einem Plus von knapp acht Prozent in wenigen Tagen ist der Börsengang auf jeden Fall gelungen.
Aus den hohen Kursen an der Börse lässt sich dennoch keine Euphorie für neue Werte ableiten. Vielleicht hat aber auch die Börse als Ort der Kapitalbeschaffung für Unternehmen an Bedeutung verloren.
Ich habe lange Zeit nicht intensiv auf Börsenneulinge geschaut. Zu oft wurden die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Einzelne Ausnahmen stellen sich derzeit gegen den eher schwachen Trend.
Der Rüstungswert Renk gehört sicherlich dazu. Doch bis zum Jahresanfang 2025 verlief auch hier die Story eher holprig und erst im aktuellen Boom der Rüstungsaktien wurde auch Renk angeschoben.
Firmen kommen und gehen – die Faszination Börse bleibt
Die Börse verändert sich ständig – ob durch Börsengänge oder den Aufstieg neuer Firmen. In 25 Jahren sind auch viele Firmen schlicht und einfach von der Börse verschwunden – ob durch Insolvenz oder einen Börsenrückzug.
Börse bildet immer auch die wirtschaftliche Entwicklung und die darin gesteckten Hoffnungen ab. So wie es aussieht, wird sich daran auch in den kommenden 25 Jahren nicht viel ändern. Und deswegen bin ich mir sicher, dass mir die Themen nicht ausgehen werden.