Dax: Leitindex mit kalter Dusche zum Wochenstart – HelloFresh läuft weiter, Covestro abgestraft, Gewinnmitnahmen bei den Autobauern und Aixtron nach Branchenstudie unter Druck

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Enttäuschende Konjunkturdaten aus China haben der jüngsten Dax-Erholung am Montag einen Dämpfer verpasst. Der deutsche Leitindex schloss mit einem Minus von 0,72 Prozent bei 15 474,47 Punkten, nachdem er in der Vorwoche um rund zweieinhalb Prozent zugelegt hatte. Besser hielt sich der MDax der mittelgroßen deutschen Börsenunternehmen, der letztlich 0,09 Prozent auf 34 389,65 Punkte gewann.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,75 Prozent auf 4151,40 Punkte. Auch an den Börsen in Paris und London ging es abwärts. In den USA notierte der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss praktisch unverändert.

„Die Befürchtungen um eine signifikante Entschleunigung der Konjunkturerholung aus den letzten Monaten durch wirtschaftliche Flaschenhalseffekte spiegeln sich nun auch zunehmend außerhalb von Europa wider“, stellte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect fest. So habe das chinesische Wirtschaftswachstum deutliche Bremsspuren hinterlassen, die nun auch in der US-Wirtschaft erwartet würden.

China hatte im dritten Quartal mit einem Wirtschaftswachstum von 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich an Fahrt verloren. Experten hatten im Schnitt mit einem etwas stärkeren Wachstum gerechnet. Nach einem Rekordzuwachs im ersten Quartal ist es der bisher schwächste Wert im laufenden Jahr.

Im Dax ging es für die Anteilsscheine des Kunststoffkonzerns Covestro um 3,3 Prozent bergab. Hier belastete eine gestrichene Kaufempfehlung der französischen Großbank Societe Generale. Die aktuell starke Gewinnentwicklung sollte zwar kurzfristig stützen, doch gebe es große Risiken mit Blick auf China, begründete Analyst Thomas Swoboda seine neue Einschätzung.

Den letzten Platz im Dax hatte Covestro damit aber nicht inne. Nachdem die deutschen Autobauer bislang einen Goldenen Oktober erlebten – Daimler fast Plus 10 Prozent – sammelten heute einige Anleger ihre Gewinne ein. Nachdem Porsche mit Minus 3,36 Prozent heute die Rote Laterne übernahm ging es VW mit einem Minus von etwas mehr als 3 Prozent nicht wesentlich besser. Daimler gab etwas  mehr als 2 Prozent ab und BMW kam mit Minus 1,35 Prozent noch am Besten weg.

onvista Mahlzeit: Dax verschnauft – Tesla, Covestro, Teamviewer und während Valneva steil geht, scheint Dietmar Hopp das Vertrauen in Curevac zu verlieren

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Rational gefragt

Im MDax legten die Rational-Titel um 3,3 Prozent zu, nachdem die Privatbank Berenberg sie hochgestuft hatte und nun zum Kauf rät. Analyst Philippe Lorrain hält die Papiere des Großküchenausstatters für klar unterbewertet. Er traut ihnen mit dem auf 1170 Euro angehobenen Kursziel einen Anstieg über das Rekordhoch aus dem August zu.

Die Aktien von Teamviewer reagierten kaum auf aktuelle Personalentscheidungen an der Führungsspitze und stiegen letztlich um 0,1 Prozent. Der Fernwartungssoftware-Spezialist sucht einen Nachfolger für Finanzchef Stefan Gaiser, der mit Ablauf des Vertrags 2022 geht. Der Vertrag von Vorstandschef Oliver Steil wurde derweil bis Oktober 2024 verlängert.

Beim Recycling-Spezialisten Befesa konnten sich die Anteilseigner über ein Kursplus von 4,4 Prozent und den Spitzenplatz im MDax freuen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs nahm die Beobachtung der Aktien mit einer Kaufempfehlung wieder auf.

Aixtron lässt kräftig Federn 

Eine Analystenstudie hat am Montag die Aktien von Ausrüstern der Halbleiterindustrie merklich bewegt. Die Papiere des Spezialanlagenbauers Aixtron sackten rund 7 Prozent ab auf 20,90 Euro und waren damit schwächster Wert im MDax . Die Titel von Süss Microtec büßten 2,43 Prozent auf 22,05 Euro ein. Dagegen stiegen die Anteilsscheine von Elmos Semiconductor um 2,11 Prozent auf 43,20 Euro.

Die Investmentbank Oddo BHF sieht der anstehenden Quartalsberichtssaison der deutschen Halbleiterbranche mit Zuversicht entgegen. Die Nachfrage sei hoch, das Angebot knapp und die Preise entsprechend hoch, schrieb Analyst Stephane Houri. Die Aixtron-Aktie stufte er jedoch von „Outperform“ auf „Neutral“ ab, da er bei dem Unternehmen im kommenden Jahr nur noch begrenztes Wachstum sieht.

Bei Süss Microtec zeigte sich Houri wenig überzeugt von der Marktpositionierung des Anbieters von Halbleiter-Prozesslösungen und kritisierte dessen mangelndes Margenpotenzial. Entsprechend stufte er die Süss-Papiere auf „Underperform“ ab. Zudem kehrte der Experte seine bisherige Preferenz für die Elmos-Aktie aus taktischen Gründen um und zieht nun die Papiere von Melexis.

Der Euro notierte zuletzt wenig verändert bei 1,1606 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1604 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,26 Prozent am Freitag auf minus 0,23 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,19 Prozent auf 143,79 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,12 Prozent auf 169,11 Punkte.

Die Kurse deutscher Staatsanleihen sind am Montag gesunken. Der Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel bis zum Nachmittag um 0,14 Prozent auf 169,06 Punkte. Bereits am Freitag waren die Anleihen unter Druck geraten. Die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen stieg auf minus 0,15 Prozent. Auch in den anderen Ländern der Eurozone stiegen die Renditen.

Marktbeobachter verwiesen auf steigende Inflationssorgen, die für Auftrieb bei den Renditen für Bundesanleihen sorgten. Vor allem die hohen Ölpreise haben die Sorgen vor einem stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise verstärkt. Allerdings machten EZB-Vertreter zuletzt immer wieder klar, dass die lockere Geldpolitik fortgesetzt wird.

So bezeichnete EZB-Ratsmitglied Ignazio Visco den Inflationsdruck in der Eurozone erneut als vorübergehend. Er sehe keine relevanten Zweitrundeneffekte. Die Löhne würden nicht substanziell steigen. Die Geldpolitik bleibe daher akkommodierend. In den USA und in Großbritannien haben die Notenbanken hingegen bereits einen bald beginnenden Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik vorbereitet.

„Bundesanleihen dürften zwischen beruhigenden Kommentaren der Europäischen Zentralbank und den Erwartungen von schnelleren Zinserhöhungen in den USA und dem Vereinigten Königreich hin- und hergerissen bleiben“, sagten Anleiheexperten der Commerzbank.

Von zwischenzeitlichen noch deutlicheren Verlusten erholten sich die Anleihen. Am Nachmittag stützten enttäuschende Industriedaten aus den USA die Festverzinslichen etwas. So ist die Industrieproduktion im September überraschend gefallen. Weiterhin belasten Probleme bei den internationalen Lieferketten die Produktion.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Anathomy / shutterstock.com

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