Spannungen in Nahost lassen Dax-Anleger kalt - nur leichte Verluste

Die Anleger am Börsenparkett in Frankfurt haben den Eingriff der USA in den Iran-Israel-Konflikt am Wochenende gelassen hingenommen. Nach anfänglichen Verlusten grenzte der Leitindex Dax das Minus schnell ein und überwand auch ein Tagestief im Mittagshandel. Letztlich schloss der Index so leichte 0,35 Prozent tiefer bei 23.269 Punkten.
Der MDax der mittelgroßen Werte glitt um 0,28 Prozent auf 29.283 Punkte ab. Der Euro Stoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor 0,22 Prozent.
USA bombardieren iranische Atomanlagen
Die USA hatten sich in der Nacht zum Sonntag dem Krieg Israels gegen den Iran angeschlossen und unterirdische iranische Atomanlagen bombardiert. Das Vorgehen von US-Präsident Donald Trump weckte international Befürchtungen über eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten. In der Folge hat Israels Armee nach eigenen Angaben noch Zugangswege zur iranischen Atomanlage Fordo angegriffen.
Laut den Experten der ING ist es die große Frage, wie der Iran auf die Attacke reagiert und wie sich dies auf die Energiemärkte auswirkt. Ein großes Risiko bestehe darin, dass der Iran versuchen könnte, den für den Öltransport wichtigen Seeweg durch die Straße von Hormus zu blockieren. Laut dem Rohstoffstrategen Warren Patterson glaubt der Markt aber noch nicht daran, weil die Meerenge vor allem für Transporte nach Asien relevant sei. Damit würde der Iran mit China ein ihm noch näherstehendes Land treffen.
Am Ölmarkt war ein Preisanstieg zu beobachten. Ökonomen der Deutschen Bank haben im Fall einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten davor gewarnt, dass der Ölpreis für die Nordseesorte Brent binnen kurzer Zeit von aktuell 77,50 auf 120 US-Dollar pro Barrel steigen könnte. Aktien der Lufthansa gaben wegen der Empfindlichkeit für Treibstoffkosten um 0,9 Prozent nach. Die Aktien von Tui verloren sogar 3,9 Prozent wegen befürchteter Einschränkungen der Reiseaktivität.
Rüstungswerte äußerst schwach
Kurz vor dem Nato-Gipfel in Den Haag waren die Papiere von Rheinmetall mit einem 1,3 Prozent großen Abschlag eine der schwächsten Aktien im Dax. Hier stützte es also nicht, dass sich die Bündnisstaaten in einem schriftlichen Entscheidungsverfahren einigten, die jährlichen verteidigungsrelevanten Ausgaben auf mindestens fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu erhöhen. Die Rekordrally der Rüstungswerte war seit Wochen schon ins Stocken geraten und weicht nun ein Stück weit der Skepsis.
Auch die MDax-Rüstungswerte Renk und Hensoldt gehörten mit Kursabschlägen von 5,2 Prozent und 2,1 Prozent zu den Verlierern am Montag. Mit Blick auf den Gipfel und die Zeit danach sieht Citigroup-Fachmann Charles Armitage eher Risiken als Chancen, denn Aktien wie Renk und Hensoldt preisten mehr Wachstum ein, als es das Investitionsziel für klassische Rüstung hergebe. Er rechnet außerdem bald mit der Diskussion darüber, ob die Länder das Ziel überhaupt erreichen können.
Ende der "Goldenen Ära" für Rückversicherer
Um 2,7 Prozent nach unten ging es für den Rückversicherer Munich Re, dessen Aktien von der US-Bank Morgan Stanley auf "Underweight" abgestuft wurden. Experte Hadley Cohen sieht die "Goldene Ära" der Rückversicherer am Ende, denn der Trend günstiger Preisentwicklung und steigender Erträge sei gekippt. Anleger sollten nun besser differenzieren. Neben Munich Re rechnet er fortan auch beim Schweizer Konkurrenten Swiss Re mit unterdurchschnittlicher Kursentwicklung.
Angepasst wurde auch wieder die Zusammensetzung der deutschen Indizes. Der Internetdienstleister Ionos hat im MDax den Technologiekonzern Jenoptik ersetzt, der dafür in den SDax abgestiegen ist. Dort sind die Beteiligungsgesellschaft Mutares und der IT-Dienstleister Nagarro zurückgekehrt anstelle des Biokraftstoff-Herstellers Verbio und des Spezialpharma-Unternehmens Medios.
Euro fester, Gold ebenfalls
Der Kurs des Euro legte unterdessen zu. Verluste, die der Euro nach den Angriffen der USA auf den Iran erlitten hatte, machte er vollständig wieder wett. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1537 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1472 (Freitag: 1,1515) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8716 (0,8684) Euro.
Gold verbesserte sich ebenfalls leicht. Das als Krisenwährung gefragte Edelmetall stieg im Preis um 0,60 Prozent auf 3.387 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). In Euro gerechnet betrug der Anstieg jedoch nur 0,07 Prozent.
(mit Material von dpa-AFX)