Dax schwächelt – unterstützende Impulse aus den USA helfen nicht mehr – Autosektor leidet unter Abverkäufen, Deutsche Bank setzt Rally fort, Kupfer auf 10-Jahreshoch
Zum Höhepunkt der Bilanzsaison fallen Europas Börsen im Vergleich zur Wall Street zurück. Der Dax büßte am Donnerstag 0,9 Prozent auf 15.154,20 Punkte und der EuroStoxx50 0,5 Prozent auf 3996,71 Zähler ein. An der Wall Street kletterten die Leitindizes S&P 500 und Nasdaq zwar zunächst auf Rekordhochs, konnten ihre Anfangsgewinne aber nicht halten.
„Einen unmittelbaren Grund für die Verkäufe gibt es nicht“, sagte ein Börsianer. Nach der Rally der vergangenen Monate sei eine Konsolidierung aber überfällig. Es sei auffällig, dass starke Quartalsergebnisse nur noch vereinzelt in steigende Aktienkurse umgemünzt werden könnten.
Zudem verpuffe das erneute Bekenntnis der US-Notenbank zu einer ultra-lockeren Geldpolitik, weil es allgemein erwartet worden sei, sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets. Die von US-Präsident Joe Biden in seiner Rede vor dem Kongress skizzierten billionenschweren Infrastruktur- und Sozialprogramme riskierten die Rückkehr der Inflation.
Ölpreis zieht an – Kupfer kratzt an 10.000 Dollar Marke
Rohstoff-Anleger ließen sich hiervon aber nicht beirren und setzten auf einen globalen Aufschwung. Bestätigt fühlten sie sich unter anderem durch das auf Jahresrate hochgerechnete überraschend starke US-Wachstum von 6,4 Prozent im ersten Quartal.
So verteuerte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee um 1,5 Prozent auf 68,30 Dollar je Barrel (159 Liter). Das Vertrauen in eine kraftvolle Erholung der Weltwirtschaft von den Folgen der Coronavirus-Pandemie sei ungebrochen, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM. Offenbar erwarteten Anleger von den explodierenden Fallzahlen in Indien und anderen Staaten keine nachhaltige Beeinträchtigung des Aufschwungs.
Kupfer stieg nach den US-Wachstumsdaten um bis zu 1,3 Prozent auf ein Zehn-Jahres-Hoch von 10.008 Dollar je Tonne. Gewinnmitnahmen machten die Gewinne aber größtenteils zunichte. Am Abend notierte das Industriemetall knapp im Plus bei 9898 Dollar.
Ethereum steht der Sprung über eine psychologisch wichtige Marke noch bevor. Die zweitwichtigste Cyber-Devise stieg um bis zu 3,5 Prozent und markierte mit 2802,45 Dollar den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch. Weil der Krypto-Primus Bitcoin schwächele, griffen Investoren verstärkt zu Währungen aus der zweiten und dritten Reihe, sagten Börsianer. Bitcoin fiel um gut ein Prozent auf 53.800 Dollar.
Aus „sicheren Häfen“ zogen sich Investoren dagegen zurück. Gold verbilligte sich um 0,8 Prozent auf 1767 Dollar je Barrel (159 Liter).
Touristikwerte im Aufwind
Am Aktienmarkt kletterte der Index für die Reise- und Tourismusbranche dank Fortschritten bei den Corona-Massenimpfungen auf bis zu 287,16 Punkte und markierte den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch.
Autosektor leidet unter starken Abverkäufen
Im Dax bewegten sich die Abschläge für Continental, Volkswagen, BMW und Daimler zwischen rund zwei und fast viereinhalb Prozent. Im MDax und SDax verzeichneten Papiere von Zulieferern wie Hella, Dürr und Leoni ähnlich hohe Einbußen. Der europäische Autosektor war mit minus 2,6 Prozent der mit Abstand schwächste in der Stoxx-600-Branchenübersicht.
BASF unter Druck
Die Agenda wurde außerdem von einer Vielzahl von Quartalsberichten geprägt. Im Dax büßten die BASF-Titel zeitweise deutlich ein, am Ende des Tages war das Minus mit 0,52 Prozent nicht mehr ganz so hoch. Der Chemiekonzern war mit einem Gewinn- und Umsatzsprung ins neue Jahr gestartet und hatte den Ausblick angehoben. Als Haar in der Suppe machte ein Börsianer den Ergebnis-Ausblick aus, der nicht ganz so optimistisch wie das neue Umsatzziel sei. Auch Gewinnmitnahmen hätten eine Rolle gespielt.
Deutsche Bank weiterhin gefragt
Die Anteile der Deutschen Bank setzten ihre Vortagesrally fort und kletterten auf den höchsten Stand seit dem Frühjahr 2018. Aus dem Handel gingen sie wie auch schon tags zuvor als Dax-Spitzenreiter – diesmal mit einem Plus von gut drei Prozent.
Aixtron auf Talfahrt
Die Aixtron-Titel waren im MDax mit einem Rutsch von fast zehn Prozent abgeschlagenes Schlusslicht. Der LED- und Chipindustrieausrüster hatte zwar den Gewinnausblick angehoben, konnte die hoch gesteckten Erwartungen an das erste Quartal aber nicht ganz erfüllen. Zudem gab es einen Rückschlag beim Hoffnungsträger Oled-Projekt.
Fielmann enttäuscht mit Ausblick
Im Nebenwerteindex SDax waren Fielmann nach Zahlen mit minus 4,8 Prozent unter den größten Verlierern. Marktteilnehmer bemängelten, dass die Optikerkette einen konkreten Ausblick vermissen ließ.
Apple und Facebook liefern starke Zahlen
Bei Apple und Facebook stiegen Investoren ein. Analysten lobten die Geschäftszahlen der beiden Technologiekonzerne als beeindruckend. Facebook-Titel kletterten um bis zu acht Prozent auf ein Rekordhoch von 311,81 Dollar. Apple-Papiere gewannen ein knappes Prozent.
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