Autobauer: Es hagelt schlechte Nachrichten ++ Wirecard: Bafin schiebt einen Riegel vor Short-Spekulationen ++ Deutsche Bank: HNA reduziert Anteil weiter

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wenn es nicht so traurig wäre, dann könnte die Bundeskanzlerin wahrscheinlich darüber lachen. Das US-Handelsministerium sieht wohl in europäischen Fahrzeugen eine Gefahr für die nationale Sicherheit. Die Bundeskanzlerin findet diese Einschätzung allerdings alles andere als lustig und ist richtig sauer. Sollte die amerikanische Behörde diese Empfehlung offiziell abgeben, dann hat Donald Trump freie Hand für Strafzölle auf europäische Fahrzeuge. Binnen 90 Tagen kann der US-Präsident entscheiden, ob er Sonderzölle erheben will. Bislang hat er Sonderabgaben in Höhe von 25 Prozent in den Raum gestellt. Das könnte laut Berechnungen des ifo-Instituts die Exporte in die USA um 7,7 Prozent schrumpfen lassen, was einem Wert von 18,4 Milliarden Euro entspricht. Besonders betroffen wäre davon die deutschen Autobauer.

Handelskrieg vorprogrammiert

Sollte Donald Trump in den kommenden 90 Tagen wirklich Strafzölle auf Fahrzeuge aus der europäischen Union erheben, dann hat die EU schon mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. Damit könnte der US-Präsident den zweiten großen Handelsstreit der USA anzetteln.

Deutsche Autobranche haben es immer schwerer

Neben möglichen Strafzöllen fegt heute auch Berenberg mit eisernen Besen über die Branche. Lediglich BMW kommt bei den Analysten halbwegs milde davon. Hier lautet das Votum der deutschen Privatbank immerhin „Hold“ bei einem Kursziel von 71 Euro. Daimler und VW kommen deutlich schlechter weg. Der Stuttgarter Autobauer wird auf „Sell“ abgestuft und die Wolfsburger bleiben auf „Sell“. Das Kursziel für Daimler sieht die Berenberg Bank jetzt bei 46 Euro und bei VW liegt es bei 125 Euro. Ein nachlassender zyklischer Rückenwind und mangelnde strukturelle Verbesserungen der Autoindustrie signalisierten eine Margenerosion im Sektor, schrieb Analyst Alexander Haissl in einer am Montag vorliegenden Branchenstudie.

Zulieferer kommen auch nicht viel besser weg

Einziger kleiner Lichtblick in der Branchenstudie ist die Aktie von Continental. Für das Wertpapier geht es von „Sell“ auf „Hold“ rauf. Damit das Lob aber nicht zu überschwänglich wird, geht es mit dem Kursziel von 150 auf 140 Euro bergab. Die Aktien von Schaeffler und Hella bleiben nach der Branchenstudie auf „Hold“. Die Kursziele werden aber deutlich gesenkt. Für Schaeffler geht es von 12 auf 8 Euro runter und bei Hella wird das Kursziel von 45 auf 40 Euro gesenkt.

Und es gibt noch eine schlechte Nachricht

Heute kommt es knüppeldick für die deutschen Autobauer. Neben möglichen Strafzöllen, einer Branchenstudie, die keine guten Aussichten für die Autobauer sieht, kommen auch noch die Absatzzahlen aus China dazu.  Der chinesische Automarkt startet auch ins neue Jahr mit schwächeren Verkäufen. Auf dem wichtigsten Einzelmarkt der deutschen Autobauer ging der Gesamtabsatz im Januar um 4 Prozent auf 2,18 Millionen Autos zurück, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Montag in Peking mitteilte. Der Verband zählt Pkw, SUVs, Minivans und kleinere Mehrzweckfahrzeuge.

Im vergangenen Jahr waren die Autoverkäufe im Land zum ersten Mal seit über 20 Jahren zurückgegangen. Der Zollstreit zwischen den USA und China verunsichert die chinesischen Autokäufer, zudem lasten eine hohe Verschuldung, der schwächelnde Immobilienmarkt und eine generell weniger dynamische Konjunktur auf dem Verbrauchervertrauen.

Dax kommt gegen die Autobauer nicht an

Die schlechten Nahrichten aus rund um die deutschen Autobauer drücken die Aktien von Daimler, BMW und VW über 1 Prozent ins Minus. Das lässt den Dax auch nicht kalt. Obwohl er im Plus erwartet worden ist, startet er mit negativen Vorzeichen in die neue Handelswoche. Er liegt mit 0,12 Prozent im Minus bei 11.286,47 Punkten.

So verpassen Sie keine wichtige Nachricht mehr! Der kostenlose Newsletter onvista weekly - hier geht es zur Registrierung.

Wirecard stürmt an die Spitze

Die Aktien des Bezahldienstleisters setzen sich zu Handelsbeginn direkt an die Spitze im deutschen Leitindex. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat neue Spekulationen auf fallende Aktienkurse beim Zahlungsdienstleister Wirecard untersagt. Ab sofort sei es für zwei Monate verboten, neue Netto-Leerverkaufspositionen in Aktien der Wirecard AG zu begründen oder bestehende Netto-Leerverkaufspositionen zu erhöhen, teilte die Behörde am Montag in Bonn mit. Leerverkäufer sind Spekulanten, die mit fallenden Kursen Geld verdienen wollen. Es bestehe das Risiko, dass die Verunsicherung des Marktes hinsichtlich einer angemessenen Preisbildung bei Wirecard-Aktien zunehme und sich zu einer generellen Marktverunsicherung ausweite, hieß es von der Bafin.

Kurz & knapp:

Deutsche Bank: Der chinesische Mischkonzern HNA hält nun noch 6,3 Prozent und damit 1,3 Prozentpunkte weniger als laut jüngsten Angaben der Deutschen Bank. Der Vorgang ist für Experten zwar keine Überraschung – Kreisen zufolge will HNA alle seine Deutsche-Bank-Aktien abstoßen -, Händler sahen darin dennoch eine Belastung für die Aktien. Die Spekulationen über einen Komplettausstieg dürften nun wieder hochkochen, erklärte einer der Börsianer. Werfen Großaktionäre Aktienpakete auf den Markt, belastet das in der Regel die Kurse zumindest vorübergehend.

Grammer: Gemäß vorläufiger Ergebnisse hat sich der Grammer Konzern im Geschäftsjahr 2018 erfolgreich in dem für die Automobil- und Zuliefererbranche allgemein schwierigen Marktumfeld behauptet: Erneut erwirtschaftete der internationale Zulieferer für Pkw Innenausstattung und Nutzfahrzeug-Sitze einen Rekordumsatz in Höhe von 1,86 Milliarden Euro, eine Steigerung um rund 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das operative Ergebnis vor Währungseffekten und sonstigen Einmal- oder Sondereffekten (operatives EBIT) hielt sich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen mit rund 76 Millionen Euro nahezu auf Vorjahresniveau (Vorjahr 80 Millionen). Die operative EBIT-Rendite blieb mit 4,1 Prozent ebenfalls fast unverändert (Vorjahr 4,5 Prozent)

Vapiano: Obwohl der Kölner Restaurantbetreiber die eigenen Prognosen für das Jahr 2018 zuerst im September, dann nochmals im November gesenkt und den Chef ausgetauscht hatte, wird Vapiano auch diesen Ausblick nach den vorläufigen Zahlen nicht halten können, wie die Kölner am Freitag nach Börsenschluss bekannt gaben. Die Aktie wird dafür heute mit einem zweistelligen Minus von den Anlegern bestraft.

Von Markus Weingran

DAS WICHTIGSTE DER BÖRSENWOCHE – IMMER FREITAGS PER E-MAIL

Zum Wochenende die Top Nachrichten und Analysen der Börsenwoche!

Hier anmelden >>

Bild: xieyuliang / Shutterstock.com

Meistgelesene Artikel